Herr Salvisberg, gemäss dem TCS steigt der Anteil von Elektroautos bei Neuwagen schneller als er-wartet. Derzeit liegt er bei 18 Prozent, noch vor 2030 wird mehr als die Hälfte aller neuen Fahrzeuge mit Strom fahren. Müssen sich Hotels nun mit Ladestationen ausrüsten?
Im gehobenen Sternebereich gehört das heute schon zum Service. Langfristig müssen sich alle Hotels darauf einstellen, dass Autos von Gästen über Nacht geladen werden. Aktuell haben wir jedoch im Schweizer Gesamtbestand von 4,6 Millionen Autos erst knapp 2 Prozent Elektroautos. Somit kommt es noch nicht allzu oft vor, dass jemand laden will. Momentan geht es deshalb primär darum, für Gäste mit Elektroautos überhaupt sichtbar zu bleiben.

Das heisst?
Auf vielen Buchungsportalen kann man den Filter «Elektroauto-Ladestation» setzen. Aktuell werden rund drei Viertel aller Hotels ausgefiltert, weil sie das entsprechende Häkchen nicht gesetzt haben, und bleiben damit für Elektroautobesitzer unsichtbar. Mich hat das überrascht, und ich finde es bedenklich, weil ein stark wachsendes Gästepotenzial nicht genutzt wird.

Was sollen Hoteliers konkret tun?
Mein Grundsatz lautet: planen für 20 bis 30 Jahre, installieren für 2 bis 3 Jahre. Kurzfristig reicht es, wenn ein Hotel eine Lademöglichkeit zur Verfügung stellt, zum Beispiel ein hochwertiges mobiles Ladegerät. Dann kann man nach meiner Auffassung das Häkchen im Buchungsportal setzen.

«Ein Hotel braucht zuallererst ein Konzept, mit dem man einen schrittweisen Ausbau über die nächsten 20 bis 30 Jahre plant.»

Was kostet so eine Installation?
Es gibt für rund 1000 Franken sehr gute mobile Ladegeräte. Diese kann man an verschiedene Steckdosen anschliessen, zum Beispiel an eine rote CEE-Steckdose. Diese braucht es etwa für Hochdruckreiniger. Ansonsten kann man sich in der Regel für einige Hundert Franken eine solche installieren lassen. Zu mobilen Ladegeräten gibt es zudem abschliessbare Wandhalterungen, so hat man für weniger als 2000 Franken eine zweckdienliche, sichere und ordentlich ausschauende Lademöglichkeit.

Welche Investitionen sind langfristig nötig?
Dafür braucht ein Hotel zuallererst ein Konzept, mit dem man einen schrittweisen Ausbau über die nächsten 20 bis 30 Jahre plant. Das ist bei jedem Betrieb sehr unterschiedlich, aber oft sieht man bereits bei einer Situationsanalyse, bei der idealerweise auch gleich der Hauselektriker beigezogen wird, in welche Richtung man sinnvollerweise gehen sollte.

Was ist denn sinnvoll?
Die Ladeinfrastruktur muss die Entwicklung der Elektroautos mitmachen. Heute sind es zwei Prozent, in zehn Jahren will ein Drittel der Gäste ihre Autos laden und in 30 Jahren alle. Wichtig dabei ist: Die Ladetechnik ist ziemlich schnell veraltet, Kabel halten indes 30 bis 50 Jahre. Es ist deshalb sinnvoll, eine durchdachte Kabelinfrastruktur zu legen, an die man schrittweise Ladestationen anschliessen kann. Spätestens ab der zweiten oder dritten Ladestation kommt aber eine weitere Herausforderung dazu.

«Noch allzu oft sind Ladestation und Strom aus einem falsch verstandenen Förderungsgedanken kostenlos. Das ist nicht nachhaltig.»

