Sowohl der Nationalrat als auch der Ständerat haben Motionen angenommen, die eine Stärkung der höheren Fachschulen verlangen. Ob auch eidgenössische Titel eingeführt werden sollen, ist jedoch umstritten.
Die Motion von Ständerätin Anita Fetz (SP/BS), welcher der Ständerat in der Sommersession zugestimmt hatte, forderte ursprünglich einen Bezeichnungsschutz, eidgenössische Titel, durch den Bund unterzeichnete Diplome sowie die Möglichkeit institutioneller Anerkennung.
Das ging dem Nationalrat in der Wintersession zu weit. Er wollte sich angesichts der Diversität der höheren Fachschulen nicht auf die Art festlegen, wie die Positionierung verbessert werden kann. Die grosse Kammer änderte den Text der Motion so ab, dass nur eine klarere Positionierung der Fachschulen verlangt wird. Das entspricht einer Motion, welche die nationalrätliche Bildungskommission lanciert hat.
Beide Vorstösse nahm der Ständerat am Montag stillschweigend an. Nun ist der Bundesrat an der Reihe, die rechtlichen Grundlagen so anpassen, dass die höheren Fachschulen mit eidgenössisch anerkannten Bildungsgängen und ihre Abschlüsse national und international klar als Teil der schweizerischen Berufsbildung positioniert sind.
Die Entscheidung des Bundesparlaments wird seitens hotelleriesuisse begrüsst. Die höheren Fachschulen (HF) sind für Wirtschaft und Gesellschaft der Schweiz von hoher Bedeutung. Pro Jahr erwerben rund 8’500 Personen ein HF-Diplom und weitere 1’400 bilden sich in einem Nachdiplomstudiengang HF weiter. Dazu gehören auch die dipl. Hôteliers-Restaurateurs / Hôtelières-Restauratrices HF und dipl. Hotelmanager/-innen NDS. Deren Expertise und Innovationskraft seien nicht wegzudenken aus der schweizerischen Hotellerie, so der Verband.
Derzeit sind HF-Absolvierende in der Schweiz im internationalen Vergleich im Nachteil. Sie stossen auf Schwierigkeiten den Wert ihrer Ausbildung gegenüber den geläufigen akademischen Abschlüssen im Ausland verständlich zu machen.
Zum Beispiel enthalten ihre Abschlüsse im Gegensatz zu allen anderen Abschlüssen der Berufsbildung nicht den Zusatz «eidgenössisch», und ihre Diplome werden nicht vom Bund unterzeichnet – dies, obwohl jeder einzelne Bildungsgang ein aufwändiges eidgenössisches Anerkennungsverfahren zu durchlaufen hat.
Die international übliche und für Partnerschaften wichtige staatliche Anerkennung als Bildungsinstitution ist bis anhin nicht möglich – auch nicht in Ergänzung zur Anerkennung der einzelnen Bildungsgänge. Zudem ist die Bezeichnung «höhere Fachschule» zwar Teil jeder Grafik des schweizerischen Bildungssystems, aber zur Zeit in keiner Weise geschützt.
Der Unternehmerverband der Schweizer Hotellerie fordert den Bundesrat nun auf, den Auftrag des Bundesparlements wirkungsvoll umzusetzen und die rechtlichen Grundlagen so anzupassen, dass die Zugehörigkeit und der Beitrag der höheren Fachschulen zur schweizerischen höheren Berufsbildung klar erkennbar werden. (htr)