Geräte und Maschinen für die Gastronomie anschaffen geht ins Geld. Insbesondere für Gastro-Start-ups kann es sinnvoll sein, eine andere Lösung zu wählen, als hohe Beträge in die Infrastruktur zu investieren. Einige Hersteller bieten in der Tat Alternativen, etwa die Firma Winterhalter: Wirte können Geschirrspülmaschinen, ohne diese zu kaufen, mit allem Drum und Dran nutzen. Statt für das Gerät bezahlen sie für die Nutzung pro Waschgang.
Für Neugründungen und Saisonbetriebe empfohlen
«Pay per wash» nennt sich das Prinzip. Unter dem allgemeineren Begriff «Pay per use» ist dieses übrigens auch für andere Maschinen bekannt, so etwa für Kopiermaschinen.
Laut Hersteller Winterthalter bietet «Pay per wash» einige Vorteile: Unter anderem sind Gastrounternehmer vor unerwarteten Kosten geschützt, denn der Hersteller übernimmt Wartung und allfällige Reparaturen. Winterhalter verspricht zudem einen Vertrag ohne Mindestlaufzeit sowie Kündigung mit Dreimonatsfrist ohne zusätzliche Kosten. Das Modell verhelfe zudem zu voller Kalkulierbarkeit, denn im Preis sei alles für den Betrieb Erforderliche inbegriffen, einschliesslich Wasseraufbereitung und Spülchemie. Winterhalter empfiehlt das «Pay per wash»-Modell insbesondere für Restaurant-Neugründungen mit beschränkten Mitteln sowie für saisonale Betriebe.
«Pay per wash» gibt es auch für das Waschen von Textilien
Auch aus Sicht des Krienser Hotellerie- und Gastro-Beratungsunternehmens Katag bietet «Pay per wash» Vorteile. Partner Hanspeter Blättler spricht von einer «All-inclusive-Lösung», die ein Gastronom in Erwägung ziehen müsse: «Mit diesem System lassen sich Abläufe optimieren, da der Betreiber monatliche Abrechnungen erhält und diese dem Umsatz gegenüberstellen kann.» Noch ist das Modell in der Schweiz nicht sehr verbreitet. Allerdings bieten es nebst Winterhalter einige weitere Hersteller an, so etwa der Spülmaschinenhersteller Gehrig, ein Unternehmen der Metall-Zug-Gruppe. Auch Electrolux Professional kennt das Modell. Für die Gastronomie bietet der Hersteller das Modell «Pay per wash» für das Waschen von Textilien an. Die Waschzyklen würden sich für die Abrechnung pro Waschgang eignen – im Gegensatz zu einem Herd, bei welchem sich die Nutzung weniger gut in Zähleinheiten auflösen lasse, sagt Roland Astner, Verkaufsleiter Electrolux Professional.
In der Schweiz noch nicht so akzeptiert wie in Deutschland
Laut Astner geniesst «Pay per use» noch nicht die Akzeptanz, welche das Modell verdient hätte. «Hierzulande gibt es für Unternehmen viele Möglichkeiten, an Geld für Investitionen zu kommen.» Im Gegensatz dazu sei «Pay per use» in Deutschland viel weiter verbreitet.
Auch für ein Hotel würde laut Astner ein «Pay per use»-Modell im Bereich Wäscherei mehr Flexibilität bringen. «Die Anlage muss über viele Jahre betrieben werden, damit sich die Investition lohnt. Aber vielleicht braucht man bereits nach fünf Jahren viel mehr oder viel weniger Wäsche», sagt Astner.
Ausserhalb der Branche funktioniere für Electrolux Professional «Pay per use» vor allem im Bereich Facility-Management gut. Facility-Manager hätten das Mandat für die Reinigung einer Liegenschaft oftmals nur für ein paar Jahre. Ihre Bedürfnisse änderten sich hinsichtlich der Reinigungsgeräte darum immer wieder, wofür sich temporär zur Verfügung gestellte Geräte besser eigneten.
Kaffeemaschine, Kühlvitrine: verwandte Modelle im Angebot
Das Prinzip «Pay per use» bieten auch Hersteller von Kaffeemaschinen an: Der Restaurantbetreiber zahlt pro Kaffee einen bestimmten Fixbetrag. Verwandt sind diverse Modelle, bei denen die Hersteller Infrastruktur beziehungsweise Material zur Verfügung stellen – beispielsweise eine Kühlvitrine für den Glaceverkauf. Wirte und Wirtinnen sind dabei an eine bestimmte Glacemarke gebunden. Beim Wäscheleasing stellt die Wäscherei die Wäsche den Betrieben leihweise zur Verfügung.
Experte: Hersteller sollen beste statt billigste Materialien verbauen
Der Kreislaufwirtschafts-Experte, Cradle-to-Cradle-Pionier und Chemiker Michael Braungart sieht im Modell «Pay per use» eine grosse ökologische Chance. Nach Einschätzung des 64-jährigen Deutschen würden dadurch die Hersteller beim Bau von Geräten künftig die besten statt die billigsten Materialien verwenden. Er geht davon aus, dass heute Firmen aus Kostengründen viele giftige Stoffe verbauen, die sich nicht recyceln lassen; wichtig sei es, Stoffe zu verwenden, die kreislauffähig sind. Derzeit sei der Gewinn privatisiert und das Risiko vergesellschaftlicht. Wenn die Geräte und Produkte im Besitz der Hersteller blieben, würde sich das ändern. «Wer Gewinn macht, muss auch das Risiko tragen», sagt Michael Braungart. Er betont, dass eine vordefinierte Nutzungszeit von Geräten und Produkten wichtig sei, damit Innovationen auf den Markt kommen. Eine Waschmaschine mit veralteter Technologie trage auch nicht zum Schutz der Umwelt bei.