Die Überlastung des Stromnetzes?
Nicht nur. Schliesst man ein Auto an eine Ladestation an, versucht es, sofort und so schnell wie möglich zu laden. Das Problem: Die Gäste reisen um sechs Uhr abends an, schliessen ihre Autos an und gleichzeitig geht auch in der Küche die Post ab. Das kann effektiv zu einer Überlastung führen. Unabhängig davon verursacht es aber oft höhere Kosten für die Hotels, da diese als Grossverbraucher meist einen zweigeteilten Strompreis haben: Sie zahlen weniger für die einzelne Kilowattstunde, dafür einen höheren Betrag für die Lastspitze. Damit die Kosten nicht explodieren, hilft ein Ladelastmanagement, das den Energieverbrauch steuert.

Sollen Hotels die Stromkosten dem Gast verrechnen?
Unbedingt! Noch allzu oft sind Ladestation und Strom aus einem falsch verstandenen Förderungsgedanken kostenlos. Das ist nicht nachhaltig. Ausserdem gewöhnen sich die Gäste daran, und es wird immer schwieriger, kostendeckende Preise zu verlangen.

Welcher Preis ist angemessen?
Erst einmal muss die Abrechnung für die Gäste möglichst einfach und transparent sein. Ich befürworte eine zweigeteilte Preisstruktur: ein Aufschlag pro Tag für die Ladestation plus Strom nach Zähler. Fehlt der Zähler, ist vorläufig auch eine Gesamtpauschale denkbar. Wichtig scheint mir, dass die Ladung auf der Hotelrechnung belastet wird. Ladekarten und Apps finde ich persönlich umständlich.

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E-Mobilität bei HotellerieSuisse
«Wenn Hoteliers den E-Trend nicht verpassen wollen, ist es nun an der Zeit zu handeln», sagt Krispin Romang, Geschäftsführer von Swiss eMobility. «Jedes vierte Neufahrzeug hat einen Stecker, 2035 werden fast alle elektrisch sein.» Die Erfahrung zeigt zudem: «Wer Elektroauto fährt, will in einem Hotel mit Ladestation übernachten.» Romang ist einer der Teilnehmer am Booster-Talk von HotellerieSuisse, der am 1. Februar stattfindet. Neben ihm tauschen sich über das Thema E-Mobilität Roberto Schmid vom Hotel International au Lac in Lugano und Paul Urchs vom Hotel Adula in Flims aus.

Paul Urchs hat vor kurzem zehn neue Schnellladestationen in seinem 4-Sterne-Superior-Hotel installiert. «Wir versuchen, nahe an den Gästebedürfnissen zu sein, und deshalb haben wir in eine zukunftsfähige Lösung investiert», sagt der Gastgeber. Zehn Schnellladestationen scheinen auf den ersten Blick ein Luxus. Doch der Hotelier relativiert: Der Betrieb habe eine Zimmerkapazität für 180 Gäste, das Hotel müsse also 70 bis 80 Parkplätze zur Verfügung zu stellen. «Über Weihnachten und Neujahr waren die zehn Ladestationen sehr gut ausgelastet.»

Ein wichtiger Punkt sei, dass der Stromanbieter die entsprechende Power zur Verfügung stellen könne, damit die Elektroautos am Morgen voll geladen seien. «Wir haben für die nötige Energieleistung eine eigene Trafostation im Hotel installiert bekommen», so Paul Urchs. Die Schnellladestationen selbst hat der Hotelier nicht gekauft, sondern gemietet. Der Vorteil: Das Hotel wird immer mit den neuesten Modellen ausgestattet, zudem gewährleistet der Ladestationen-Anbieter den Service. Den Strompreis gibt das Hotel eins zu eins an die Gäste weiter. «Sie rechnen direkt mit dem Energieanbieter per Kreditkarte an der Ladestation ab.» Dem Gast eine Marge zu berechnen, hält der «Adula»-Gastgeber für kontraproduktiv: «Bei uns ist es eine Dienstleistung des Hotels.»
hotelleriesuisse.ch/e-mobility