Wie der Innenminister in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF sagte, ist der Weiterbetrieb in den noch offenen Skigebieten illegal. Der Erlass der Landesregierung sei klar. Er rufe die betreffenden Gebiete darum zur sofortigen Schliessung auf. Interpretationsspielraum gebe es nicht.
Er dulde die Aufrechterhaltung des Wintersportbetriebs nicht und werde notfalls eingreifen. Für die Durchsetzung stünden die Kantone in der Pflicht. Auch stelle sich die Versicherungsfrage, wenn die Gebiete nicht schliessen. Das Wallis und Graubünden hätten sich sofort verantwortungsvoll gezeigt.
Bereits am Freitag hatte Berset erklärt, das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 100 Leuten bedeute die Schliessung der Skigebiete. Das Bundesamt für Gesundheit unterstrich das am Samstag eigens in einem Communiqué. Das Verbot verhindere Menschenansammlungen bei Freizeit-Transportanlagen. Die Verordnung gilt seit Freitagnachmittag.
Unterschiedliche Ansichten
Die Skigebiete interpretierten die Massnahme zunächst unterschiedlich. Die Bündner Regierung etwa schrieb in einer ersten Reaktion, die Skigebiete müssten ab Montag den Betrieb einstellen. Wenig später korrigierte sie die Aussage und verkündete, Skigebiete und Bergbahnen in Graubünden müssten per sofort schliessen, was sie auch taten.
Der Berner Regierungspräsident Christoph Ammann sagte, «Social Distancing» sei aus seiner Sicht auf Skipisten möglich. Diese Aussagen trugen zu einer gewissen Unsicherheit bei den Bergbahnen bei.
Einige, wie die Brunni-Bahnen in Engelberg (OW), stellten sich von Anfang an auf die sichere Seite und somit den Betrieb ein. Obwohl sich auf den Pisten nie 100 Menschen auf einem Fleck befänden, habe man sich für die scharfe Auslegung entschieden.
Irrtümlich falsch interpretiert
Andere Bahnen hingegen fuhren am Samstag zunächst unbeirrt weiter. Die Titlis-Bergbahnen stützten sich dabei auf juristischen Rat, wie ihr CEO Norbert Patt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Noch am Morgen stellte die Bahn aber ihren Betrieb ein.
Bis Mittag kündigten gleich reihenweise der Bergbahnen ihre Betriebseinstellungen an. Das Skigebiet Adelboden-Lenk, das zuerst auf seiner Webseite noch stolz verkündet hatte, es stütze sich auf Aussagen der Berner Regierung, schloss ebenso wie alle anderen Bergbahnen mit Wintersportbetrieb am Samstagabend.
Der Berner Regierungspräsident Christoph Ammann bedauert am Samstag, dass es rund um die Schliessung von Schweizer Skigebieten zu unterschiedlichen Interpretationen gekommen ist. Grund dafür seien die «kurzfristigen, teilweise auch parallelen Behördeninformationen» gewesen.
Die Bahnen der Jungfrauregion hatten erklärt, sie seien von bestätigten Coronavirus-Fällen nicht betroffen und zunächst weitergemacht.Die Jungfraubahnen stellen ihren Betrieb ausser bei den Bahnen des öffentlichen Verkehrs bis Ende April.
Das sanktgallische Skigebiet Pizol meldete, zunächst sei man «leider» einer Fehlinterpretation aufgesessen, habe aber in der Nacht auf Samstag das Saisonende beschlossen. Der Betrieb geht am 9. Mai weiter.
Schokobären für die Abreisenden
Die Destination Arosa (GR) gab ihrem Ärger über die Information durch die Bündner Regierung Ausdruck. «Frustrierend» sei es gewesen, noch in der Nacht die Gästeinformation ändern zu müssen. Tausende enttäuschter Gäste hätten sich am Samstag auf den Heimweg gemacht. Um ihnen den Abschied zu versüssen, verteilte Arosa Tourismus Schokoladebären an der einzigen Ausfallstrasse des Ortes.
In den Wintersportorten der Westschweiz wurde der Betrieb überall ordnungsgemäss eingestellt. In Villars (VD) herrschte so am Samstagmorgen gespenstische Leere, wie ein Video von Keystone-SDA zeigt. (sda)