2019 war für die Schweizer Hoteliers ein Rekordjahr: Gäste aus dem In- und Ausland buchten jeweils so viele Hotelübernachtungen wie noch nie. Insgesamt zählte das Bundesamt für Statistik (BFS) knapp 18 Millionen Logiernächte, ein Plus von fast 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. «Diesen Schwung wollen wir mitnehmen ins neue Jahr», sagte Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz der Branchenvermarktungsorganisation. «Es wird schwierig, aber der Schweizer Tourismus kann das.»

Nydegger spielte damit vor allem auf die Verbreitung des Coronavirus an. Das zunächst in China ausgebrochene Virus dürfte alleine im Startquartal die Logiernächte von chinesischen Gästen um die Hälfte einbrechen lassen. Für den Februar entspricht das etwa einer direkten Umsatzeinbusse von rund 20 Millionen Franken.

Verschiedene mögliche Szenarien
Inzwischen sind auch weitere Regionen stark betroffen: So hat etwa Norditalien drastische Massnahmen ergriffen. Hier sei es derzeit nicht möglich, die Auswirkungen zu quantifizieren, sagte Nydegger. Doch die Schweiz werde das auf jeden Fall zu spüren bekommen. Denn viele Europareisen führten durch Italien – würden diese abgesagt, fielen auch die geplanten Stopps in der Schweiz weg.

Schweiz Tourismus hat für die weitere Entwicklung verschiedene Szenarien erarbeitet. Normalisiere sich die Lage in den nächsten Wochen, sei etwa in Asien mit einer Einbusse von rund 10 Prozent zu rechnen. Andernfalls seien bis zu einem Viertel oder Drittel der Logiernächte gefährdet – dann würde die Erholung wohl zwei Jahre brauchen. Im schlimmsten Szenario drohe eine globale Reiseangst, die die ganze Reisebranche nachhaltig lähmen könnte, sagte Nydegger. Basierend auf den verschiedenen Szenarien habe Schweiz Tourismus die Planungen für mögliche Massnahmen eingeleitet.

Starker Franken
Die Angst vor dem Virus bringt zudem weiteres Ungemach für die Tourismusbranche mit sich: Der starke Franken ist nämlich als «sicherer Hafen» für Anleger zuletzt wieder unter starken Aufwertungsdruck geraten. Derzeit bewegt sich der Euro-Frankenwechselkurs um 1,06 Franken. Wenn sich der Franken aufwertet, verteuern sich die Ferien in der Schweiz für ausländische Gäste.

Inzwischen haben sich die Hoteliers mit dem starken Franken arrangiert. «Der Franken ist zwar weiterhin überbewertet», sagte HotellerieSuisse-Präsident Andreas Züllig. «Wir haben uns aber dem Markt angepasst.» Die Preise seien in den letzten zehn Jahren in der Schweiz gesunken, während sie bei den direkten Mitbewerbern wie Vorarlberg oder Südtirol stark gestiegen seien. «Mit einem Euro-Frankenkurs von 1,07 bis 1,10 Franken können wir leben – wenn wir auch am liebsten 1,20 Franken hätten.»

Dennoch sorgt die Währungssituation auch für Unsicherheit: In einer Umfrage unter 183 Hotels gaben 60 Prozent den Euro-Frankenkurs als wesentliche Herausforderung an. Nur die Verfügbarkeit des Personals brennt mit fast 70 Prozent noch mehr Hoteliers unter den Nägeln.

Unsicherer Ausblick
Immerhin: Das Wintergeschäft ist für die Hoteliers sehr gut angelaufen. 78 Prozent gaben an, dass die Wintersaison bislang gleich gut oder besser gelaufen ist als im Vorjahr. Im Ausblick auf das Ostergeschäft zeigten sich die Befragten allerdings bereits vorsichtiger: 26 Prozent erwarten einen schlechteren Geschäftsverlauf als im Vorjahr, während 32 Prozent von gleich guten Geschäften ausgehen. Rund ein Viertel wagte gar keine Prognose.

Aufgrund der Unsicherheiten infolge des Coronavirus verzichtet auch Schweiz Tourismus auf konkrete Prognosen für das laufende Jahr 2020. Das Wachstum ankurbeln sollen aber wie schon im Vorjahr die USA. Weiter erhofft sich Schweiz Tourismus von der neuen Flugverbindung der Swiss nach Osaka mehr Schub aus Japan. Stabilisierend soll zudem die Schweiz wirken. Dagegen dürfte sich in Indien der Rückgang fortsetzen. Wahlen und ein schwächeres Wirtschaftswachstum hatten bereits 2019 die Lust der Inder gebremst, in die Schweiz zu reisen. (awp sda)


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