Der Unterstützungskredit des Kantons Wallis von maximal 100 Millionen Franken für die Olympischen Winterspiele 2026 wurde von 71'579 Stimmberechtigten abgelehnt. 61'019 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger legten ein Ja in die Urne. Damit sagten 53,98 Prozent der Stimmberechtigten im Wallis Nein zur Kostenbeteiligung, der Ja-Stimmenanteil betrug nur 46,02 Prozent. Der Unterschied zwischen Nein- und Ja-Stimmen lag bei über 10'000. Die Stimmbeteiligung betrug 62,6 Prozent. Alle Talgemeinden waren gegen die finanzielle Beteiligung. 60 Millionen Franken waren für die Subventionierung der dauerhaften Infrastrukturbauten und höchstens 40 Millionen für die öffentliche Sicherheit vorgesehen.
Die Kantonshauptstadt Sitten (französisch Sion) als geplante Gastgeberstadt verwarf das Vorhaben mit 61 Prozent deutlich. Aber auch Skiorte wie Zermatt (54 Prozent) und Nendaz (52 Prozent) sagten Nein zum Projekt, während sich Leukerbad (65 Prozent) und Crans-Montana (57 Prozent) klar dafür aussprachen. Im Unterwallis war die Ablehnung mit 57 Prozent generell stärksten, aber auch das Mittelwallis wollte mit 51 Prozent Nein nichts von Olympischen Winterspielen wissen. Einzig im Oberwallis fand der Kredit mit einem Ja-Stimmenanteil von 51 Prozent Zustimmung, wobei der Hauptort Brig mit 57 Prozent ebenfalls Nein sagte.
Die Abstimmung hatte das Wallis gespalten wie kaum eine andere Vorlage in jüngster Zeit. Die Frage der Finanzierung, die Angst vor einem Milliardendefizit und die Umweltbelastung stellten die Hauptsorgen der Gegner dar, während für die Befürworter der sportliche, festliche und touristische Aspekt im Vordergrund stand.
Umweltverbände erfreut, Sport- und Tourismusverbände enttäuscht
Umweltorganisationen zeigten sich erfreut über das Nein zur finanziellen Beteiligung an Olympischen Winterspielen im Kanton Wallis. Der WWF Schweiz sprach von einem «Entscheid für die Alpen». Der Alpenraum brauche keine Mega-Events, sondern mehr Schutz und eine nachhaltige Entwicklung, wurde Laura Schmid, Geschäftsführerin des WWF Oberwallis, in einer Mitteilung zitiert.
Der Berner Ständerat Hans Stöckli, der dem Kampagnen-Komitee für die Olympischen Spiele 2026 angehört, zeigte sich enttäuscht über das Abstimmungsresultat. Im Sport gebe es Gewinner und Verlierer. Er gehöre heute zu den Verlierern, sagte Stöckli in einem Video-Interview mit Keystone/SDA. Auch der Walliser Regierungsrat Frédéric Favre, der sich stark für die Kandidatur «Sion 2026» engagiert hatte, äusserte vor den Medien seine Enttäuschung. Das Wallis hätte mit dem Projekt die Möglichkeit gehabt, an der Erneuerung der Olympischen Spiele in vernünftigen Dimensionen teilzunehmen.
Enttäuscht äusserten sich auch die Tourismus- und Gastronomieverbände. Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports, zeigte sich enttäuscht über das Nein des Walliser Stimmvolks, aber auch selbstkritisch: «Es ist uns leider nicht gelungen, eine Mehrheit von der Nachhaltigkeit und den Chancen von Sion 2026 zu überzeugen», sagte Jürg Stahl, Swiss-Olympic-Präsident und Vorsitzender des Kandidaturkomitees am Sonntag. «Wir sind aber Sportler und akzeptieren diese Niederlage.»
Kanton Bern schliesst Dossier
Der Kanton Bern stellt seine Vorbereitungsarbeiten für Olympia 2026 per sofort ein. Er zog damit die Konsequenzen aus dem Nein der Walliser Stimmbevölkerung, wie die bernische Volkswirtschaftsdirektion am Sonntag mitteilte. In Bern und Biel hätten die Eishockeyturniere stattfinden sollen, in Kandersteg die nordische Kombination und das Skispringen auf der Normalschanze. Die Kandersteger Gemeindeversammlung gab dafür am Freitagabend mit überwältigendem Mehr einen Infrastruktur-Kredit frei. Der Beschluss ist nun ebenfalls obsolet.
Die Westschweizer Kandidatur «Sion 2026» mit den Kantonen Wallis, Waadt, Bern und Freiburg dürfte mit dem Nein der Walliser Stimmberechtigten vom Tisch sein. Der Bundesrat hatte dem Parlament beantragt, das Projekt «Sion 2026» mit bis zu 994 Millionen Franken zu unterstützen. Bundesratssprecher André Simonazzi sagte am Sonntag, der Bundesrat habe Kenntnis genommen vom Resultat der Abstimmung zur Olympia-Kandidatur. Er unterstütze das Organisationskomitee darin, keine Kandidatur einzureichen und werde das Parlament entsprechend informieren.
Für die Austragung der Winterspiele 2026 interessieren sich nun noch sechs Kandidaten: Calgary (Kanada), Cortina d'Ampezzo/Mailand/Turin, Graz, Sapporo (Japan), Stockholm und Erzurum in der Türkei. Die Vergabe der Spiele erfolgt im September 2019 in Mailand. Die nächsten Olympischen Winterspiele finden 2022 in Peking statt. (sda/og)