Die Hotrec-Studie wurde im Rahmen der angestrebten Reform des europäischen Mehrwertsteuersystems erarbeitet und belegt den positiven Katalysatoreffekt reduzierter Mehrwertsteuersätze für die Schaffung neuer Beschäftigungsverhältnisse, für mehr Investitionen und für Wachstum und damit zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit.
Die langfristige Anwendung niedriger Mehrwertsteuersätze im Gastgewerbe, die fast alle Mitgliedstaaten für Beherbergung und zwei Drittel auch für gastronomische Leistungen vorsehen, sei ein entscheidender Schlüssel zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit Europas als Tourismusdestination, hält der europäische Dachverband fest.
So sank der Anteil internationaler Touristenankünfte in Europa zwischen 1990 und 2015 von 60 Prozent auf 51 Prozent. Mit Einnahmen von 336,6 Mrd. Euro aus dem internationalen Tourismus liegt Europa noch auf Platz 2 hinter Asien und der Pazifik Region. Dies aber mit einem geringeren Wachstum der Einnahmen als der Rest der Welt, nämlich 1,5 Prozent und 3,4 Prozent in 2012 und 2015 gegenüber 4,3 Prozent und 4,4 Prozent im weltweiten Durchschnitt.
«Wir begrüssen den Bericht von Hotrec ausserordentlich, weil wir ihn für geeignet halten, einen wichtigen Beitrag zu leisten zur laufenden Diskussion über die Besteuerung des Tourismus und deren Auswirkung auf die Fähigkeit der Branche zu Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum beizutragen», erklärte Taleb Rifai, Generalsekretär der World Tourism Organization (UNWTO). «Jede Tourismusbesteuerung sollte daher sorgfältig bemessen, ausgestaltet, überwacht und veranlagt werden», führt Rifai weiter aus.
Niederiger Steuersatz ein Schlüsselelement
Für eine Umkehr des negativen Trends im europäischen Tourismus im internationalen Massstab sollte die Anwendung niedriger Mehrwertsteuersätze ein Schlüsselelement sein, hält die Hotrec fest.
Die Sondersätze würden einen positiven Beitrag zum Erhalt bestehender und zur Schaffung neuer Beschäftigungsverhältnisse im europäischen Gastgewerbe liefern, das im letzten Jahrzehnt 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze schuf, was einem Wachstum von 29 Prozent im Vergleich zu einem Plus von 7,1 Prozent in der Gesamtwirtschaft entspricht.
Ausserdem hätten die tieferen Steuersätze massive Investitionen zur Entwicklung eines noch qualitativeren und nachhaltigeren Tourismusangebots in Europa ausgelöst.
«Niedrige Mehrwertsteuersätze für Dienstleistungen im Gastgewerbe und Tourismus allgemein sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Tourismuswirtschaft und seiner 2 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen, von denen allein 1,8 Millionen dem Gastgewerbe zuzurechnen sind», ergänzte Hotrec-Präsidentin Susanne Kraus-Winkler. «Auch zukünftig müssen niedrige Mehrwertsteuersätze langfristig für diese Dienstleistungen gelten, so wie heute schon 25 von 28 EU-Mitgliedsstaaten einen reduzierten Satz auf Beherbergungsdienstleistungen und 18 von 28 auch auf gastronomische Dienstleistungen anwenden.»
Breite Unterstützung aus der europäischen Tourismuswirschaft
Eine Allianz der Interessenvertreter der europäischen Tourismuswirtschaft, bestehend aus CLIA-Europe (Kreuzfahrtschiffe), ECTAA (Reiseveranstalter und Reisebüros), EFCO&HPA (Campingplätze und Ferienparks), ETC (Tourismusmarketingorganisationen), ETOA (Tourismusverbände und -organisationen), EUROGITES (Landurlaub), IAAPA (Freizeitparks), IRU (Transport) und NECSTouR (nachhaltige Regionen), unterstützt die Forderung des europäischen Gaststättenverbandes.
Christian de Barrin, Generalsekretär von Hotrec freut sich über die breite Allianz: «Diese breite Unterstützung der führenden europäischen Tourismusverbände belegt die enorme Bedeutung reduzierter Mehrwertsteuersätze für die gesamte Tourismuswirtschaft, die in Europa ohnehin hochgradig reguliert und stark besteuert wird. Der Hotrec-Bericht zeigt klar auf, dass eine niedrigere Mehrwertsteuer Jobs, Wachstum und Investitionen befördert».
In der Schweiz kämpfen die Hoteliers derzeit auf politischer Ebene für eine definitive Verankerung eines MWST-Sondersatzes von 3,8 Prozent für die Beherberungsindustrie. Am vergangenen Donnerstag nahm der Nationalrat in einer Sondersession eine entsprechende Initiative des Freiburger CVP-Nationalrats Dominique de Buman an. Die Vorlage geht nun noch in den Ständerat. htr/npa)