Das herrliche Bergwetter alleine dürfte es nicht gewesen sein, das die zahlreichen Medienleute an diesem Herbstmorgen auf den Oberalppass lockte. Vielleicht war es die Ankündigung von Andermatt Swiss Alps, dass zwei Helikopter die Journalistinnen, Fotografen und Kameraleute auf den Schneehüenerstock fliegen würden, das Herzstück der neuen und bald vollendeten Verbindung zwischen den Skigebieten Andermatt und Sedrun. Vielleicht aber war es auch einfach die Neugierde darüber, ob der grosse Traum des ägyptischen Investors Samih Sawiris, die beiden Skigebiete zu vereinen, Wirklichkeit werden wird.
Auch für den Sommertourismus
Die Idee hinter jenem grossen Traum entstand vor bald sieben Jahren. Der Weg zum Ziel sei hart gewesen, das Bewilligungsverfahren aufwendig. «Über 500 Bundesordner trugen wir dafür nach Bern», sagte Peter Furger, Projektleiter der Skigebietsverbindung Andermatt-Sedrun. «Hie und da war es zum Verzweifeln.»
Doch mit der rund 11 Millionen Franken teuren Gondelbahn zwischen dem Oberalppass und dem Schneehüenerstock wird nun die letzte Lücke geschlossen zwischen Sedrun und Andermatt. Mit dem neuen Pistennetz eröffne man «eine neue Dimension», sagte Furger. Läuft alles nach Plan, können Wintersportler ab der kommenden Saison in beiden Richtungen zwischen den Skigebieten wechseln. Der Ausbau soll nicht nur dem Wintertourismus dienen, sondern die Region auch im Sommer attraktiv machen – für Wanderer und Biker beispielsweise.
Drehscheibe der Verbindung
Gebaut wurden die neue Gondelbahn und die Pisten diesen Sommer und Herbst. Weil die Verantwortlichen die Auflage erhielten, dass sie erst ab August bauen durften, wird auch heute noch im Eiltempo am Feinschliff und der Umgebung gearbeitet. Schliesslich wisse man, was es heisse, wenn das Wetter nicht mitspiele, sagten die Verantwortlichen.
Im Einsatz standen rund 120 Personen und über 30 schwere Baumaschinen. Helikopter flogen das gesamte Baumaterial auf den Gipfel. Die Gondelbahn verfügt über 14 Stützen und kann 2400 Personen pro Stunde ins Skigebiet befördern. Auf dem Schneehüenerstock auf 2600 Metern über Meer kommen neu zwei Bahnen zusammen. Dort also entsteht die Drehscheibe der Verbindung. Mit der Aussicht ins Urserntal und in die Surselva soll sich die Station zum Hotspot entwickeln – dazu gehört auch ein Bergrestaurant mit fast 500 Plätzen.
200 Schneekanonen
Das Projekt umfasst auch eine neue Pumpstation an der Oberalppassstrasse. Diese versorgt die rund 200 Schneekanonen im Skigebiet mit gekühltem Wasser aus dem Oberalpsee. Damit können total 550'000 Quadratmeter Pisten beschneit werden. Für das im Jahr 2015 gestartete Projekt der Skigebietsverbindung Andermatt-Sedrun wird mit Kosten von rund 130 Millionen Franken gerechnet. Die gesamte Infrastruktur sei innerhalb des geplanten Rahmens bezüglich Terminen und Budget realisiert worden.
Die Planung dauerte sechs Jahre. Die Skiarena Andermatt-Sedrun verfügt über 120 Pistenkilometer und 22 Anlagen. Sie erstreckt sich bis auf den fast 3000 Meter hohen Gemsstock sowie über den Schneehüenerstock und den Oberalppass bis ins bündnerische Sedrun und Disentis. Auch wenn die Sicht an diesem Donnerstag einmalig war, konnte man selbst von der ebenfalls neu erstellten Bergstation der Seilbahn Sedrun-Cuolm da Vi aus, wo die Medienleute auch hingeflogen wurden, die Dimension des fusionierten Skigebiets nur erahnen. (sda)