Im vergangenen Jahr sank die Anzahl Logiernächte im Kanton Basel-Stadt gegenüber dem Vorjahr um 61,7 Prozent von 1,4 Millionen auf insgesamt 545'906 Übernachtungen, wie Basel Tourismus am Mittwoch an einer Online-Medienkonferenz bekannt gab.
Ein starker Rückgang um 70,4 Prozent war vor allem bei den Gästen aus dem Ausland zu verzeichnen, während sich die Zahl der Gäste aus dem Inland um 44,6 Prozent weniger stark zurückentwickelte.
Im Jahr 2020 hatten 66 Hotelbetriebe während mindestens einem Tag geöffnet. Über ein Drittel von ihnen schlossen aber während der Lockdownphase im Frühling ihre Tore. Das hatte Auswirkungen auf das durchschnittliche Gesamtangebot an Hotelzimmern: Dieses ging um
11,2 Prozent auf 3969 zurück.
Die Coronavirus-Krise treffe den Städtetourismus besonders hart, sagte Carlo Conti, Präsident von Basel Tourismus an der digitalen Medienkonferenz. Die Umsatzeinbussen seien im letzten Jahr enorm gewesen. So erwirtschaftete auch Basel Tourismus aufgrund fehlenden Gasttaxenerträgen oder nicht stattfindende Stadtführungen nur einen Umsatz von 7 statt wie budgetiert 12 Millionen Franken.
Aufgrund der fehlenden Gäste sowie der Reiserestriktionen musste auch Stadtbasler Tourismusorganisation Einsparungen vornehmen und etwa die Tourist Information am Bahnhof SBB schliessen oder Marketingaktionen im Ausland sistieren. Die Kurzarbeit für alle Mitarbeitenden und die Auflösung der Reserven hätten aber dazu geführt, dass Basel Tourismus das vergangene Jahr verhältnismässig gut überstanden habe, sagte Direktor Daniel Egloff.
Immerhin kam es im Sommer zu einem temporären Anstieg von inländischen Freizeitgästen: Die Pandemieentwicklung und die damit verbundenen Bedingungen liessen einen kurzen Aufschwung zu.
Optimistischer Ausblick
Daniel Egloff, Direktor Basel Tourismus, ist jedoch zuversichtlich, dass die globale Impfstrategie funktioniert und der Freizeittourismus aus der Schweiz und den angrenzenden Nahmärkten bereits im laufenden Jahr wieder anzieht: «Sobald sich die Gesundheitssituation wieder normalisiert hat und die Reisebeschränkungen aufgehoben werden, ist im Tourismus ein grosser Nachholbedarf zu erwarten.»
Egloff geht davon aus, dass der Tourismus in Basel im Sommer/Herbst dieses Jahr langsam wieder an Fahrt aufnehmen wird. «Gleichzeitig rechnen wir leider damit, dass sich die Digitalisierung bei der Unternehmenskommunikation festsetzen wird und nachhaltig ihre Spuren beim Geschäftstourismus in Basel hinterlassen wird.» Der Tourismus werde sich erst 2025/2026 vollständig von der Coronavirus-Pandemie erholt haben, sagte Egloff.
Bis 2024 will Basel Tourismus laut Daniel Egloff das «Erlebnis-Marketing» ausbauen und sich mehr auf den Bereich Leisure-Tourismus fokussieren. Auch hoffe der Verein auf mehr Staatsbeiträge vom Kanton Basel-Stadt, da die Einnahmen bei den Gasttaxen zurückgegangen seien, sagte Egloff. Derzeit erhält Basel Tourismus vom Kanton Beiträge in der Höhe von 1,9 Millionen Franken pro Jahr.
Etwas zuversichtlich stimmt auch, dass mit Veranstaltungen wie etwa dem Eidgenössischen Jodlerfest oder der internationalen Kunstmesse Art Basel sowie mit internationalen Kongressen und hochkarätigen Ausstellungen in der zweiten Jahreshälfte noch immer einige Highlights anstehen, die viele Besucherinnen und Besucher nach Basel bringen werden. «Wenn diese Anlässe – selbstverständlich unter Auflagen – stattfinden können, dann geht es auch mit dem Tourismus in Basel wieder aufwärts», zeigt sich der Carlo Conti optimistisch.
Voraussetzung für eine Wiederbelebung des Tourismus sei laut Basel Tourismus neben einer Lockerung der aktuellen Massnahmen und guten Rahmenbedingungen für Messen und Events auch eine intakte touristische Infrastruktur.
Dramatische Situation für Hotels und Restaurants
Damit diese keinen nachhaltigen Schaden erfährt und die Arbeits- und Ausbildungsplätze im Gastgewerbe erhalten bleiben, ist gemäss Raphael Wyniger, Präsident Basler Hotelier-Verein, ein Ausbau der Hilfspakete durch Bund und Kantone unerlässlich. Denn auch die Aussichten seien eher düster: «Die kommenden Monate werden hart und die Hotel-Branche ist enorm gefordert, zumal der für Basel wichtige Geschäftstourismus nach wie vor nicht stattfinden wird», so der Chef der Wyniger Gruppe, welche neben dem «Teufelhof» mehrere Restaurants, Caterings und eine Brauerei im Raum Basel betreibt.
Die Umsatzeinbussen bei den Hotels wegen der Coronavirus-Pandemie seien «dramatisch». Auch stünden die Hotel-Zimmerpreise unter Druck, da viele Betten verfügbar seien. So liege der Umsatzeinbruch pro verfügbarem Zimmer bei über 75 Prozent, so Wyniger.
Alexandre Kaden, Vorstand Basler Wirteverband, schätzt, dass die Basler Gastronomie derzeit monatlich 10 Millionen Franken an Umsatz einbüsst. «Die Gastronomie kämpft ums Überleben, viele Betriebe sind verletzt und verschuldet», erklärt Kaden. «Wir vermissen unsere Gäste. Wenn es die Umstände erlauben, hoffen wir, im Frühling das Geschäft wieder aufnehmen zu können.» (htr/sda/npa)