Mit dem Spatenstich am vergangenen Dienstag zu Europas längstem Baumwipfelpfad sei in Laax der Startschuss zu einem touristischen «Leuchtturmprojekt» gefallen, wie die Initianten in einer Mitteilung schreiben. «Die Gemeinde Laax hat in den letzten Jahren gezielt Projekte in Angriff genommen, welche die Attraktivität des Wohn- und Wirtschaftsstandorts steigern. Mit dem Baumwipfelpfad investieren wir nun in die Infrastruktur für einen nachhaltigen Ganzjahrestourismus», sagt Gemeindepräsident Franz Gschwend.
Perspektive wechseln und Natur erleben
Der 1'560 Meter lange Baumwipfelpfad soll Familien und Naturinteressierte nach Laax locken und ihnen ganzjährig einzigartige Erlebnisse in der Natur verschaffen. Mit einer behindertengerechten Bauweise ermöglicht der neue Pfad auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen den Zugang zu dieser Freizeiteinrichtung.[IMG 2]
Der Laaxer Baumwipfelpfad wird die beiden Ortsteile Laax Murschetg und Laax Dorf miteinander verbinden, dessen Steg in einer Höhe von 5 bis 13 Meter über Grund und meist zwischen Baumkronen verlaufen. Dies ermögliche einen faszinierenden Perspektivwechsel und Natur sowie Landschaft würden aus einer atemberaubenden Position betrachtet und erlebt werden können, heisst es weiter. Fauna und Flora präsentieren sich in ihrer natürlichen Umgebung, vier Aussichtsplattformen, Informationstafeln und interaktive Elemente werden den Besuchern die Themen Wald und Forstwirtschaft auf diverse Arten näher bringen. Als Ergänzung zum optischen Perspektivwechsel eröffnen sich auch gedanklich neue Sichtweisen auf den Natur-, Wirtschafts- und Lebensraum Wald.
[IMG 3-6]Investition in die Zukunft
7,5 Millionen Franken investiert die Gemeinde Laax in die Errichtung des neuen Freizeitangebots. Geld, das in der Region bleibe. «Die beiden Einstiegstürme in Murschetg und Dimplaun verfügen über einen statischen Kern aus Beton; der Steg aber wird grossteils aus einheimischem Holz erstellt», erklärt Architekt Reto Durisch. Mit der Errichtung der Bauten seien lokale Unternehmen beauftrag worden; einzig die Lifte in den beiden Einstiegstürmen sowie die Rutschbahn im Turm Murschetg werden von ausserhalb der Region geliefert. Der Zeitplan sieht vor die beiden Einstiegstürme, die Stegfundamente sowie Teile des Stegs im laufenden Jahr zu erstellen; die Holzelemente an den Türmen und die Fertigstellung der Stegkonstruktion werden in einer zweiten Bauetappe Anfang 2021 montiert. Die Eröffnung ist für den Sommer 2021 geplant.
Der Betrieb des Baumwipfelpfades wird die Weisse Arena Gruppe (WAG) langfristig übernehmen. Der Betriebsvertrag ist über 25 Jahren abgeschlossen. «Investitionskosten, Zinsen und Amortisationen können so innert 25 Jahren getilgt werden», sagt Gemeindepräsident Gschwend. Den Unterhalt wird die Forst-/Werkgruppe Sagogn-Laax übernehmen.
Die WAG und Gemeindevertreter sind überzeugt, dass der Baumwipfelpfad rasch zu einer Erfolgsgeschichte wird. «Wir gehen davon aus, dass der Baumwipfelpfad jährlich 130'000 Besucherinnen und Besucher anziehen wird», sagt Gschwend. Diese Zahl soll bereits im sechsten Betriebsjahr erreicht werden. Der Laaxer Gemeindepräsident sieht grosse Chancen für die lokale Wirtschaft: «Wir schätzen das Wertschöpfungspotenzial des Baumwipfelpfades auf fünf Millionen Franken pro Jahr, die der gesamte Laaxer Wirtschaft zu Gute kommen – in Form von Übernachtungsausgaben und dem Verkauf beziehungsweise Verbrauch regionaler Produkte.»[IMG 7-8]
Einsprachen verzögerten das Projekt
Die Idee, in Siedlungsnähe einen Baumwipfelpfad zu errichten, wurde in Laax vor knapp vier Jahren geboren. Revierförster Maurus Cavigelli, der als Projektleiter den Baumwipfelpfad von Anfang an begleitet, erinnert sich an die erste Begehung vor Ort, «das war im Herbst 2016».
Im Jahr 2017 wurde eine Vorstudie erstellt, 2018 ein konkretes Projekt ausgearbeitet, welches im Dezember vom Laaxer Souverän gutgeheissen und mit einem Baukredit über 7,5 Miollionen Franken ausgestattet worden ist. Private Einsprachen verzögerten den Baustart um über ein Jahr. (htr)