Die Postautos waren sehr stark ausgelastet, vor allem auf den Linien, die zu den Ausgangspunkten von Wanderungen führen, wie es am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bei der Postauto-Medienstelle hiess.
Es seien mehr Fahrgäste unterwegs gewesen als an Auffahrt, aber etwa 20 bis 30 Prozent weniger als an einem Pfingstwochenende in den Vorjahren. Auf beliebten Strecken wurden zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt, so zum Beispiel im Berner Oberland, im Walliser Simplongebiet, im Val Verzasca (TI) und in Graubünden.
Sehr wenige Fahrgäste trugen Masken: In der Deutsch- und in der Westschweiz würden weniger als fünf Prozent der Reisenden Masken tragen, sagte eine Mediensprecherin. Im Tessin dagegen, einem der am stärksten von der Pandemie betroffenen Kantone, würden zehn bis zwanzig Prozent der Fahrgäste Masken tragen, vor einem Monat seien es noch 50 Prozent gewesen.
Bei den SBB war die Auslastung der Züge unterschiedlich, bei einigen Strecken habe diese maximal 80 Prozent betragen, hiess es bei der Medienstelle.
Verkehrsüberlastung im Glarnerland
Auffällig zeigte sich das Verkehrsaufkommen am Pfingstsonntag und -montag in den Kantonen Glarus und Zug, wo verschiedene Hauptstrassen in die Naherholungsgebiete überlastet waren und die Polizei deswegen Strassen sperren musste, wie der Verkehrsdienst Viasuisse auf Anfrage mitteilte.
Unter anderem im Kanton Glarus waren die Parkplätze der jeweiligen beliebten Ausflugsziele komplett besetzt. Die Ausflügler hätten darauf teilweise mit «mangelndem Verständnis und aggressiv» reagiert, hiess es auf Anfrage bei der Kantonspolizei Glarus.
Es sei zu einer noch nie dagewesenen Verkehrsüberlastung gekommen – bei einem Rettungseinsatz wäre ein Durchkommen sämtlicher Rettungskräfte auf einigen Strassen unmöglich gewesen. Sehr gut besucht waren demnach unter anderem der Klöntaler- und der Walensee. Auch über den Klausenpass habe es viel Verkehr gegeben.
Im Kanton Zug waren sehr viele Ausflügler nicht nur mit dem Auto sondern auch zu Fuss und mit dem Velo unterwegs, hiess es auf Anfrage bei der Kantonspolizei. Unter anderem am Zugerberg seien die Parkplätze wegen Verkehrsüberlastung besetzt gewesen.
Abstandhalten in Bergwirtschaft schwierig
Auch das Wandergebiet Alpstein im Appenzellerland verzeichnete mehr Besucher als an Jahren zuvor. Das Abstandhalten auf den Wandergebieten sei kein Problem gewesen, schwieriger sei dies hingegen in den zahlreichen Bergwirtschaften gewesen, sagte der Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden.
Tausende nutzten im Kanton Bern am Pfingstsonntag trotz Bise das schöne Wetter für Ausflüge ins Freie. Bereits am Sonntagmorgen stockte der Verkehr auf der Autobahn Richtung Interlaken. Auch am Autoverlad in Kandersteg herrschte reges Treiben. Die Wanderer machten sich auf zu beliebten Wanderzielen, wie etwa dem Lauenensee im Saanenland oder den Hügeln der Juraketten.
Auch Radler und Motorradfahrer zog es auf die Strassen, namentlich auf die kurvenreichen. In Thun wasserten etliche Gummiboote in die Aare ein und liessen sich Richtung Bern treiben.
Flanieren in der Stadt
Nicht nur in den Bergen war viel Volk unterwegs, auch in den Städten genossen die Menschen die sommerliche Stimmung. So waren in Chur an diesem Wochenenden tendenzielle wieder mehr Leute unterwegs, vor allem Freitag und Samstag, wie es auf Anfrage bei der Polizei hiess. Die Verhaltensregeln bezüglich Covid-19 seien jedoch problemlos eingehalten worden.
In Zürich genossen am Samstagabend viele Menschen das schöne Wetter an den offenen Bereichen des Seeufers und an der Limmat im Stadtzentrum. Die Kantonspolizei Zürich zog bis am Montagmittag eine positive Bilanz: Die Bevölkerung des Kantons Zürich habe sich bis auf sehr wenige Ausnahmen die Sicherheitsvorgaben zur Corona-Pandemie gut eingehalten. Am Montagnachmittag kam es jedoch zu einer Anti-Rassismus-Demonstration mit mehreren hundert Personen, die Abstandsregeln bezüglich des Coronavirus wurden dabei nicht eingehalten.
Die Kantonspolizei Basel-Stadt hielt auch über Pfingsten ihre Kontrolltätigkeit hoch und markierte an den Hotspots Präsenz. Die Auflagen wurden am Wochenende auch dort von den Betrieben und der Bevölkerung grossmehrheitlich eingehalten.
Im Kanton Genf zog es viele Menschen in die Bäder am See. Dort hielten sie sich aber nach Angaben der Behörden in kleinen Gruppen auf. Das autofreie Genferseeufer in Lausanne wurde am Sonntagmorgen von Gruppen, Paaren, Jugendlichen und Kindern per Velo oder zu Fuss gestürmt. Andernorts war es im Kanton Waadt an Pfingsten eher ruhig.
Wenig Grenzübetritte
Bei den vier Einsatzzentralen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) hiess es, es sei über das Pfingstwochenende sehr ruhig gewesen. Verglichen mit einem Wochentag vor den Covid-19-Massnahmen, habe der grenzüberschreitenden Verkehr gesamtschweizerisch im Durchschnitt rund 70 Prozent weniger betragen. Im Tessin wurde sogar ein Rückgang von 80 Prozent verzeichnet.
Das zeige, dass sich die Bevölkerung mehrheitlich an die Vorgaben des Bundes halten würden. Zudem bestünden auch von Seiten der Nachbarländer Einreisebeschränkungen, die eine Ausreise erschwerten.
Kein Stau am Gotthard
Laut Viasuisse blieb der Stau vor dem Gotthardtunnel dieses Jahr aus. Dichten Verkehr verzeichnete Viasuisse unter anderem im Kanton Obwalden in Richtung Luzern. In der Zentralschweiz war die Axenstrasse stark frequentiert und am Zürichsee war der Seedamm zwischen Pfäffikon (ZH) und Rapperswil (SG) mehrere Stunden verstopft. Im Tessin war der Verkehr im Val Verzasca intensiv, zudem sorgte dort eine Baustelle für Stau.
Am Samstag waren weitere Lockerungen der Massnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie in Kraft getreten. So sind spontane Versammlungen mit über fünf bis 30 Personen erlaubt, was rege vielerorts genutzt wurde. Die Distanz- und Hygieneregeln gelten aber weiterhin. (sda)