Erstmals in seiner 134-jährigen Verbandsgeschichte lanciert der Verband hotelleriesuisse zusammen mit seinen Regionalverbänden eine Initiative - die sogenannte Fair-Preis-Initiative. Mit fairen Preisen für Schweizer Unternehmen könnten Hoteliers einen direkten Gewinn beim Einkauf und der Wartung von Investitionsgütern wie Sanitär, Lüftung, Heizung, Kühlung, und Kochgeräten sowie im Getränke-, Möbel- und Textilbereich erzielen, so die Hoffnung.
Für Andreas Züllig, Präsident hotelleriesuisse und Mitglied des Initiativkomitees habe die Kostensenkung höchste politische Priorität. «Die Initiative leistet einen wichtigen Beitrag dazu», so Züllig.
Die Beherbergungsbranche stehe als Teil der Exportindustrie im direkten Konkurrenzkampf mit dem restlichen Europa. Im Gegensatz zu anderen KMU der Exportindustrie fehle den Hoteliers aber die Möglichkeit, ihre Unternehmen ins Ausland zu verlagern, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Eine der wenigen Möglichkeiten für die Branche, ihre Kosten namhaft zu senken, bestehe im Einkauf von Produkten und Dienstleistungen, zum Beispiel Kauf und Wartung von sanitären Anlagen, Lüftungen, Heizungen, Kühlungen oder Kochgeräten, sowie im Getränke- Möbel- und Textilbereich. Allerdings bezahle das Gastgewerbe für diese Vorleistungen in der Schweiz bis zu 200 Prozent mehr als in den Nachbarländern, hält hotelleriesuisse fest.
Gleichzeitig sind die höheren Kosten für Produkte in der Schweiz nur bedingt durch höhere Schweizer Lohn-, Infrastruktur- oder Mietkosten bedingt. Vielmehr nutzten ausländische Lieferanten ihre Marktmacht beziehungsweise die hohe Kaufkraft der Schweizer Kunden gezielt aus. Dadurch schöpften sie Kaufkraft ab und schadeten der Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Unternehmen.
Oliver Müller, Direktor von Swissmechanic: «Die gleichen Unternehmen, welche uns im Inland gerne beliefern und als Kunden schätzen, weisen uns als Kunden im Ausland ab. Der so ausgeübte Zwang, über die von Lieferanten vorgeschriebenen Kanäle einzukaufen, führt zu zusätzlichen Wettbewerbsnachteilen für Schweizer Unternehmen.»
Die Kernanliegen der Fair-Preis-Initiative
Damit solche Praktiken in Zukunft unterbunden werden, wollen die Initianten für gleich lange Spiesse sorgen: Bereits heute verbietet das Kartellgesetz sogenannten «marktmächtigen Unternehmen» Abreden, die den Wettbewerb erheblich beeinträchtigen und sich nicht durch «Legitimate Business Reasons» begründen lassen. Die Fair-Preis-Initiative will die Schwelle, ab wann ein Unternehmen als marktmächtig anzusehen ist, herabsetzen. Dazu führt sie den Begriff der «relativ marktmächtige Unternehmen» ein.
Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse erklärt: «Es gibt viele ausländische Unternehmen, die zwar nicht als marktbeherrschend eingestuft werden, von denen viele KMU in der Schweiz aber abhängig sind, und zwar deshalb, weil sie auf deren Waren oder Dienstleistungen mangels Ausweichmöglichkeit angewiesen sind. Denken sie an ein Software-Update oder an Originalersatzteile.»
Viele dieser Unternehmen zwingen Nachfrager in der Schweiz, bei ihnen in der Schweiz zu überhöhten Preisen einzukaufen. Mit der Fair-Preis-Initiative soll dieser faktische Beschaffungszwang im Inland aufgehoben werden. Künftig können Unternehmen nach ihrer freien Wahl auch im Ausland diskriminierungsfrei zu den dort von den Anbietern selbst praktizierten Preisen einkaufen. Die diskriminierungsfreie Beschaffung von Waren im Ausland soll grundsätzlich auch für den internationalen Online-Handel gelten.
Von fairen Preisen profitiere die Schweiz gleich dreifach, ist Prisca Birrer-Heimo, Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) und Co-Präsidentin des Initiativkomitees überzeugt. «Erstens kaufen wieder mehr Konsumentinnen im Inland statt im benachbarten Ausland ein. Zweitens bleibt den Konsumenten bei tieferen Preisen für Importprodukte mehr Geld im Portemonnaie – das erhöht die Kaufkraft. Drittens müssen Schweizer Unternehmen weniger ho he Preise für importierte Güter wie Maschinen oder Betriebsmittel bezahlen und können damit ihre Konkurrenzfähigkeit verbessern und Arbeitsplätze sichern.»
Nicht von der Volksinitiative betroffen sind unter anderem landwirtschaftliche Produkte, die unter das Agrarregime fallen. «Hier sind die höheren Preise politisch gewollt», so Casimir Platzer. «Sie entstehen vor allem durch Schutzzölle, Importkontingente und technische Handelshemmnisse, also durch Hürden, die der Staat aufbaut. Hingegen gibt es bestimmt keinen politischen Willen, ausländischen Konzernen zu erlauben, hier ihre Vertriebssysteme abzuschotten und so missbräuchliche Schweiz-Zuschläge durchzusetzen.»
Die Unterschriftensammlung für die Initiative ist ab heute eröffnet. Unterschriftenbögen können hier heruntergeladen werden.
Folgende Organisationen sind Mitglieder im Verein «Stop der Hochpreisinsel - für faire Preise»:
- AM Suisse (vormals Schweizerische Metall-Union SMU)
- Associazione consumatrici e consumatori della Svizzera italiana ACSI
- BKW Energie AG
- Fédération romande des consommateurs FRC
- GastroSuisse (mit den Regionalverbänden Bern, Fribourg, Graubünden, Jura, Luzern, Nidwalden, Solothurn, Ticino, Valais, Vaud und Zürich)
- Société des Cafetiers, Restaurateurs et Hôteliers de Genève Wirteverband Basel-Stadt
- hotelleriesuisse (mit den Regionalverbänden Valais, Romandie, Berner Oberland, Bern + Mittelland, Graubünden, Luzern, Zürich)
- KMU-Komitee für faire Importpreise
- Payot SA
- Schweizer Bäcker-Confiseure SBC
- Schweizerischer Drogistenverband SDV
- Seilbahnen Schweiz
- Stiftung für Konsumentenschutz SKS
- Swissmechanic
(htr/pt)