Die Evakuierung am Abend nach einer Generalprobe für den Grossanlass sei «in einer ruhigen Atmosphäre» erfolgt, teilten die Sicherheitskräfte am Mittwoch mit. Ausserhalb der Arena kümmerte sich der Katastrophenschutz um die Zuschauer und brachte sie zu Versammlungsplätzen. Nach dem Test wollen die Verantwortlichen die Fluchtwege noch verbessern. So sollen mehrere kleinere Hindernisse am Rand der Arena beseitigt werden.
Am Test beteiligt waren der Mitteilung zufolge 10'700 Zuschauer sowie 4000 Darsteller bei der Generalprobe. Sie erhielten für das Verlassen der Arena unter anderem Anweisungen über Bildschirme und eine Beleuchtung am Boden.
Sicherheitstechnischer Herkulesakt
Bei 40'000 erwarteten Besuchern pro Tag ist die Fête des Vignerons ein sicherheitstechnischer Herkulesakt. «Die grosse Besucherzahl auf dem 180'000 Quadratmeter grossen Gelände stellt enorme und vielfältige Anforderungen an Logistik und Sicherheit», sagt OK-Präsident Frédéric Hohl. Als Betriebsdirektor der Expo 02 hat er Erfahrung mit Grossanlässen.
Mehrere Hundert Beamte von Kantons- und der Bezirkspolizei sowie Mitarbeitende von Securitas werden während des Festivals für die Sicherheit zuständig sein. Allein der Zivilschutz leistet zusammengerechnet 6000 Diensttage. Die Armee erstellt ein Sanitäts- und Nothilfedispositiv für das in drei Wochen beginnende Fest.
Bezüglich Gefahren durch Terrorismus oder durch Störungen der öffentlichen Ordnung verlassen sich die Organisatoren auf Informationen des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB). «Wir konzentrieren uns nicht auf das Risiko mit dem grössten Schadenpotenzial, sondern auf das Szenario, das am wahrscheinlichsten eintritt», sagt der Sicherheitsverantwortliche des Winzerfests, Denis Froidevaux.
«Die Risikoskala reicht von grün über orange bis dunkelrot. Bei 95 Prozent der Fälle betreffen solche im Bereich grün bis orange und sind Teil des Tagesgeschäfts», sagt OK-Präsident Hohl. Ab der Gefahrenstufe Rot schaltet sich der Kanton ein.
Direktkontakt statt App
Die Tausenden Helfer müssen über eine gute Beobachtungsgabe verfügen. Für den Empfang allein sind 400 Personen verantwortlich. Eine App auf dem Mobiltelefon reiche nicht, sagt Hohl. Der direkte zwischenmenschliche Kontakt sei unerlässlich, unabhängig von Altersklasse und Situation.
Es geht zum Beispiel darum, Warteschlangen zu erkennen, die in der glühenden Sonne zu lang werden, oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu helfen, ihr Ziel zu erreichen. «Die Helfer müssen antizipieren und reagieren können, auch wenn Menschen zu viel getrunken haben und sich aggressiv verhalten», sagt Hohl.
Fünf Millionen Franken
Um die Sicherheit bei der Fête des Vignerons zu gewährleisten, geben die Organisatoren eine Stange Geld aus. Fünf Franken für jedes verkaufte Ticket, also insgesamt rund fünf Millionen Franken, werden dafür verwendet. Das Gesamtbudget für den rund dreiwöchigen Anlass beträgt etwa 100 Millionen Franken.
Das Winzerfest in Vevey beginnt am Donnerstag. Bis am 11. August werden bis zu einer Million Besucher erwartet. An dem Grossanlass mit Freilichtspektakel wird die Arbeit in den Weinbergen im Unesco-Welterbe Lavaux gefeiert. Organisiert wird der Anlass, der nur rund alle zwanzig Jahre stattfindet, von der Winzerbruderschaft Confrérie des Vignerons. (sda)