Die Bergbahnen der drei Gebiete und die Obwaldner Regierung präsentierten am Mittwoch in Engelberg die Ergebnisse zweier Berichte zum Potenzial einer Verbindung. Der Obwaldner Volkswirtschaftsdirektor Daniel Wyler sagte, Hauptziel sei es nicht, mehr Skifahrer zu gewinnen, sondern diese zum längeren Aufenthalt zu motivieren.
Um das Potenzial einer Verbindung auszuloten, verglichen die Studienautoren einerseits den Erfolg bereits bestehender Skigebietsverbindung. Anderseits nahmen sie die drei beteiligten Zentralschweizer Skigebiete unter die Lupe.
Wichtigste Faktoren für die Wahl eines Skigebiets seien die Qualität der Pisten, die Grösse und Vielfalt und das Preis-Leistungs-Verhältnis, führte Projektleiter und alt Regierungsrat Niklaus Bleiker auf. «Auf die Grösse und Vielfalt können wir nur gemeinsam Einfluss nehmen», sagte er.
Verkehrsertrag steigern
Die beiden Berichte zeigten, dass ein Zusammenschluss ein gewisses Wachstum auslösen kann. Der Verkehrsertrag würde schätzungsweise um
2 Millionen Franken steigen und mit zusätzlichen Betten gar um 5,5 Millionen Franken.
Laut den Autoren ist eine Verbindung für Sommergäste und nichtskifahrende Wintergäste nicht notwendig. Diese tragen zum einen weniger zum Verkehrsertrag bei, als Wintersportler. Zum anderen möchten sich diese selber bewegen. Allerdings könnte eine neue Verbindung von Meiringen bis Engelberg auch dem Sommertourismus neue Möglichkeiten eröffnen.
Jedes der drei Gebiete habe im Verhältnis zur Grösse bereits extrem viele Skifahrer, sagte Bleiker. Die Skierdays für alle Gebiete würden laut der Prognosen lediglich um 5,8 Prozent zulegen. Unter Skierdays versteht man Gäste, die an einem Tag das erste Mal eine Liftanlage nutzen. Auch bei mehrmaliger Beförderung wird pro Gast somit nur ein Skierday berechnet.
Gegen kalte Betten
Am meisten Potenzial besteht aber bei den Übernachtungsgästen. Die Auslastung der Betten könnte etwa in Engelberg dank einer Verbindung von 48 Prozent auf 57 Prozent ansteigen, so die Prognosen. Auch in den anderen beiden Gebieten erwarte man ähnliche Zuwachsraten. Auf der Melchsee-Frutt erhoffe man sich weniger kalte Betten, sagte Markus Ettlin von der Korporation Kerns.
Ein Verzicht auf eine Verbindung würde sich wohl negativ auf die Preise für Skifahrer auswirken. Hier seien die drei Gebiete bereits heute im oberen Segment. Gleichzeitig wäre mit einem Rückgang der Skierdays um 1,5 Prozent zu rechnen. Der Gesamtnutzen einer Verbindung wird daher auf 7,1 Millionen Franken beziffert.
Ob eine solche auch rentabel wäre, wird nun ein weiterer Bericht zeigen, der bis Ende Jahr vorliegen soll. Frühere Pläne einer Verbindung der Gebiete hatte bereits für Kritik von Umweltverbänden gesorgt. Diese habe man an Bord geholt. «Fundamentalopposition der Umweltverbände habe ich nicht gespürt», sagte Bleiker.
Erste Begehungen – erste Kritik
Er gab aber auch zu bedenken, dass die Pläne für physische Verbindung erst jetzt folgen würden. Diese müssten rentabel sein und umweltverträglich. Man habe diesbezüglich bereits erste Begehungen im Gelände gemacht. Es gebe schonendere Verbindungen, als man sie ursprünglich geplant habe. Bleiker betonte: «Wir wollen drei intakte Skigebiete miteinander verbinden, ohne viel zusätzliche Pistenkilometer zu schaffen.»
In einer ersten Reaktion kritisiert die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz den Bericht als «Schönfärberei» und bemängelt, dass der Einfluss des Klimawandels und die Einbrüche des internationalen Tourismus nach Corona darin mit keinem Wort erwähnt würden. Sie werde sich gegen die «utopischen Verbindungspläne» weiterhin zur Wehr setzen.
Zur Verbindung läuft seit 2018 ein NRP-Projekt. Neben der Rentabilitätsberechnung wird in einem nächsten Schritt auch ein Verkehrsgutachten erstellt. Eine Machbarkeitsstudie soll bis spätestens am Ende 2021 konkrete Grundlagen für den Entscheid über die Realisierung eines Zusammenarbeitsprojekts der drei betroffenen Bergbahnen liefern. (sda)