«Wir gehen davon aus, dass die Fallzahlen im Herbst wieder steigen», sagte Bundesrat Alain Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern. «Die Saisonalität, Reisen ins Ausland, die Anzahl nicht geimpfter Personen und neue Virusvarianten sind die Gründe dafür, dass die Zahlen wieder ansteigen könnten», so der Gesundheitsminister.
Deshalb habe der Bundesrat eine erste Planung für die kommenden Monate vorgenommen und erstmals die Möglichkeit über mehrere Monate hinweg zu planen. «Das ist auch eine Rückkehr zur Normalität», ergänzte er. So müsse nicht immer alles innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes entschieden werden.
Die Regierung will aus den Fehlern des Vorjahres lernen und auf einen allfälligen Wiederanstieg der Corona-Fallzahlen besser vorbereitet sein. Im Sommer 2020 war die epidemiologische Lage ähnlich wie heute. Man fühlte sich in Sicherheit – bis im Herbst die zweite Corona-Welle das Land erfasste und überraschte. Das soll sich nicht wiederholen. Der Bundesrat hat am Mittwoch an einer Sitzung deshalb das weitere Vorgehen beraten.
Sollten die Ansteckungszahlen steigen – zum Beispiel, weil der Anteil nicht geimpfter Personen zu hoch ist oder sich das Wetter ändert –, sieht der Bundesrat drei zentrale Massnahmen vor: die schnelle Erkennung von neuen Virusvarianten, die Erhöhung der Impfbereitschaft und die Vorbereitung der dritten Impfung nach zwölf Monaten.
Sollte eine Virusvariante auftreten, bei der der Impfschutz nicht trägt, müssen laut Bundesrat Anpassungen beim mRNA-Impfstoff vorgenommen werden. Diese würden innerhalb von sechs Monaten möglich sein.
Die Saisonalität, Reisen ins Ausland, die Anzahl nicht geimpfter Personen und neue Virusvarianten sind die Gründe dafür, dass die Zahlen wieder ansteigen könnten.
Alain Berset, Vorsteher Eidgenössisches Departement des Innern (EDI)
Da in Ländern, in denen die Delta-Variante vorherrschend ist, überdurchschnittlich viele Ansteckungen in Schulen festgestellt werden, werden die Kantone aufgefordert, dass der Schulbetrieb mit repetitiven Tests nach den Ferien aufrechterhalten werden kann.
Im Hinblick auf den Herbst sollen auch die Kapazitäten für die Kontaktverfolgung sichergestellt werden.
Erweiterung der Covid-App im Juli
Schliesslich hat der Bundesrat entschieden, die Swiss-Covid-App per Anfang Juli um eine Check-in-Funktion zu erweitern. Mit der neuen Funktion könne die Kontaktverfolgung gezielt ergänzt werden, teilt der Bundesrat mit.[RELATED]
Das dezentrale System zeichnet keine persönlichen Daten auf und nutzt weder Bluetooth noch GPS. Die Check-in-Funktion soll bei kleineren Veranstaltungen eingesetzt werden – zum Beispiel bei privaten Treffen, Sporttrainings, Chorproben und kleinen Konzerten oder in Sitzungszimmern.
Veranstalterinnen und Veranstalter können direkt in der App einen QR-Code erstellen, den die Gäste bei ihrer Ankunft einscannen, um sich so bei der Veranstaltung einzuchecken. Nach der Veranstaltung bestätigen die Gäste in der App, dass sie die Veranstaltung verlassen haben.
Diese Informationen werden auf dem eigenen Mobiltelefon während 14 Tagen lokal gespeichert und danach automatisch gelöscht. Wird eine Person nach einer Veranstaltung positiv auf das Coronavirus getestet und gibt den Covid-Code in die Swiss-Covid App-ein, erfolgt eine automatische Benachrichtigung an alle Gäste, die im gleichen Zeitraum bei derselben Veranstaltung eingecheckt waren. (sda/npa)