«Die Situation ist unter Kontrolle, das Contact Tracing der Kantone funktioniert», teilten die Behörden nach einem gemeinsamen Treffen mit. Doch die Herausforderungen blieben gross.

«Die Situation ist fragil», sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Donnerstagabend vor den Bundeshausmedien und wiederholte damit seine Einschätzung der vergangenen Wochen. In praktisch allen Regionen stiegen die Fallzahlen.

Berset appellierte erneut an die Eigenverantwortung der Bevölkerung: «Es ist nicht einfach, die Abstands- und Quarantäneregeln einzuhalten, aber tun Sie es.» Es gelte zu verhindern, dass die Situation ausser Kontrolle gerate.

«Kapazitäten nicht unendlich»
Laut Lukas Engelberger, dem Präsidenten der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), funktioniert das Contact Tracing und das Quarantänemanagement derzeit noch. Auch die Lage in den Spitälern und Heimen sei stabil, es gebe genügend Schutzmaterial. «Aber die Kapazitäten sind nicht unendlich.» Die Kontaktverfolgungsteams in den Kantonen stünden unter hoher Belastung.

Die GDK empfiehlt den Kantonen eine Reihe von Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, beispielsweise eine Ausweispflicht in Clubs, Personenobergrenzen in Gastbetrieben oder an Veranstaltungen oder eine Maskenpflicht in Läden.

Engelberger vermutet, dass die Masken den Alltag in der Schweiz in den kommenden Monaten wohl noch stärker prägen werden als heute. Das sei aber immer noch besser, als zu gravierenden Massnahmen zu greifen. «Wir sind derzeit weit weg von Schliessungen, müssen aber schauen, dass es so bleibt.»

Probleme bei Datenübermittlung
Dazu brauche es auch Verbesserungen im Krisenmanagement, erklärte Berset. Er kritisierte, dass bei 40 Prozent der positiven Corona-Fälle der klinische Befund nicht beim Bund eintreffe. So sei es schwierig, herauszufinden, wo sich der Patient oder die Patientin angesteckt haben könnte. «Das ist inakzeptabel.» Der Bund brauche sichere Daten aus den Arztpraxen und den Spitälern.

Auch die Verwaltung der Daten beim Bund könne noch besser werden, sagte Berset. Insgesamt sei man aber gut unterwegs. Das bestätigte auch Kantonsvertreter Engelberger. Zwar gebe es «hie und da Klärungsbedarf» zwischen Bund und Kantonen. Die Probleme könnten aber oft unbürokratisch gelöst werden.

Einheitliche Regeln in Profiligen
Am Treffen vom Donnerstagnachmittag diskutierten die Behörden auch über die Kriterien für die Bewilligung von Grossanlässen ab Anfang Oktober. Die Kantone forderten nach Bekanntgabe des Lockerungsschrittes vom Bundesrat «griffige Rahmenbedingungen» für Anlässe ab tausend Personen.

Entscheide dazu wurden noch nicht gefällt. Ein Vorschlag liege aber auf dem Tisch, sagte Berset. Die Kantone würden nächste Woche konsultiert. Zum Inhalt wurde nur Generelles bekannt: So sollen die Kantone abhängig von der epidemiologischen Lage und den Kapazitäten beim Contact Tracing in ihrer Region Anlässe bewilligen oder verbieten können. Dabei soll es einen Rahmen geben, den alle Kantone einhalten müssen. Sie haben aber Spielraum für eigene Entscheide.

Klar ist auch, dass Spiele der nationalen Fussball- und Eishockeyligen spezifisch geregelt werden. Ein Treffen mit Vertretern der Profiligen sowie Swiss Olympic hat laut dem Bundesrat bereits stattgefunden. Austausche mit weiteren Verbänden aus Sport und Kultur sind vorgesehen. (sda)