Die Zahl der eröffneten Firmen- und Privatkonkursverfahren ging vergangenes Jahr in der gesamten Schweiz um 6,6 Prozent zurück, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Mittwoch mitteilte. Zum Vergleich: 2019 wurden rund 13'800 Insolvenzen registriert, 2020 waren es nur noch 12'900.
Dabei wurden in allen Regionen der Schweiz weniger Konkursverfahren eröffnet als im Vorjahr, die Zahl des Rückgangs schwankte aber je nach Region stark. Am schwächsten war der Rückgang mit 2,8 Prozent in der Nordwestschweiz. Am stärksten gingen die Konkurseröffnungen mit 15,9 Prozent im Tessin zurück.
Auf kantonaler Ebene zeigten sich mit rund einem Viertel weniger Konkurseröffnungen in Glarus und Graubünden die stärksten Abnahmen. In absoluten Zahlen wurde aber in den Kantonen Tessin, Genf und Waadt mit über 100 weniger Insolvenzen als im Vorjahr der stärkste Rückgang verzeichnet. Lediglich in vier Kantonen nahmen die Konkurseröffnungen zu: In Schwyz (+13), Luzern (+32), Obwalden (+15) und Uri (+3). Ausserdem gab es im Halbkanton Basel-Stadt genau eine Konkurseröffnung mehr als im Vorjahr.
Noch stärker als die Konkurse gingen laut der Mitteilung die Betreibungen zurück. 2019 wurden noch knapp 3,1 Millionen Zahlungsbefehle ausgestellt, im letzten Jahr waren es nur noch knapp 2,7 Millionen. Auch die Betreibungen auf Pfändung sowie die Betreibungen auf Pfandverwertung gingen deutlich zurück.
Zahlen zeigen nicht das wahre Abbild
Dass die Konkurse im vergangenen Jahr wegen der Coronakrise und deren verheerenden Auswirkungen auf die Firmenlandschaft in der Schweiz nicht mehr zugenommen haben, erklären die Statistiker vom BFS mit den Massnahmen des Bundes zur Verhinderung von Konkursen: Einerseits habe der Bundesrat die Unternehmen sehr früh von der Pflicht der Überschuldungsanzeige befreit. Das heisst, Unternehmen, die per Ende 2019 finanziell gesund waren, mussten eine drohende Überschuldung nicht mehr melden.
Als zweite Massnahme führte der Bund eine «Covid-19-Stundung» für KMU ein. Das bedeutet, dass die Fälligkeit von finanziellen Forderungen um drei Monate hinausgeschoben werden konnte. Zudem hat der Bund mit der Härtefallklausel Unternehmen finanziell unter die Arme gegriffen.
Aus diesen Gründen sei keine klare Interpretation der Konkurszahlen von 2020 möglich, heisst es im Communiqué. Um hingegen das volle Ausmass der Coronakrise auf die Schweizer Wirtschaft und insbesondere die Anzahl Konkurse zu sehen, müsse man mindestens dieses oder sogar das nächste Jahr abwarten.
Im März steigen Konkurse
Einen ersten Hinweis darauf, wie die Entwicklung weitergeht, dürfte die aktuelle Auswertung des Informationsdienstleisters CRIF liefern: Laut einer ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung nahmen die Firmenkonkurse im März 2021 schweizweit erstmals seit Beginn der Krise wieder zu. Und zwar um 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im März hätten 688 Firmen Konkurs angemeldet, im Vorjahr waren es noch 592. Gegenüber dem Vormonat Februar stieg die Anzahl der Konkurseröffnungen sogar um über ein Drittel.
Am stärksten war der Anstieg laut der Mitteilung im Gesundheitswesen. In diesem Bereich wurden fünfmal so viele Konkurse verzeichnet wie 2020. Auch im Bereich Personalvermittlung vervierfachte sich die Anzahl Konkurse. In der Gastronomie, die bekanntlich von der Coronakrise besonders betroffen ist, meldeten zwar diesen März weniger Firmen Konkurs an als im Vorjahr. Gegenüber Februar stiegen die Insolvenzen von Restaurants und Bars allerdings um 54 Prozent. Im Bereich Beherbergung nahmen die Konkurseröffnungen gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent zu.
CRIF wertet für seine Erhebung alle Handelsregistereinträge von Firmen aus. Im Gegensatz zur Auswertung des BFS fallen dabei die privaten Konkurse nicht ins Gewicht. (awp sda)