Die Corona-Massnahmen in vielen Ländern haben Tui im ersten Quartal bis Ende Dezember ein Verlust von knapp 803 Millionen Euro beschert, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte Tui ein saisontypisches Minus verbucht, das weniger als ein Sechstel davon betrug.
Der Umsatz sackte zuletzt um fast 88 Prozent auf 468 Millionen Euro ab. Die Tui-Führung setzt nun auf eine dringend nötige Erholung im Sommer. Konzernchef Fritz Joussen zeigte sich mit Blick auf den Fortschritt der Impfungen etwa in Grossbritannien zuversichtlich: «Je entschlossener die Impfkampagnen umgesetzt werden, desto schneller können wir zu einer echten Reisefreiheit zurückkehren.» Joussen warb ausserdem für mehr Corona-Schnelltests.
Neustart an Ostern?
Die Touristikbranche gehört neben dem Luftverkehr und Gastgewerbe zu den am stärksten von der Coronakrise getroffenen Branchen. Bei Tui hofft man, dass ein Neustart schon an Ostern beginnen kann. Der Anbieter hatte jüngst Reisen in wichtige Zielgebiete zum Beispiel am Mittelmeer bis Ende Februar oder Ende März abermals absagen müssen.
Für den Sommer zählt Tui nach eigenen Angaben konzernweit bereits 2,8 Millionen Buchungen, etwas mehr als die Hälfte des Volumens für den vergleichbaren Vorkrisen-Sommer vor zwei Jahren. Der Löwenanteil stammt mit 1,5 Millionen aus Grossbritannien, wo Tui das Programm drei Monate früher freigeschaltet hatte.
In Deutschland dagegen hat Tui bisher eine halbe Million Sommerurlaube verkauft. Der Rest entfalle auf Kunden etwa aus Frankreich und den Benelux-Staaten.
Laut Joussen sind die Reisewilligen bereit für Ferien mehr zu bezahlen. Die Preise der gebuchten Reisen lägen konzernweit im Schnitt 20 Prozent höher als 2019. Das Angebot von Tui soll in der warmen Jahreszeit weiterhin 80 Prozent des Programms von 2019 erreichen. Planungsrisiken bleiben, denn etliche Kunden buchen kurzfristiger als in normalen Zeiten.
Auch Tui Suisse hofft
Auch der Schweizer Ableger von Tui leidet unter der Coronakrise. Das Bild vom Konzern wiederspiegle sich bei Tui Suisse, schreibt die Ländereinheit auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Konkrete Zahlen zum ersten Quartal publiziert Tui Suisse nicht.
Die Hoffnung auf eine Erholung am Reisemarkt ist auch in der Schweiz gross: Umfragen und Analysen zum Konsumentenverhalten hätten gezeigt, dass das Reisen vermisst werde. Mit dem Angebot von Pauschalreisen sei Tui Suisse für einen Aufschwung gut positioniert. Die hätten sich auch in der Krise als sicher bewährt, hiess es.
Umfangreicher Stellenabbau
Das im September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2019/2020 war für Tui ein Horrorjahr. Die Gruppe meldete 3,1 Milliarden Euro Verlust, der Umsatz schmolz von 18,9 auf 7,9 Milliarden Euro zusammen. Im Frühling hatte Tui fast den gesamten Betrieb einstellen müssen, im Sommer und Herbst lief das Geschäft nur zögerlich wieder an.
Schon vor der Coronakrise hatte sich ein Jobabbau abgezeichnet, der sich mit der Pandemie deutlich verschärfte. Inzwischen sind laut Joussen auf Vollzeitbasis etwa 5000 der weltweit geplanten 8000 Stellenstreichungen vollzogen.
Den gefährlichen Abfluss finanzieller Mittel habe man begrenzen können. Der deutsche Staat hat Tui mit Milliardenhilfen vor dem Untergang bewahrt und war kürzlich eine Kapitalerhöhung dazugekommen.
In der Schweiz hatte Tui im Sommer die Schliessung von acht der damals insgesamt 62 Filialen und damit verbunden den Abbau von 70 Arbeitsplätzen angekündigt. Damit habe Tui Suisse die Basis für die Zukunft gelegt, es sei aktuell kein weiterer Stellenabbau geplant, sagte die Sprecherin.
Aktuell beschäftigt Tui hierzulande knapp 400 Angestellte. Die befinden sich grösstenteils in Kurzarbeit. Dies sei vor allem in den wegen der Corona-Massnahmen kaum frequentierten und nur begrenzt geöffneten Reisebüros der Fall. (awp/sda/dpa/npa)