Grün, wohin man schaut. Sustainability, Nachhaltigkeit, Öko – keine Werbung kommt mehr ohne diese neuen Zauberwörter aus. Und ja, es ist richtig und wichtig, Kunden darüber zu informieren, wenn mit dem eigentlichen Leistungsversprechen auch eine deutliche Reduzierung der CO₂-Emission oder andere Nachhaltigkeitsaspekte verbunden sind. Nur leider hält der Inhalt oft nicht, was die Verpackung verspricht, womit wir beim Greenwashing wären. Und weil die Kunden, also Gäste, hier aus gutem Grund misstrauisch geworden sind, ist es ratsam, seine Angaben in Sachen Nachhaltigkeit durch eine «dritte Stelle» bestätigen zu lassen.
Die Rede ist von einer Zertifizierung, wobei definierte Anforderungen nach allgemeinen Normen und branchenspezifischen Spezifikationen erfüllt werden müssen. Aber da geht das Waschen weiter. Denn auch hier hält nicht jedes Label, was es zu versprechen vorgibt. Und der Dschungel an Zertifizierern wächst im Wildwuchs. Letztlich kostet eine ernsthafte Zertifizierung Geld, auch schon mal viel Geld, womit für sich wieder ein Geschäftsmodell entsteht. Denn da ist die Versuchung auch im Markt der Zertifizierer gross, mögliche Kunden nicht mit zu strengen Anforderungen zu verprellen. Also ein schnelles grünes Nachhaltigkeitssiegel gegen schnelles Geld bei einer ebenso schnellen Prüfung. Daher ist bei der Wahl der Zertifizierer Vorsicht geboten, zumal der Begriff Nachhaltigkeit nicht nur inflationär verwendet, sondern auch vielseitig ausgelegt wird.
Anerkannte Nachhaltigkeitssiegel sorgen für Transparenz
Damit Missbrauch und Täuschung unterbunden werden, ist eine neue, regulatorische Richtlinie auf dem Weg. Die «Green Claim Directive» wird klare und transparente Standards für Produkte und Dienstleistungen in der Kommunikation nach aussen setzen. «Somit können Aussagen zu nachhaltigem Handeln ab 2026 nur noch gemacht werden, wenn diese wissenschaftlich belegt sind», so Prof. Dr. Sandra Rochnowski von der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, Professur für Allgemeine Betriebswirtschaft, insbesondere Tourismusbetriebswirtschaft, sowie Leitung des Instituts für Nachhaltigkeit und Fachleitung der Fachrichtung Tourismus.
Dies bedeutet zum Beispiel für Deutschland, dass es «im Bereich der Nachhaltigkeitszertifizierung voraussichtlich zu einer Marktbereinigung kommen wird: Nachhaltigkeitssiegel müssen zukünftig von anerkannten staatlichen Behörden wie der Deutschen Akkreditierungsstelle (DakkS) in Berlin akkreditiert sein. Im Tourismus setzt das Global Sustainable Tourism Council (GSTC) internationale Standards für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Bereich der Zertifizierung. Führende Nachhaltigkeitssiegel sind durch das GSTC akkreditiert. Auf der anderen Seite hat sich in der Industrie der ISO-Standard mit dem Umweltmanagementsystem ISO 14001 und EMAS vertrauenswürdig etabliert.»
Wer also heute darüber nachdenkt, sein Hotel zertifizieren zu lassen, und es ist davon auszugehen, dass diese Standards europaweit gelten werden, sollte sehr genau hinschauen, durch wen er sich wie zertifizieren lässt. Nur mit schönen grünen Worten wird das künftig nicht mehr gehen. Denn sollte da mal jemand gründlich nachsehen, wird sich blosse grüne Farbe als abwaschbar entpuppen. Und das kann dann teuer werden, da Geldstrafen von mindestens 4 Prozent des Jahresumsatzes im Rahmen der «Green Claim Directive» im Gespräch sind.
Studien zufolge werden 80 Prozent des Nachhaltigkeitspotenzials eines Hotels über die Zulieferindustrie erschlossen.
So bekommt im Umkehrschluss aber auch die Hotellerie eine Handreichung, worauf sie achten muss, wenn sie an ihren Einkauf denkt. Denn nachhaltig wird kein Hotel, wenn es nur im eigenen Saft kocht. 80 Prozent des Nachhaltigkeitspotenzials eines Hotels werden über die Zulieferindustrie erschlossen, so das Ergebnis von Studien. Dies bedeutet, dass jedes Hotel durch klugen Einkauf seine Nachhaltigkeit optimieren kann. Dafür muss es lediglich solche Lieferanten wählen, die ihrerseits entsprechende Zertifizierungen vorweisen können.
Daher ist jedes Hotel gut beraten, die Liste seiner aktuellen Lieferanten zu prüfen. Wer von ihnen ist bereits nachweisbar nachhaltig und entlastet mit welchem Beitrag den CO₂-Fussabdruck pro Übernachtung? Wo sich Lücken auftun, sollte dann nach Alternativen Ausschau gehalten werden, um sich auf diese Weise das Nachhaltigkeitspotenzial zu erschliessen. Und dabei gleichzeitig auch die Beweiskette der eigenen Nachhaltigkeit zu sichern. Denn darauf kommt es künftig an: Beweisen!
Dabei liegen CO₂-Potenziale auch an Orten, die nicht sofort im Fokus, aber auf jeden Fall in jedem Hotel liegen. Selbst der Gast liegt darauf. Die Rede ist von Hotelbetten, genauer gesagt Matratzen. Selbst mit diesem (vermeintlich) simplen, aber unverzichtbaren Ausrüstungsobjekt lassen sich gegenüber herkömmlichen Matratzen bis zu 77 Prozent CO₂-e einsparen, wenn man auf das richtige Produkt vom richtigen Hersteller setzt.
Bei einem 100-Zimmer-Hotel können dies mehr als 60 Tonnen CO₂-e sein, womit sich der ökologische Fussabdruck pro Übernachtung, in Abhängigkeit von den anderen Parametern, um bis zu 10 Prozent senken lässt. Nur mit der Matratze! Und dies von der Firma Swissfeel, um hier das Beispiel eines Lieferanten zu nennen, der den wissenschaftlichen Beweis bereits erbracht hat. Somit kommt es für jedes Hotel nun darauf an, sich durch die richtige Wahl seiner Zulieferer optimal für die Zukunft aufzustellen.
Dieser Fachartikel ist in Zusammenarbeit mit Swissfeel entstanden.
Philipp Hangartner, CEO Swissfeel