In jüngster Zeit mehren sich Berichte über mangelnde Betthygiene in der Hotellerie, speziell was die Matratzen anbelangt. Hier soll nicht die Rede sein von Gästekommentaren auf den Beschwerdeseiten der Hotels. Es ist die Rede von einer zunehmenden Berichterstattung internationaler Medien, über Ländergrenzen hinweg.
Beispiele gewünscht? August 2023, «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ): Ein Eishockeyclub bricht sein Trainingslager in der Schweiz wegen «verdreckter Matratzen vorzeitig ab». Januar 2024, Norddeutscher Rundfunk (NDR): In einem Filmbeitrag des Verbrauchermagazins «Markt» geht es um «zweifelhafte Hotel-Matratzen: Grosse Hygiene-Mängel!». Februar 2024, Fachzeitschrift «Cost & Logis»: Das Luxushotel Steigenberger Icon Grandhotel in Leipzig fällt im Rahmen eines Hoteltests bei der Betthygiene durch.
Die Reihe liesse sich fortsetzen, aber schon diese Berichterstattungen haben Millionen Leserinnen und Zuschauer erreicht – alle auch Gäste der Hotellerie. Was ist nun, wenn ein solcher Bericht das eigene Hotel treffen sollte? Und was lässt sich unternehmen, um schmutzige Betten zu vermeiden und damit eine negative Berichterstattung, die sich immer auch auf den Umsatz auswirkt?
Damit der Bezug einer Matratze gewaschen werden kann, muss er sowohl vom Material als auch von der Machart her entsprechend beschaffen sein.
Um dies klarzustellen: Dass Hotelbetten durch die Nutzung verschmutzen, lässt sich nicht vermeiden. Es geht darum, den unvermeidbaren Schmutz auch wieder zu entfernen. Und genau hier liegt das Problem der Branche. Es reicht nicht, nur die Bettwäsche zu waschen und zu wechseln. Auch Matratzenauflagen oder Encasings (Matratzenschutzbezüge) müssten ebenso regelmässig gereinigt werden wie die Matratze selber. Genau das ist aber bislang nicht der Fall, und daher gibt es hier immer wieder Probleme. Das bislang praktizierte Absaugen von Matratzen ist da keine Lösung. Aus gutem Grund werden ja auch Bettwäsche und Bettlaken nicht mit dem Staubsauger traktiert, sondern gewaschen.
Vor allem aber stellen die Encasings ein Hygieneproblem dar. Wie Studien ergeben haben, sind sie oft mit Abstand das schmutzigste Ausstattungselement im Hotelbett, was an deren meist unzureichender Pflege liegt. Auch reduzieren sie den Schlafkomfort durch Schwitzeffekt, Geräuschentwicklung oder Oberflächenspannung, um nur einige Stichworte zu nennen. Und sie stellen eine zusätzliche Belastung der Umwelt dar, vor allem, wenn sie als Membran gefertigt sind. Denn dann sind in der Regel künstliche Ewigkeitschemikalien (PFAS) im Spiel, die, wie der Name sagt, sich nie wieder aus der Umwelt entfernen lassen.
Der Einsatz von Encasings für Matratzen verliert an Attraktivität
Deshalb soll, wie bereits zu hören ist, im künftigen Kriterienkatalog der Hotelklassifizierung (2025– 2030) diesbezüglich eine Änderung erfolgen. So sollen die 10 Punkte entfallen, mit denen bislang der Einsatz von Encasings bei Matratzen (7 Punkte für Kissen) belohnt wurde. Und es soll, anders als bisher, nun verbindliche Vorgaben auch für deren Reinigung geben. Das reduziert den Anreiz, diese einzusetzen, und treibt gleichzeitig die Kosten für einen Einsatz in die Höhe.
Auf der anderen Seite wird dagegen das Waschen der Matratze gefördert, beginnend mit dem Waschen von Matratzenbezügen. Damit der Bezug einer Matratze jedoch gewaschen werden kann, muss er sowohl von Material und Machart her waschbar als auch so gearbeitet sein, dass er, zum Beispiel via Reissverschluss, einfach von der Matratze ab- und wieder aufgezogen zu werden.
