Gestern hatte der Bundesrat die Kompensationszahlungen für betroffene Unternehmen betragsmässig erhöht, wie dies HotellerieSuisse gefordert hatte. Härtefallgesuche von Beherbergungsbetrieben müssten nun aber von den Kantonen rasch bearbeitet werden und dürfen nicht gegenüber Anträgen aus Branchen benachteiligt werden, die keinen Anspruchsnachweis mehr erbringen müssen, schreibt der Verband in einer entsprechenden Mitteilung.
Dass Unternehmen neu mit bis zu 20 statt zehn Prozent des Umsatzes entschädigt werden, sei für die Hotellerie als fixkostenintensive Branche elementar, hält der Verband fest. Zu begrüssen sei auch die Erhöhung der nominellen Beträge auf bis zu 750'000 Franken, weil damit grösseren Betrieben besser Rechnung getragen werden könne.
Weitere Forderungen für die Hotellerie
Allerdings sollten gemäss HotellerieSuisse die Höchstgrenzen weiter heraufgesetzt werden, wenn kapitalintensive Hotelbetriebe nicht benachteiligt werden sollen. HotellerieSuisse appelliert weiter an die Politik, dass entsprechende Anpassungen zugunsten solcher Unternehmen vorgenommen werden. Ansonsten könnten diese nicht im gleichen Verhältnis profitieren, was Ungerechtigkeiten schaffte.
Ausserdem fordert der Verband, dass das Anpruchskriterium im Gesetz von 40 auf 30 Prozent Umsatzverlust gesenkt wird. Bei vielen Betrieben seien die Reserven bereits aufgebraucht. Die erlittenen Verluste in der Beherbergung seien nicht kompensierbar und führten zwangsläufig zu einem starken Anstieg der Verschuldung. Gleichzeitig könne ein Hotelbetrieb systembedingt nur schmale Margen und Reserven erwirtschaften.
Massiver Ausbau von Tests gefordert
HotellerieSuisse fordert den Bundesrat auf, nicht nur auf Einschränkungen zu setzen, sondern auch die Tests massiv auszubauen. Touristen und Mitarbeitende sollen sich unkompliziert in der Schweiz testen lassen können – auch ohne Symptome.
Mit einem intelligenten Testsystem werde die touristische Erholung gefördert und die Nutzung touristischer Infrastruktur besser ermöglicht. Kostenlose oder stark vergünstigte Tests für alle Personen würden die Impfstrategie des Bundes bei der Bekämpfung der Pandemie ergänzen, schreibt der Verband.
Gastrosuisse: «Appell gehört»
Die Landesregierung habe einen wichtigen Entscheid für das Gastgewerbe gefällt mit der Lockerung der Härtefallregel, teilte auch GastroSuisse mit. Es brauche nun aber mehr Tempo bei den Auszahlungen. Bisher seien lediglich 0,4 Prozent der genehmigten Gelder ausbezahlt worden, erklärte Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer am Mittwoch an einer Medienkonferenz. «So ist niemandem geholfen.» Menschen und Betriebe würden sich besser an Massnahmen halten, wenn sie nicht ums Überleben kämpfen müssten.
Der Bundesrat habe nun jedoch den Ernst der Lage erkannt und «unseren Appell gehört», so Platzer. Höhere A-fonds-perdu-Beiträge und tiefere Hürden für Härtefälle seinen wichtige Entscheide für das Gastgewerbe, die in die richtige Richtung gingen. Bedauert wurde von Platzer, dass der Bundesrat die Umsatzverlustschwelle bei 40 Prozent belassen hat. Platzer erneuerte weiter seinen Einwand, dass die Behörden zu viele Entscheide auf wenig seriösen Grundlagen wie etwa den R-Wert stützten. Irritierend sei auch, dass heute 30 Prozent weniger Intensivbetten zur Verfügung stünden als im April 2020.
Schweizer Tourismus-Verband mit zwiespältigem Eindruck
Für den Schweizer Tourismus-Verband (STV) hinterlassen die neuen Massnahmen einen zwiespältigen Eindruck. Zwar begrüsse der STV, dass die Härtefallunterstützungen ausgedehnt und die Anspruchsvoraussetzungen auf alle vom Lockdown betroffen Betriebe angepasst werden. Viel wichtiger sei aber, dass die Betriebe in allen Kantonen auf eine zeitnahe Auszahlung zählen können. Mögliche Verzögerungen – auch aufgrund einer grösseren Anzahl an Gesuchstellern – könnten schwere Folgen haben: Viele Betriebe hätten ihre Reserven aufgebraucht und seien zur Überbrückung auf unmittelbare Unterstützung angewiesen.
Sollten die Härtefallgelder nicht zeitnah fliessen, so sind zur Deckung der betrieblichen Fixkosten, welche sich je nach Branche von 23 bis 55 Prozent des Umsatzes belaufen, aus Sicht des Tourismussektors sofortige A-fond-perdu-Beiträge zu sprechen, fordert der Verband. Es sei zu hoffen, dass der Bundesrat zusätzliche Massnahmen wie angekündigt prüfen und wenn nötig in die Wege leiten werde. (sda og)