«2021 wird ein Jahr des Übergangs sein, beginnend mit der Verdauung der Auswirkungen der Corona-Krise», sagt Nicolas Délétroz, Professor am Tourismusinstitut der Fachhochschule Westschweiz, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Der Tourismus müsse aber zwangsläufig lokaler und digitaler werden, lautet seine Empfehlung.
Gerade in Städten ist der Tourismus regelrecht eingebrochen. Zwischen Mai und Oktober sank die Zahl der Übernachtungen in Genf (-78%), der Region Zürich (-73%) und Basel (-63%) aufgrund der ausbleibenden ausländischen Touristen stark, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) unlängst mitgeteilt hatte.
Laut Jürg Stettler von der Hochschule Luzern dürfte die Reiselust zudem weiterhin klein bleiben: «Wir erwarten, dass die Auslandsnachfrage im Jahr 2021 langsam anzieht, abhängig von der Anzahl der Coronavirus-Fälle und der Impfungen.» Zunächst aus nahen Märkten und dann, in der zweiten Jahreshälfte, aus ferneren Ländern wie China.
Die Schweizer Städte, die in der Vergangenheit einen hohen Anteil an ausländischen Shopping-Touristen oder Geschäftsreisenden angezogen hätten, würden aber wahrscheinlich weiterhin stark von den Nachwirkungen der Krise betroffen sein. Im Jahr 2019 gaben ausländische Reisende laut BFS rund 18 Milliarden Franken in der Schweiz aus.
Digitale Kundengewinnung
Abhilfe schaffen könnten derweil etwa Online-Tools: «Digitale Werbung, vor allem auf dem Handy, hat mehr Wirkung, weil der Anteil der Menschen, die auf einem Smartphone nach touristischen Angeboten suchen, in den letzten Monaten deutlich gestiegen ist», so Stettler. Auch Destinationen abseits der ausgetretenen Pfade würden verstärkt in diese Instrumente investieren.
Zudem gehe es gerade in der kleinen Schweiz verstärkt darum eine Kombination aus erschwinglicheren Unterkünften und beispielsweise der Förderung lokaler Produkte anzubieten. Dann dürfte auch die Reiselust der Schweizer wieder steigen.
Gleichzeitig dürfte aber auch laut dem Direktor des Schweizerischen Reiseverbandes (FSV) die Sehnsucht nach ausländischen Destinationen wieder zunehmen. «Wenn es einen Impfstoff gibt und die Menschen besser mit dem Virus leben, könnte das helfen», sagt Walter Kunz. Zumal die Menschen die Nase voll hätten von den Einschränkungen und zum Beispiel wieder Ferien am Meer machen wollten. (awp sda)