Die Elektronik-Kette Media-Markt, welche bisher die Lokalität gemietet hatte, weist die Schuld am Scheitern der Übernahme-Verhandlungen zurück. Vielmehr sei die Migros mit der Übernahme der Markthalle in Verzug.Media-Markt habe deshalb eine Nachverhandlung über die Entschädigungszahlung für die Übernahme der Markthalle verlangt.
Die Elektronik-Kette hatte sich nach eigenen Angaben bereit erklärt, der Migros für die Übernahme eine Zahlung im hohen einstelligen Millionenbereich zu leisten. Ein substanzieller Teil davon sei bereits bezahlt. Media-Markt Schweiz forderte deshalb die Migros Aare auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Die Stadt Bern bot am Dienstag an, mit den Beteiligten die Situation zu analysieren. Man habe das Angebot zur Kenntnis genommen und schätze dieses, heisst es von Seiten der Migros Aare.Für sie ist das Projekt aber beendet, wie Mediensprecherin Andrea Bauer auf Anfrage mitteilte. Es werde keine Verhandlungen mehr geben.
Einsprachen und Auflagen
Eine Einigung innert nützlicher Frist hält die Migros Aare nicht für realistisch, wie die Genossenschaft am Dienstagmorgen mitteilte. Die Situation sei verfahren. Erschwerend kommt für den Detailhändler dazu, dass nach wie vor Einsprachen gegen den Umbau hängig sind bezüglich Anlieferung, Littering und Lärm. Die Baubewilligung steht deshalb noch aus.
Besonders die Vorbehalte wegen des Lärms wiegen schwer. Um sie ausräumen zu können, wären laut Migros Aare erhebliche konzeptionelle Einschränkungen nötig, etwa der Verzicht auf Live-Musik und Tanzbetrieb, reduzierte Öffnungszeiten und ein Verzicht auf die Öffnung des Glasdachs von März bis Oktober.
Die zunehmende Komplexität des Projekts hinsichtlich Bausubstanz, Mieterausbau und Betriebskonzept führte dazu, dass der ursprüngliche geplante Eröffnungstermin «längst verstrichen und eine verbindliche Terminplanung derzeit nicht möglich ist», schreibt die Migros. Durch die zeitliche Verzögerung stiegen die Planungskosten an.
«Herzensangelegenheit» der Migros
Die Migros Aare hatte von Anfang an klar gemacht, dass sie selber in der Markthalle keine eigenen Angebote betreiben will. Vielmehr sollte mit der Wiederbelebung der Markthalle ein Treffpunkt im Stadtzentrum entstehen.
Die Markthalle mit ihren Cafés und Läden war beliebt. Als sie 2013 ihre Tore schloss, trauerten die Bernerinnen und Berner dem Angebot nach. Als dann die Elektronik-Kette Media-Markt in die Räumlichkeiten einzog, kam es sogar zu zwei Demonstrationen. 2016 kündigte Media-Markt an, die Filiale wegen zunehmender online-Verkäufe zu schliessen.
Anfang Jahr wurde bekannt, dass die Migros Aare zusammen mit den ehemaligen Initianten die Markthalle wieder aufleben lassen wolle.Das stiess in Bern auf grosses Echo.
Laut Konzept hätten 20 Gastrobetriebe Platz finden sollen. Um die 200 Personen und Unternehmen interessierten sich dafür, in die neue Markthalle einziehen zu können.
Für ihr Engagement wollte die Migros tief in die Tasche greifen: Acht Millionen Franken waren für den Innenausbau geplant. Für die Migros war das Projekt zwar «eine Herzensangelegenheit», aber eine, die das Unternehmen nicht um jeden Preis umsetzen konnte und wollte. Die sorgfältige Abwägung aller Gründe habe nun zur Einstellung des Projekts geführt, wie die Migros Aare erklärte.
Hans Merki, Mitbesitzer des Gebäudes und Initiator der Markthalle reagierte am Dienstag enttäuscht. Er habe den Entscheid der Migros über Dritte erfahren, sagte er im Regionaljournal von Schweizer Radio SRF. Zuerst müssten nun die Gründe evaluiert werden, dann könne man weiter schauen. (sda/og)