Spumante, Sekt, Champagner, weltweit wird immer mehr Schäumendes getrunken. Mengenmässiger Überflieger ist Prosecco, über 700 Millionen Flaschen werden davon mittlerweile verkauft, mehr als doppelt so viel als Champagner. Zwar hat das Jahr 2020 die Festlaune getrübt, und die Verkäufe waren erstmals rückläufig, doch heute schon werden wieder neue Verkaufsrekorde verzeichnet. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten entdecken, dass sich Schaumwein nicht bloss zum Anstossen eignet, sondern ebenso als Essensbegleiter, gerade eine vegetarische, leichte Küche bietet viele exzellente Kombinationsmöglichkeiten. Und auch Weinproduzenten kommen zunehmend auf den Geschmack, denn alles, was sprudelt, verspricht Mehrwert.
Stefan Keller ist regelmässiger Autor bei der «Schweizerischen Weinzeitung» und ist in der Valtellina als Weinproduzent tätig. Er zählt zu den Gründern der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses und ist Ehrenmitglied des Sommelier-Verbands Schweiz. Stefan Keller lebt und arbeitet in der Schweiz und in Wien.
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Im Windschatten der drei Grossen Prosecco, Champagner und Cava entwickeln sich andere Regionen prächtig, so etwa Franciacorta, Clàssic Penedès, Trento DOC, Alta Langa. In Österreich, lange dominiert von Sekthäusern wie Schlumberger, Kattus und Szigeti, mischen Winzersekte den Markt auf und haben nicht nur qualitativ schon viel erreicht. Die Bezeichnung Sekt Austria wurde eingeführt, sie ist Produkten vorbehalten, die aus einheimischen Trauben gekeltert sind; man spricht davon, dass bereits zehn Prozent der gesamten Ernte versektet wird. Sekt Austria gibts in den Kategorien Klassik, Reserve und Grosse Reserve, und sie werden etwa am Tag des Sektes im Oktober zelebriert. Auch in der Schweiz blubberts. Klassiker stammen von den Neuenburger Weinhäusern Mauler und Bouvier und vom Walliser Cave du Tunnel. Schweizer Winzerinnen und Winzer wollen vom Boom profitieren, und viele bieten mittlerweile ebenfalls Schäumer an. Noch sind es allerdings wenige, die ihn von A bis Z auch selber herstellen, die meisten lassen ihre Grundweine durch spezialisierte Firmen versekten.
Hochwertige Schaumweine serviert man vorzugsweise nicht in Flûtes oder Sektschalen, sondern in Kelchen, so wie die besten Weine serviert werden, und so sorgfältig, wie man den Korken entfernt, so sacht lässt man das Prickelnde auch ins Glas rieseln.
Kostproben
Aus dem Hügelgebiet bei Alba stammt zunehmend auch Leichtfüssiges wie Mirafiores flaschenvergorener Spumante aus Pinot noir. Eine Hochburg für hochwertigen österreichischen Schaumwein ist Langenlois im Kamptal, zu den besten Herstellern zählen Bründlmayer, Schloss Gobelsburg und Loimer. Fred Loimer keltert seinen Extra Brut aus mehreren Sorten. Der Bündner Patrick Adank hat in der Champagne gelernt, was guten Schaumwein ausmacht, und setzt dies nun im elterlichen Betrieb in Fläsch um.
[IMG 2]Knochentrocken
Loimer Extra Brut, Weingut Loimer, Langenlois. 75 cl – Fr. 29.80, Vinothek Brancaia, Zürich
[IMG 3]Subtile Stoffigkeit
Adanks Brut, Weingut Familie Hansruedi Adank, Fläsch, 75 cl – Fr. 36.–, Gerstl Weinselektion, Spreitenbach
[IMG 4]Druckvoller Schmelz
Alta Langa Blanc de noirs 2017, Casa E. di Mirafiore, Serralunga d’Alba, 75 cl – Fr. 36.–, Schuler, Seewen