Nicole Brändle Schlegel, Leiterin Arbeit, Bildung, Politik bei HotellerieSuisse

In der Tat kann sich die Bilanz sehen lassen. Über Innotour wurden wichtige neue Projekte wie Discover.swiss und der Hospitality Booster lanciert. Schweiz Tourismus startete gemeinsam mit der Tourismusallianz das Swisstainable-Programm. Mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) konnten zudem weitere Kooperationen sowie das Coaching-Programm von HotellerieSuisse ins Leben gerufen werden. Die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) ist weiterhin ein Gütesiegel für qualitativ hochstehende Beherbergungsinfrastrukturen.

In einem Punkt möchte der Bund jedoch einen neuen Akzent setzen. Mit einem zusätzlichen Handlungsfeld soll der nachhaltigen Entwicklung mehr Gewicht verliehen werden. Was für wettbewerbsfähige Unternehmerinnen und Unternehmer selbstverständlich ist, wird nun in der Strategie spezifiziert: Landschaftsqualität, Biodiversität, Baukultur und ein Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel.

Aus unserer Sicht ist das richtig und wichtig. Der Tourismus muss einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz und zur Dekarbonisierung leisten. So haben wir im Parlament erfolgreich für ein Spezialprogramm «Energetische Sanierung von Beherbergungsbetrieben» gekämpft, welches der Bund ursprünglich abgelehnt hatte.

Wir erhoffen uns davon einen schnelleren Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, was für die Beherbergungsbetriebe in den kommenden Jahren zum USP werden könnte. Es muss aber auch klar gesagt werden: Die Destinationen sind nicht nur schöne Heidi-Landschaften für Touristen, sondern ebenso Lebensraum für die lokale Bevölkerung. Der Tourismus muss sich wirtschaftlich entwickeln können, um nachhaltig Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu schaffen. Zur Nachhaltigkeit gehören auch die wirtschaftliche und die soziale Dimension. Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie dürfen sich nicht ausschliessen.

Mit der angepassten Strategie verfolgt der Bund keinen Kurswechsel. Die Verwaltung verwaltet. Der Gestaltungswille muss also vom Parlament und den Verbänden kommen. Wir werden uns aktiv an der politischen Diskussion beteiligen, denn es stehen richtungsweisende Entscheide an. HotellerieSuisse sieht vor allem Potenzial bei der administrativen Entlastung sowie bei der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen. Dies gilt auch für die Behördengänge. Des Weiteren steht eine Revision der SGH an. Die SGH muss dem neuen Marktumfeld gerecht werden. Ausserdem muss Schweiz Tourismus auch zukünftig in der Lage sein, mit den touristischen Partnern ein wirksames globales «Landesmarketing» durchzuführen.

Weiter wird uns der Fachkräftemangel mit voller Wucht treffen. Der Mangel hat das Potenzial, die Erholung auszubremsen. Auch hier müssen wir diskutieren, ob mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt, erleichterte Zuwanderung sowie eine Neuausrichtung der Grundbildung Teil der Lösung sein sollen. In erster Linie geht es aber auch um die Eigenverantwortung der Unternehmerinnen und Unternehmer. Gute Arbeitsbedingungen sind entscheidend. Der Wettbewerb um die besten Leute wird die Betriebe zwingen, das Arbeitsumfeld so attraktiv wie möglich zu gestalten. Der Staat wird nicht alles regeln können.

Der Wettbewerb um die besten Leute wird die Betriebe zwingen, das Arbeitsumfeld so attraktiv wie möglich zu gestalten.