Jeder von uns hat schon mal die Zeitung aufgeschlagen, wo ihn das Foto einer vermüllten Wiese des vergangenen Open Airs begrüsste. Dass dann Kritiker auf den Plan treten, die behaupten, dass die Schweiz zu klein sei für solche Megaevents, und die Klimajugend beschuldigen, Wasser zu predigen und Wein zu trinken, dessen Becher sie dann achtlos auf den Boden werfen, ist nicht verwunderlich.
Was ist ein nachhaltiger Event? Natürlich gehört das Thema Abfall dazu, dessen Visibilität ein gefundenes Fressen für die Medien ist. Aber es gibt auch soziale Handlungsfelder, die es leider höchst selten in die Schlagzeilen schaffen, die aber besonders in der Eventbranche in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen haben. Themen wie Diversität oder Inklusion leisten einen ebenso wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung. Beispiele gefällig? An immer mehr Veranstaltungen patrouillieren Teams, die für Sicherheit und gegenseitigen Respekt sorgen. Bauliche Massnahmen verbessern die Barrierefreiheit, oder Konzerte werden in Gebärdensprache verdolmetscht. Eines von vielen guten Beispielen sind die Winterthurer Musikfestwochen, die seit Jahren die soziale Nachhaltigkeit vorantreiben.
Nach wie vor gibt es in der Schweiz Veranstalter von Grossevents, die behaupten, der Getränkeausschank in Depotbechern sei nicht umsetzbar.
Nach wie vor gibt es in der Schweiz Veranstalter von Grossevents, die behaupten, der Getränkeausschank in Depotbechern sei nicht umsetzbar. 2019 bewies die Fête des Vignerons mit rund einer Million Besucherinnen und Besuchern, dass es eben doch geht. Wie heisst es so schön: Alle sagten, es geht nicht, bis einer kam, der das nicht wusste und es einfach gemacht hat. Noch einen Schritt weiter ging das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug 2019, wo der Gast das Depot für einen guten Zweck spenden konnte. Ein gutes Beispiel dafür, wie einfach sich soziale und ökologische Nachhaltigkeit kombinieren lassen.
Ein immer wieder emotional diskutiertes Thema ist die Mobilität. Eine wahre Erfolgsgeschichte hat das Open Air St. Gallen vorzulegen. Vor 15 Jahren reisten 47 Prozent der Besuchenden mit dem öffentlichen Verkehr an, heute sind es 88 Prozent – dank weniger Parkplätzen, höheren Parkplatzkosten und Anreizen für die ÖV-Passagiere.
Wichtig sind grundsätzlich zwei Dinge: ein klares Commitment und der erste Schritt. Und damit dieser leichter fällt, gibt es etliche Hilfestellungen und Weiterbildungen wie die Website Saubere-veranstaltungen.ch oder die CAS Eventmanagement sowie Live Experience und Event Design der Hochschule Luzern, die seit Jahren das Modul «Nachhaltiges Eventmanagement» in den Unterricht integriert haben.
Selina Wälti arbeitet als Nachhaltigkeitsverantwortliche im Grand Resort Bad Ragaz. Ausserdem berät sie mit ihrer Firma Knallgrün Hotels auf ihrem Weg in eine nachhaltige Zukunft.