Abnehmbare Matratzenbezüge schonen die Umwelt
Leider wird dies für die meisten Hotels nicht umsetzbar sein. Denn bislang besteht die Masse aller Hotelmatratzen aus Federkernmatratzen mit nicht abnehmbaren Bezügen (77 % aller Hotelmatratzen sind mit einem nicht abnehmbaren Bezug ausgestattet, Studie aus «Cost & Logis», Ausgabe Check-up 2022). Und hier kommt die Zulieferindustrie ins Spiel, denn diese produziert und verkauft ja Matratzen und hat ein entsprechendes Interesse daran, sowohl möglichst viele zu verkaufen als auch billig zu produzieren.
Bislang hat ihr da der Kriterienkatalog der Hotelklassifizierung, an dem sich viele Hotels orientieren, die nicht klassifiziert sind, auch geholfen. Denn aktuell noch belohnt der Katalog unter Kriterium 72 all jene Hotels, deren Matratzen nicht älter als fünf Jahre sind, mit 10 Punkten. Und genau aus diesem Grund wandern viele Matratzen in der Hotellerie nach circa fünf Jahren in die Müllverbrennung.
Eine Schande für die Umwelt, aber eine Freude für die Hersteller, denn die dürfen dann ja neu verkaufen. Eine Matratze, die nach fünf Jahren plus auf den Müll wandert, braucht auch keinen Reissverschluss. Diese Kosten hat sich die Industrie einfach gespart. Das wird sich jetzt ändern, und die Zulieferindustrie wird sich darauf einstellen müssen (wie in anderen Produktbereichen auch), Matratzen so herzustellen, dass sich diese pflegen oder sogar reparieren lassen.
Wer heute versucht, von einer Bonell- oder Taschenfederkernmatratze den Bezug zu entfernen, wird schnell sein Wunder erleben. Denn der Bezug hält bei diesen Hotelmodellen meist das Innenleben zusammen. Wird er entfernt, zerfällt die Matratze in ihre Bestandteile. Dabei ist das mit den waschbaren Matratzen keine Zukunftsmusik, sondern bereits gelebte Praxis. So ist es im Markt für Endverbraucher schon lange Standard, dass Matratzen einen abnehmbaren und waschbaren Bezug haben.
Dieser Fachartikel ist im Februar 2024 in Zusammenarbeit mit Swissfeel entstanden.
CO₂-Emissionen und Kosten reduzieren
Für die Hotellerie werden von der Schweizer Firma Swissfeel schon seit Jahren voll waschbare Matratzen inklusive Waschservice angeboten, wo getrennt voneinander Matratzenbezug und Matratzenkern professionell gewaschen werden. Natürlich gibt es einen solchen Service nicht kostenlos, doch langfristig lassen sich damit Kosten sparen, denn Waschen ist günstiger als Kaufen.
Und sofort lassen sich damit CO₂-Emissionen signifikant reduzieren, denn mit einem durch das Waschen bedingtem Kreislaufsystem lässt sich die Zahl der zu produzierenden Matratzen reduzieren und gleichzeitig die Ressourcenvernichtung über die Müllverbrennung vermeiden. Und ganz nebenbei wird durch das regelmässige Waschen der Matratzen sichergestellt, dass dieses wichtigste aller Ausstattungsobjekte der Hotellerie – denn ohne Betten keine Gäste – hygienisch immer wieder auf null gesetzt wird.
Eine verschmutzte Matratze kann wieder gereinigt werden, wie die Bettwäsche auch. Wer das verstanden hat und einen entsprechenden Waschservice samt geeigneter Matratzen in seinem Hotel etabliert, wird dann auch kein Problem mehr mit der Betthygiene und negativer Berichterstattung haben. Negativschlagzeilen lassen sich also vermeiden! Und die Gäste werden auch besser schlafen. Denn eine nachhaltige Matratze mit Hygienezertifikat entfaltet ihre Wirkung über den reinen Schlafkomfort einer Nacht hinaus.