Fahrverbot für Fremde
Neulich berichteten wir hier, dass das Automobil 1912 in der Hotelbranche auf wenig Gegenliebe stiess. Auch 1922 war die Schweiz noch kein Autoland. So war beispielsweise Ausserkantonalen im Kanton Glarus sonntags das Autofahren untersagt. Die Strassen waren dann den Einheimischen vorbehalten. Im Kanton Nidwalden durften zwar jederzeit ausserkantonale Autos herumkurven. Das kostete allerdings Eintritt. Fünf Franken betrug «die Taxe für die Einfahrt in den Kanton an Sonn- und Feiertagen», drei Franken an Werktagen, heisst es in der Schweizer Hotel-Revue, wie diese Zeitung 1922 hiess. Und im Kanton Obwalden, der ein generelles Sonntagsfahrverbot kannte, stellte die Polizei «auf besonderes Gesuch hin Ausnahmebewilligungen für Automobilfahrten nach Obwalden auch an Sonntagen» aus – der «Fremdenindustrie» zuliebe.

Der Schimmelpilz isst mit
Brot kann je nach Lagerung recht schnell Schimmel ansetzen. Davor warnte die Hotel-Revue ihre Leser in Ausgabe 17 – aber nicht etwa, weil der Schimmel ein gesundheitliches Problem darstellt oder er schlicht unappetitlich ist. «Vor einiger Zeit sah ich in einer Wirtschaft, wie ein Bauer seelenvergnügt feuchtes, ganz dick verschimmeltes Schwarzbrot ass; dazu trank er allerdings tüchtig Branntwein», schrieb der Redaktor dazu. Weiter schlimm sei das allerdings nicht, schliesslich wisse man aus Versuchen, dass «die eigentlichen Schimmelpilze weder auf Tiere noch auf Menschen schädigende oder gar giftige Wirkungen ausüben». Dass die Hotel-Revue trotzdem vor Schimmel warnte, hatte einen anderen Grund: «Wohl zu beachten ist, dass durch Verschimmeln das Brot eine sehr erhebliche Gewichtsverminderung erleidet. Bei genügend raschem Wachstum können die Schimmelpilze mehr als die Hälfte der Nährsubstanz aufzehren [...]. Durch diese chemische Zersetzung wird schimmelndes Brot qualitativ und quantitativ erheblich geschädigt.»

Als es die Polizeistation einer US-Kleinstadt in die Zeitung schaffte
Kein anderes Jahr führte bei den Recherchen zu mehr Kopfschütteln als 1922. Etwa als die Hotel-Revue über Nebensächliches wie einen Riss in der Strandmauer des Ostseebads Rerik oder eine Alkoholkontrolle in der Polizeistation von Youngstown, Ohio, schrieb. Oder als sie sich offen rassistisch zeigte, indem sie etwa einen Witz abdruckte, bei dem ein schwarzer Sklave erdrosselt wird, oder sich über einen Juden enervierte, der Messwein importierte. Oder als man der Leserschaft mitteilte, weshalb ein Hotelbesuch für das weibliche Geschlecht erholsamer sei: «Denn auf dessen schwachen Schultern lastet ja der ganze mechanische Apparat eines gut geregelten eigenen Heims.» Oder man Alkohol als «eines der besten Heilmittel» anpries. Oder, oder, oder.

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