«Ich bin bereit, das Zepter zu übernehmen», sagte Ducrot vor den Medien. Er übernehme seine neue Aufgabe in einer Zeit, die für alle sehr anspruchsvoll sei. Zurzeit habe die Sicherheit der Mitarbeitenden und der Reisenden Priorität. Über die strategische Ausrichtung will Ducrot nach den ersten hundert Tagen informieren.
Wie lange die Corona-Krise dauere, sei derzeit offen. Die SBB seien bereits daran, Pläne zu entwickeln, wie danach der Betrieb wieder hochgefahren werden könne. «Das wird in zwei, maximal drei Schritten geschehen.» Normalerweise hätten die SBB sechs Monate Zeit für eine Fahrplanänderung. Hier würden es zwei bis drei Wochen sein.
Nach seiner Einschätzung werden die Leute nach der Krise genug davon haben, zu Hause zu bleiben und wieder vermehrt reisen. Die SBB hätten bereits festgestellt, dass es vor allem in den Agglomerationen wieder mehr Reisen gebe. Einen grossen Effort machen die SBB laut Ducrot in Sachen Sauberkeit, das schaffe Vertrauen.
«Man riskiert heute nicht mehr, als wenn man einkaufen geht», sagte er zur Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus.
Spezieller Moment
Die Stabsübergabe an einen neuen CEO sei immer ein spezieller Moment, sagte SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar laut einer Mitteilung der SBB vom Mittwoch. Der SBB und dem öffentlichen Verkehr komme zugute, dass eine sehr erfahrene Führungspersönlichkeit die Leitung übernehme. Der 57-jährige Ducrot arbeitete bereits von 1993 bis 2011 bei den SBB. Ab 2011 und bis 2019 war er Generaldirektor der Freiburger Verkehrsbetriebe.
Ducrot hat ein paar offene Baustellen zu übernehmen. Unter anderem fehlen den SBB Lokführerinnen und Lokführer sowie Rollmaterial – die 2010 bestellten Bombardier-Doppelstockzüge gehen verzögert in Betrieb. Auch Verspätungen sind ein Problem für die SBB. Im vierten Quartal 2019 waren 83 Prozent der Personenzüge pünktlich unterwegs.
Kurzarbeit beantragt
Er bespreche derzeit mit der Geschäftsleitung, wie die Pünktlichkeit verbessert werden könne und werde im Sommer darüber informieren, sagte Ducrot. Noch sei es auch zu früh, um zu wissen, wann die Baustelle des Ceneri-Basistunnels wieder gestartet werden könne.
Auch die Verluste durch die Auswirkungen der Corona-Krise könnten zurzeit noch nicht beziffert werden. Die SBB hätten ihre Kapazität um 25 Prozent reduziert, derzeit gebe es jedoch 80 bis 90 Prozent weniger Reisende. «Wenn ein Unternehmen 90 Prozent weniger Kunden hat, hat das Konsequenzen.» Die SBB hätten Kurzarbeit beantragt und warteten auf eine Antwort. Sie seien in dieser Frage jedoch im Vergleich zu andern Unternehmen nicht prioritär. (sda)