Eigentlich hätte das Volk über die Zukunft des Flughafens entscheiden sollen, sagte Lasa-Vizepräsident Filippo Lombardi. Doch Ende März sei der «Zusammenbruch» gekommen. Die Coronakrise hätte alle Aktivitäten auf dem Flughafen unmöglich gemacht, hielt der ehemalige Tessiner CVP-Ständerat fest.
In dieser unsicheren Situation hätte man nicht noch länger nach finanzieller Unterstützung bitten wollen, fuhr Lombardi fort. «Stattdessen bevorzugen wir einen ordentlichen Übergang in eine neue Form.»
Der Flughafen soll nach der Liquidation der Betreiberfirma formell an die Stadt Lugano übergehen. Diese ist Besitzerin der Betriebskonzession sowie des Flughafengeländes. Vorgesehen sei die Aufrechterhaltung eines minimalen Betriebs, wie es in der Medienmitteilung der Lasa heisst.
Volle Löhne bis Ende Mai
Stadtpräsident Marco Borradori sagte, es sei bitter, «zu verlieren, ohne gespielt zu haben». Borradori meinte damit die beiden Referenden, über die die Tessiner am kommenden Sonntag hätten abstimmen sollen. Sowohl auf kommunaler als auch auf kantonaler Ebene hatte die Linke das Referendum gegen die weitere Finanzierung des Flughafens ergriffen.
Die Stadt Lugano sei traurig, hielt Borradori fest, «aber wir haben noch nicht abgedankt!». Dies sei ein Paradigmenwechsel und man wolle den Flughafenbetrieb in private Hände übergeben.
Bis Ende Mai solle die «ordentliche Liquidation» der Beitreiberfirma Lasa vollzogen werden. Bis dann sollen auch die vollen Löhne ausbezahlt werden, versprach Borradori. Für einen möglichst grossen Teil der Lasa-Mitarbeiter wolle man eine Anschlusslösung finden, sagte Borradori. Es würden Gespräche geführt – auch mit der Stadt Lugano.
Auf die Frage eines Journalisten, wie viel Geld für das Überleben des Flughafens nötig gewesen wäre, erklärte Borradori, dass Lasa Ende März von rund einer Million Franken ausgegangen sei. Dieser Betrag wäre nötig gewesen, um bis Ende Jahr liquide zu bleiben.
Vielleicht hätte man im Juni die Abstimmungen nachholen können, vielleicht aber auch nicht, sagte Borradori. Das Zeitfenster sei immer kleiner geworden. «Es hätte keinen Sinn gehabt.»
«Das Virus hat alles erschüttert»
Im März sei zudem klar geworden, dass das Virus alles erschüttere. «Es wäre zu viel gewesen, in einem solchen Moment Stadt und Kanton weiter um Geld zu bitten», hielt Borradori fest. Das Paradigma des Lebens habe sich mit dem Virus verändert, fuhr der Stadtpräsident fort. «Jetzt wissen wir, dass wir gar nichts im Griff haben.»
Flughafendirektor Maurizio Merlo bestätigte, dass der Flughafen Lugano-Agno nicht schliessen werde. «Lugano-Agno soll von morgens bis abends offen bleiben.» Man habe Vertrauen, dass der Übergang gelingen werde, sagte auch Tiziano Ponti, Vertreter einer aus der Stadt Lugano formierten Arbeitsgruppe. Auch die Gespräche mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) seien positiv verlaufen, hielt Ponti fest.
Namen von Interessenten gab Ponti auch auf Nachfragen von Medienschaffenden keine Preis. Nun gelte es erst einmal, die Liquidation zu vollziehen. Erst in einem nächsten Schritt könne man ein Projekt ausarbeiten. Es seien mehrere Private interessiert, den Flughafen Lugano-Agno am Leben zu erhalten.
Lasa-Vizepräsident Lombardi betonte, dass die Zukunft des Flughafens unter Einbezug der Öffentlichkeit geplant werden solle. «Die Bevölkerung ist schliesslich während Jahrzehnten für den Flughafen aufgekommen.»
Konkurse als Ursprung der Probleme
Der Flughafen Lugano-Agno steckte seit dem Grounding der Airline Darwin Ende 2017 in grossen Schwierigkeiten. Im vergangenen Jahr ging auch die slowenische Adria Airways Konkurs. Sie hatte bis Ende September 2019 als Codeshare-Partner für Swiss die Destination Lugano vom Flughafen Zürich aus bedient.
Um dem Flughafen bis Ende 2020 Luft zu verschaffen, erhöhte der Tessiner Grosse Rat im Oktober 2019 die Beteiligung an der Lasa und garantierte die Deckung der Verluste.
Danach bewilligte auch der Luganeser Gemeinderat drei Kredite zur einstweiligen Rettung des Flughafens. Mit dem Entscheid der Luganeser Exekutive sollte der Betrieb des Flughafens zumindest bis Ende 2020 aufrechterhalten werden. (sda)