Manches, was im Jahr 1942 Alltag war, erscheint aus heutiger Sicht bizarr. Vier skurrile Anekdoten aus der Hotel-Revue von früher.
Vergesst den Weltkrieg, reist nach Italien
Italien hielt sich 1942 für derart unwiderstehlich, dass das Fremdenverkehrsamt des Landes meinte, selbst ein tobender Weltkrieg halte die Touristen nicht aus dem Bel Paese fern. Während sich die italienische Armee am Afrikafeldzug der Achsenmächte beteiligte, war der Ente Nazionale italiano per il turismo mit einer Grossoffensive der anderen Art beschäftigt: Mit neuen Broschüren warb er für das Land – und weil Italien zu dem Zeitpunkt Teile Sloweniens und Kroatiens besetzt hielt, druckte man auch gleich Werbemittel für die jungen Provinzen Lubiana und Dalmazia. Zudem waren die regionalen Verkehrsorganisationen angehalten, «dem Unterhalt der öffentlichen Anlagen und deren Blumen- und Sträucherschmuck nach wie vor die grösste Aufmerksamkeit zu schenken». Nur Monate später kamen tatsächlich Engländer und Amerikaner in Sizilien an. Das passte Rom dann aber auch nicht.
Autobahnen in der Schweiz? Niemals!
Nicht nur Italien lag mit seiner Prognose ziemlich daneben, auch die früheren Kollegen bei der Schweizer Hotel-Revue, wie diese Zeitung damals hiess, verschätzten sich gewaltig. «Autobahnen? Bundesstrassen? Keines von beiden!», schrieben sie 1942: Man werde bestimmt nicht dem ausländischen Vorbild folgen und Autobahnen quer durchs Land ziehen. Stattdessen müsse man die Hauptstrassen so ausbauen, «dass sie auch noch in einigen Dezennien dem Automobilverkehr gerecht werden» – was für die Hotel-Revue bedeutete: vierspurig mit separatem Radweg und Trottoir. Immerhin dauerte es gut ein Dezennium, ehe 1955 die erste Autobahn der Schweiz eingeweiht wurde. Heute haben wir übrigens das dichteste Autobahnnetz der Welt.
Fachkräftemangel: Seit 80 Jahren ein Dauerthema
Der Fachkräftemangel stellt die Branche nicht erst seit ein paar Jahren vor Herausforderungen. Schon 1942 klagte sie über das «Fehlen genügender Haus- und Küchenmädchen». Der Grund dafür sei bekannt: «Das Gefühl, Gemüse zu putzen sei unwürdig, und Teller waschen sei unter jedem Rang.» Dabei seien die Anstellungsbedingungen ja nicht mehr wie früher; das Dienstpersonal habe auch mal am Abend oder am Nachmittag frei und regelmässig die Möglichkeit zu baden. Und das bei einem Monatslohn für ein Küchenmädchen von 80 Franken. Zum Vergleich: Eine Sekretärin verdiente damals monatlich rund 300 Franken.
Forellen im Hotelkeller
Wenn heute ein Gast im Restaurant etwas aus dem Keller bestellt, ist das in der Regel eine Flasche Wein. 1942 war es dagegen durchaus üblich, im Hotelkeller Fische zu züchten. Das konnte allerdings ungeahnte Herausforderungen zur Folge haben. Ein Hotelier wandte sich an die Hotel-Revue mit der Frage, was er bitteschön gegen die Plätschergeräusche unternehmen könne, die seit dem Einbau der Forellenzucht in den Hotelzimmern zu hören seien.