Die Eigentümerin des Landes, über das ein Teil der neuen Bahn führen soll, hatte nämlich letzte Woche den Jungfraubahnen das Überfahrtsrecht verweigert. Grundbesitzerin ist die Bergschaft Wärgistal.
Nach dem klaren Entscheid der stimmberechtigten Bevölkerung vom Mittwoch werden sich die Jungfraubahnen und die Bergschaft nun nochmals zusammensetzen, wie der CEO des Bahnunternehmens, Urs Kessler, und der Vizepräsident und Kassier der Bergschaft Hans Martin Bläuer am Mittwochabend übereinstimmend sagten.
Man müsse nun die Gründe analysieren, die zum Nein der Bergschaft geführt hätten, sagte Kessler. Für diese Gespräche seien die Beteiligten nun nach dem deutlichen Ja der Bevölkerung bestens legitimiert, befand auch der Grindelwalder Gemeindepräsident Emanuel Schläppi.
Die Jungfraubahnen wollen mit dem grössten Projekt seit dem Bau der Bahn aufs Jungfraujoch vor allem die Kapazität steigern und die Reisezeit verkürzen. Dazu soll die Region Kleine Scheidegg/Eigergletscher sowie der Männlichen mit einer sogenannten V-Bahn besser erschlossen werden.
Von einer gemeinsamen Talstation in Grindelwald Grund aus soll ein Ast der V-Bahn auf den Männlichen führen und damit eine in die Jahre gekommene Gondelbahn ersetzen. Der andere Ast soll in Form einer neuen Seilbahn, dem Eiger-Express, direkt zum Eigergletscher führen.
Ergänzt wird das Projekt unter anderem mit einer neuen Bahnstation, die die V-Bahn besser an den öffentlichen Verkehr anbindet. Ebenfalls gebaut werden soll ein neues Parkhaus für rund 1000 Autos. Insgesamt sind rund 400 Millionen Franken für das Projekt veranschlagt.
Landschaftsschutz contra Tourismus
Das Grossprojekt wurde im Tal heftig diskutiert. Kritiker führen landschaftsschützerische, aber auch touristische Bedenken ins Feld.
Der CEO der Jungfraubahnen, Urs Kessler betonte im Vorfeld, dass Grindelwald nur mit der neuen Bahn im Verdrängungsmarkt eine Chance als Feriendestination habe.
Die Gemeindeversammlung vom Mittwoch war sehr gut besucht. Insgesamt nahmen1476 Personen teil, das sind rund 57 Prozent aller Stimmberechtigten Grindelwalderinnen und Grindelwalder. Gross diskutieren mochten die Stimmbürger aber nicht. Lediglich ein Befürworter und ein Gegner meldeten sich zu Wort. (npa/sda)