«Go big or go home?» – Die Frage, die gleichzeitig das Motto des gestrigen Hotelmarketing-Tags von Schweiz Tourismus auf dem Bürgenstock Resort war, provoziert. Denn immer mehr grosse Hotelketten etablieren sich auf dem Schweizer Markt und drücken ihm ihren Stempel auf. Während erst die wenigsten kleinen Einzelbetriebe die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, bringen die Kettenhotels das nötige Know-how und ausreichend Ressourcen mit, um mit der digitalen Entwicklung Schritt zu halten.

Werden sich angesichts dieser Übermacht das kleine Berghotel oder das Boutique-Stadthotel langfristig halten können? Glaubt man den Experten und Referenten des Anlasses, ist die Antwort ein deutliches «Ja». Denn anders als dominante Hotelketten können agile Individualhotels schneller auf sich verändernde Gästebedürfnisse reagieren. Der Schlüssel zum Erfolg ist – man hörte es nicht zum ersten Mal – eine klare Positionierung. Darin waren sich die beiden Branchenführer, hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig und Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger, einig.

Eine klare Positionierung bedinge allerdings auch Mut zur Lücke. «Sie können nicht Alles für Alle bieten», so Andreas Bärtsch, Partner der Quant AG Flims. «Finden Sie ihre Nische, entwickeln Sie sie weiter, aber bleiben Sie sich dabei selber treu.» Im Umkehrschluss bedeute dies auch eine gewisse Diskriminierung. Wer seine Zielgruppe genau kennt, der wisse eben auch, wen er nicht ansprechen will.

Wie man als Betrieb aus der Masse herausstechen kann, das erfuhren die Teilnehmer anhand zahlreicher Beispiele in verschiedenen Breakout-Sessions. Tröstlich dürfte für viele Hoteliers gewesen sein, dass es nicht immer viel braucht, um erste Erfolge zu feiern. Ein besonders einfaches wie eindrückliches Beispiel brachte der Österreicher Christoph Nussbaumer. «Niemand will in einem ‹Standard-Zimmer› schlafen», so der Pricing-Experte. Als ein Hotel seinem Rat folgte und sich eine etwas kreativere Bezeichnung ausdachte, sei der Absatz gestiegen.

Grösse ist auch heutzutage kein Muss, so der Konsens nach einem intensiven Hotelmarketing-Tag.  In unserer schnelllebigen Zeit, in der die Sehnsucht der Menschen nach individuellen, authentischen Erlebnissen wächst, ist die Schweiz mit ihren zahlreichen Klein- und Kleinstbetrieben gut aufgestellt. Wer ein klar umrissenes Produkt anbietet und dafür sorgt, dass es auch gefunden wird, der wird auch in Zukunft Erfolg haben, so ein Fazit. Der Branchenberater Franz Linser brachte es auf den Punkt: «Denken Sie gross, bleiben Sie klein.»

Der nächste Hotelmarketing-Tag findet am 11. Und 12. September 2019 statt.