Der Tessiner Unternehmer Stefano Artioli will das Graubündner San Bernardino für 300 Millionen Franken zu einer Ganzjahresdestination ausbauen. Dafür kaufte er das halbe Dorf und steckt zu Beginn Millionen Franken aus der eigenen Tasche in seine Vision.
Er will aus dem einst florierendem Bergdorf eine Tourismusdestination machen, die Aktivitäten während des ganzen Jahres bietet: Mountainbike, Wandern, Kajakfahren, Klettern, Skifahren, Wellness und vieles mehr plant der Unternehmer Artioli, wie er gegenüber Keystone-sda sagt.
Herzstück seiner Vision ist ein 5-Sterne-Hotel mit einem öffentlichen Spa- und Wellnessbereich. Dafür übertrug ihm die Gemeinde im Frühling dieses Jahres ein 16'000 Quadratmeter grosses Grundstück. Hinzu kommen mehrere Gebäude im Dorfkern, darunter zwei Hotels, die Artioli zur Zeit renovieren lässt. Das Hotel Brocco & Posta will er bereits in dieser Saison eröffnen. [RELATED]
Auch den Skiliften, die zum Grossteil seit mehreren Jahren stillstehen, will Artioli neues Leben einhauchen. Bis 2033 sollen alle seine Pläne umgesetzt sein. Bezahlen will er sie während dieser ersten Entwicklungsphase aus dem «Family Office»- also aus dem eigenen Sack. Später dann sollen Investoren ihren Teil beisteuern.
Nicht das einzige Grossprojekt
Artioli steckt sein Geld nicht nur in San Bernardino. Aktuell investiert er auch in die Wiederbelebung des seit 2005 geschlossenen Grand Hotels in Locarno. Auch hier zapft er die Familienkasse an. 50 Millionen Franken investiert er in seine Vision des neu zu erstrahlenden Luxushotels.
Solche Grossinvestitionen in Tourismusprojekte erinnern an den ägyptischen Geschäftsmann Samih Sawiris, der in Andermatt sechs Hotels, 500 Apartments, 28 Chalets, Kongresseinrichtungen, einen Golfplatz und vieles mehr bauen liess. Vergleicht man die Projekte Sawiris' und Artiolis, sind Letztere ein Klacks: Sawiris investierte 1,8 Milliarden Franken in seine Bauprojekte und zusätzliche 130 Millionen Franken in die Skiarena Andermatt-Sedrun, wie aus einem Faktenblatt seiner Aktiengesellschaft Andermatt Swiss Alps hervorgeht. Artiolis Investitionen umfassen in Graubünden 300 Millionen Franken, im Tessin 50 Millionen.
Sein Geld verdient der Südschweizer mit Immobilien. Er gründete die Artisa Group, die mittlerweile europaweit Immobilieninvestitionen verwaltet. Mittlerweile führt sein Sohn Alain Artioli die Geschäfte rund um das über 135 Mitarbeitende beschäftigende Unternehmen. Ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung ist Flavio Petraglio, der auch bei der im September 2022 gegründeten San Bernardino Swiss Alps im Verwaltungsrat sitzt.
Auch der ehemalige Bündner FDP-Regierungsrat Christian Rathgeb und der CEO von Graubünden Ferien Martin Vincenz leisten ihren Beitrag im Verwaltungsrat der Aktiengesellschaft, die sich der Wiederbelebung San Bernardinos verschrieben hat.
Vision findet Anklang
Ihn treibe eine langfristige, nachhaltige Vision an, so Stefano Artioli. Dieses Engagement entspringe einem tiefen Glauben an das Potential der Region. Die Naturlandschaften kombiniert mit einer verkehrsgünstigen Lage des Dorfes würden es zu einer attraktiven Investition machen. Er wolle dauerhafte Werte für die Einwohnenden und künftige Besuchende schaffen.
Die Behörden der zuständigen Gemeinde Mesocco stehen einstimmig hinter Artioli und seinem Unternehmen. Im Mai 2023 stimmten alle 19 Stadtratsmitglieder der Übertragung des Landes für den Bau des neuen Resorts zu. Der Hoffnung, die der Investor damit den Einwohnenden macht, sei er sich bewusst, so Artioli. Die Gemeinde warte sehnsüchtig auf neue Infrastrukturen, Dienstleistungen und verlockende Angebote. Er sei absolut überzeugt, dass seine Investitionen Früchte tragen werden. (keystone-sda)