«Es ging dem öffentlichen Verkehr und der Rhätischen Bahn nicht besser, als anderen von Covid-19 betroffenen Branchen», sagte RhB-Verwaltungsratspräsident Stefan Engler am Mittwoch bei der Präsentation der Geschäftszahlen vor den Medien. Hauptbetroffen von der Pandemie sei der Personenverkehr gewesen.
Insbesondere während des Lockdowns im Frühling waren die Passagierfrequenzen tief. Über das ganze Jahr gesehen beförderte die Schmalspurbahn einen Drittel Passagiere weniger als im Vorjahr. Aufgrund der Transportpflicht konnte die RhB aber das Fahrplanangebot und damit die Kosten nur leicht reduzieren. Auch Kurzarbeit im April konnte wenig richten. Als Folge sackte der Konstendeckungsgrad beim Personentransport vom Spitzenwert des Vorjahres von 60 Prozent auf einen Tiefstwert von 45 Prozent. Es resultierte ein Defizit im Personenverkehr von brutto 18,4 Millionen Franken.
Auch beim Autoverlad schlug die Pandemie durch. Die Anzahl beförderter Fahrzeuge ging im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent zurück. Da auch hier der Fahrplan aufrecht erhalten wurde, folgten auch hier rote Zahlen. Geradezu desaströs waren die Auswirkungen im Nebengeschäft mit den Touristenzügen, wo die Glacier Express AG massive Verluste erlitt.
13 Millionen Franken Corona-Hilfe
Besser lief es einzig beim Güterverkehr und bei der Infrastruktur, die als einzige Sparten die finanziellen Ziele erreichten. Das Defizit im Personenverkehr konnten sie aber nicht wettmachen. «Hätten uns die Besteller unserer Leistungen nicht geholfen, die Rückgänge ein Stück weit zu kompensieren, hätte der Gesamtverlust sogar 19,9 Millionen Franken betragen», erklärte Engler. Bund und Kanton leisteten Covid-19-Finanzhilfen von insgesamt 13 Millionen Franken à-fonds-perdu.
Aufrecht erhalten hat die Rhätische Bahn ihre hohe Investitionstätigkeit. Mit 415 Millionen Franken übertrafen sie die des Vorjahres sogar um 22 Prozent. Etwa die Hälfte davon floss in die Infrastruktur, die andere hauptsächlich in die Beschaffung von weiteren Capricorn-Triebzügen.
2021 startete schwieriger als erwartet
Der Start in das Jahr 2021 war laut RhB-Direktor Renato Fasciati schwieriger als erwartet. Die Touristenzüge seien weitgehend eingestellt. Der Glacier Express fahre gar nicht, der Bernina Express nur stark reduziert. «Die Nachfrage im Personenverkehr war im Januar und Februar 43 Prozent tiefer als im gleichen Zeitraum im Vorjahr, also noch kein Corona war», sagte Fasciati.
Trotz dieser Herausforderungen, das Personal müsse sich keine Sorgen machen, betonte der Direktor. Für die Zukunft sei ein Ausbau des Fahrplanes vorgesehen. «Wir sind deshalb sogar daran das Personal aufzustocken», sagte er. Die Bahn gehe von einer Erholung des Geschäftes in den nächsten Jahren aus. Zur Zeit sei die finanzielle Situation aber weiterhin schwierig, erklärte Verwaltungsratspräsident Engler. Er sei aber erfreut, dass «viel politischer Goodwill seitens des Bundes und des Kantons» vorhanden sei, dem öffentlichen Verkehr über die Runden zu helfen. (sda)