Weltweit wächst der Städtereisetourismus. Die Wirtschaft brummt, die Schweiz als Reiseland ist begehrter denn je. Zürich hat sich zur grössten Tourismus Region der Schweiz entwickelt. Die Situation zeugt vom bekannten wirtschaftlichen Prinzip, dass die zusätzliche Nachfrage durch ein erhöhtes Zimmerangebot gedeckt wird.
Der Zürcher Hotelier Verein (ZHV) beobachtet in der Region Zürich seit einigen Jahren ein rasantes Wachstum an neuen Hotels. Werden alle geplanten Hotel-Projekte in der Region Zürich realisiert, entstehen in den kommenden zwei Jahren 18 neue Hotels mit rund 2400 Zimmern. Der Wettbewerbsdruck fordert die Branche heraus, und gleichzeitig steigt die Verunsicherung der Hoteliers. Vor allem Betreiber von kleinen Hotels fürchten nun, unter die Räder zu kommen.
Auf der Suche nach Antworten hat der ZHV-Vorstand bei Jones Lang LaSalle (JLL) eine Studie in Auftrag gegeben. Mit JLL, als renommiertes internationales Immobilienberatungsunternehmen, haben sich Fachleute der Aufgabe angenommen. Eine Umfrage unter den Mitgliedern der Zürcher Hoteliers hat zusätzliche wertvolle Aussagen geliefert.
Mit dem Boom ist kaum mitzuhalten
Nach Angaben der Studie soll das grösste Wachstum in den nächsten Jahren in Zürich Nord und der Flughafenregion stattfinden. Viele Häuser dürften sich auf den 3-Sterne-Bereich fokussieren.
Zusätzlich zu den neuen Hotels sind bis 2022 auch zahlreiche neue Appartements mit Serviceleistungen geplant, gemäss Studie rund 1000. Hinter diesem Boom stehen meist einheimische Investoren, die mit internationalen Hotelketten zusammenarbeiten, die oftmals Zürich für den Markteintritt von neuen Hotelkonzepten nutzen.
Die Nachfrage dürfte mit dieser rasanten Entwicklung kaum mithalten können. Die Studie geht davon aus, dass die durchschnittliche Auslastung der Hotels von heute 72 Prozent auf noch 67 Prozent im Jahr 2022 zurückgehen dürfte.
Gleichzeitig dürften durch die neue Konkurrenz auch die Zimmerpreise unter Druck geraten. Die Studie rechnet damit, dass der Umsatz pro Zimmer um rund 7 Prozent zurückgeht - und dies bei wahrscheinlich steigenden Personalkosten.
Investitionen von rund 860 Mio. Franken
Um der Entwicklung zu begegnen, investieren viele Hoteliers ins eigene Haus. Die Umfrage zeigt, dass sie in den nächsten fünf Jahren rund 30 Prozent höhere Investitionen planen als in den letzten zehn Jahren.
Hochgerechnet auf alle Hotels der Region könnte dies zu Investitionen von rund 860 Millionen Franken führen. Am meisten Geld wollen die Hoteliers in schönere Zimmer investieren.
«Die einzige Konstante ist die Veränderung»
Die aktuelle Studie soll laut ZHV den Hoteliers, Hotelbetreiber, Investoren, aber auch der Immobilienbranche und Politik Auskunft geben, welche Fakten zum Hotel-Boom beitragen und welche Effekte dies auf bestehende Betriebe haben könnte. Es werden Fragen aufgeworfen, Szenarien erstellt und Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt, welche daraus entstehen können.
Der Zürcher Hotelier Verband hält aber auch fest, dass die in Studie beschriebenen, treibenden Faktoren des Neubau-Booms nicht zu beeinflussen sein. Ebenso könne die Studie auch keine Anleitung geben, wie diese Entwicklung gestoppt werden kann.
Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers, motiviert die Branche in seinem Vorwort zur Studie: «Die einzige Konstante bleibt die Veränderung. Angst und Protektionismus sind ein schlechter Ratgeber. Der Blick muss nach vorne gerichtet sein, mit dem Ziel, die Qualität und den hohen Dienstleistungsstandard unserer Hotellerie weiter auszubauen». (htr/sda)