Insgesamt schrumpfte der Umsatz der MCH Group 2020 um 60 Prozent auf 188,0 Millionen Franken und liegt damit um 257,2 Millionen unter Vorjahr, wie die MCH am Donnerstag mitteilte. Wegen der Coronapandemie mussten diverse Messen, wie etwa die Kunstmesse Art Basel oder die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld, abgesagt werden und auch die zur MCH Group gehörenden Messehallen in Basel und Zürich standen leer.
Das operative Ergebnis (EBITDA) rutschte mit -45,1 Millionen Franken in den roten Bereich, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 22,1 Millionen resultiert hatte. Das Jahresergebnis fiel unter dem Strich mit einem Minus von 72,2 Millionen ebenfalls tiefrot aus. Bereits bei Bekanntgabe des Halbjahresergebnisses im September hatte MCH davor gewarnt, dass mit Umsatzeinbussen von 230 bis 270 Millionen Franken und einem hohen zweistelligen Verlust zu rechnen sei.
Zukunft gesichert
Immerhin hat die MCH Group vergangenes Jahr in James Murdoch und seiner Lupa Systems einen neuen Geldgeber gefunden. Ende November hatten die Aktionäre einer Kapitalerhöhung von bis zu 104,5 Millionen Franken zugestimmt, die den Einstieg von Murdoch – dem Sohn des US-amerikanischen Medienmoguls Rupert Murdoch – ermöglichte.
Dank der durch die Kapitalerhöhung zugeflossenen Mittel von 71,1 Millionen lagen die flüssigen Mittel per Ende 2020 bei 130,1 Millionen Franken, womit laut Mitteilung der Fortbestand des Unternehmens gesichert ist. Gegenüber Vorjahr hätten die flüssigen Mittel allerdings trotzdem um 8,2 Millionen abgenommen.
Laut VR-Präsident Ulrich Vischer ist das Unternehmen für die Zukunft gerüstet: «Der Prozess der strategischen Weiterentwicklung unter Einbezug des neuen strategischen Partners ist eingeleitet», wird er zitiert. Ziel sei es, die Transformation die Erreichung der Gewinnschwelle weiter zu beschleunigen.
Die Gewinnschwelle dürfte laut dem Communiqué allerdings erst 2022 erreicht werden. Dann werde auch wieder das Niveau von 2019 angestrebt. Für das aktuelle Jahr gibt sich die Gruppe allerdings noch sehr vorsichtig. Es müsse für das Geschäftsjahr 2021 nochmals mit einem substanziellen Verlust gerechnet werden, «der allerdings deutlich kleiner als 2020 sein wird», heisst es.
MCH hat ambitionierte Zukunftspläne für ihre Messen
Die Messeveranstalterin MCH sieht in der Coronapandemie auch die Chancen. Trends wie die Digitalisierung sind durch die weltweiten Lockdowns noch verstärkt worden. Am Konzept der Live-Events hält die Gruppe allerdings fest, wenn auch in veränderter Form. «Die Bereitschaft unserer Kunden zu mehr digitalen Angeboten hat beispielsweise stark zugenommen», sagte Geschäftsführer Beat Zwahlen am Donnerstag an der digitalen Pressekonferenz der Gruppe.
Einige ihrer digitalen Initiativen hat die Gruppe 2020 bereits umgesetzt. So konnten beispielsweise die Aussteller der Art Basel ihre Kunst in digitalen Galerieräumen, sogenannten «Online Viewing Rooms», präsentieren. Diese seien zwar durchaus profitabel, sagte Zwahlen, «aber im Vergleich zu Live-Events natürlich nur in geringem Masse.»
«Live-Events wird es immer geben»
Was fehle, seien natürlich in erster Linie die persönlichen Kontakte, die man an einer physischen Messe schliessen könne. Und gerade im Bereich Kunst würden die Sinne weniger angesprochen: «Farben, Gerüche und so weiter kann man digital natürlich nicht gleich gut abbilden», sagte Zwahlen. Es sei deshalb klar, dass es immer physische Messen geben werde. Auch aus Gesprächen mit Kunden komme hervor, dass das Bedürfnis nach Messen vor Ort weiterhin aktuell ist. Neue Trends müsse man allerdings aufnehmen oder beibehalten, sagten die Verantwortlichen der Gruppe. «Die Formate beginnen sich zu vermischen und wir müssen unseren Kunden den richtigen Mix anbieten», so Zwahlen.
Denkbar seien beispielsweise Messen in Kombinationen mit Festivals, Online-Marktplätze oder kleinere Events oder Tagungen, die man von der Kernmesse abspalten und übers Jahr hinweg anbieten könne. «Was sich abzeichnet ist eher eine Customer Journey über das ganze Jahr», sagte er. Zudem müssten die Plattformen auch räumlich dort sein, wo die Kunden seien, gerade wenn das Reisen nicht mehr gleich selbstverständlich ist wie vor der Pandemie. (awp sda og)