Vor Vertretern der Tourismusbranche sagte Samih Sawiris am Dienstag, dass sich die in Schweizer Bergorten nicht gerade gängige Strategie, Hotels das ganze Jahr über offen zu lassen, bereits auszahle. «Wenn es so weiter geht, werden wir im Hotel The Chedi nächstes Jahr keinen Monat mehr rote Zahlen schreiben», sagte Sawiris an einem vom Anlegerportal Schweizeraktien.net organisierten Branchentalk in Andermatt.
Sawiris kritisierte das in der Schweiz oft fehlende Destinationendenken. Aus Angst davor, dass der andere mehr kriege als man selbst, werde an den Tourismusorten zu wenig gemeinsam angepackt, zu wenig das grosse Ganze betrachtet, so Sawiris vor den rund 100 Anwesenden. In Andermatt sei das anders.[IMG 2]
Ein Beispiel dafür nannte Khaled Bichara, der Chef von Orascom Development Holding, jenem Konzern also, der knapp die Hälfte an Andermatt Swiss Alps hält. Die Konzerthalle in Andermatt, die diesen Sommer mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker eröffnet wurde, rechne sich als einzelne Investition nicht, so Bichara. Im grossen Bild aber, das heisst für die Destination Andermatt als Ganzes, werde die Halle ihre Wirkung entfalten und zur Rentabilität des ganzen Resorts beitragen.
[IMG 3]Noch in den roten Zahlen
Das Feriendorf Andermatt Reuss besteht derzeit aus zwei Hotels und zahlreichen Apartmenthäusern. Ebenfalls bereits umgesetzt ist die Zusammenlegung und Modernisierung der Skigebiete Andermatt und Sedrun. Nächste Etappe im Resort Andermatt wird die Eröffnung eines Familienhotels sowie sechs weiterer Apartmenthäuser sein.
In den vergangenen Jahren wurden in Andermatt rund eine Milliarde Franken in Tourismusprojekte investiert. Die Andermatt Swiss Alps AG, welche die Destination Andermatt entwickelt und betreibt, gehört derzeit mehrheitlich Samih Sawiris privat. Die börsenkotierte Orascom Development Holding, die ebenfalls von Sawiris kontrolliert wird, wird dieses oder nächstes Jahr aber wieder die Mehrheit am Andermatter Resort übernehmen.
Momentan ist Andermatt noch ein Verlustgeschäft. 2018 hat Andermatt Swiss Alps einen Verlust von 41 Millionen Franken geschrieben.
Einzelne Elemente schreiben aber gemäss Medienberichten inzwischen schwarze Zahlen. Dass das Resort als Ganzes die Gewinnschwelle erreiche, hänge zu einem hohem Grad vom Timing der weiteren Ausbauschritte ab, hiess es im Frühling an der Bilanzmedienkonferenz von Andermatt Swiss Alps.[IMG 4]
Touristische Grossprojekte
Björn Zern, Partner von Schweizeraktien.net, organisierte den Branchentalk Tourismus in diesem Jahr bereits zum 5. Mal. Die Tagung fand im Feriendorf Andermatt Reuss, im Hotel Radisson Blu Reussen zum Thema «Erfolgsfaktoren von touristischen Grossprojekten» statt.
Zu den Referenten und Gesprächspartnern an der eintägigen Veranstaltung gehörten neben Sawiris und Bichara auch Urs Kessler (CEO Jungfraubahn), Norbert Patt (CEO Titlis Bahnen). Sie berichteten von ihren Erfahrungen mit den Projekten V-Bahn und Titlis 3020. Einen Auftritt hatte auch die Urner CVP-Regierungsrätin Heidi Z'graggen. (awp/sda/htr)