Die Berner Oberland Bahnen AG musste im Coronajahr einen Rückgang des Jahresgewinn von 203,5 Prozent zum Vorjahr einstecken. 2019 belief sich der Gewinn noch auf 3,84 Millionen Franken.

Der Verkehrsertrag der Berner Oberland-Bahn (BOB) belief sich 2020 noch auf 7 Millionen Franken, was gegenüber 2019 einem Rückgang um 9,2 Millionen Franken, beziehungsweise 56,8 Prozent entspricht. Die Einbussen sind auf die Corona-Krise zurückzuführen. Denn auch nach Beendigung des Lockdowns mieden viele Gäste den öffentlichen Verkehr und setzten für ihre Anreise in die Lütschinentäler auf das Auto.

Folgen des Lockdowns
Die BOB startete mit guten Frequenzen ins 2020, bevor diese dann Mitte März in der Folge des verordneten Lockdowns sehr stark einbrachen. Sie erholten sich auch nach dem Ende des Lockdowns Anfang Juni nicht. Viele Tages- und Feriengäste nutzten zur Anreise ihr Auto und die für die BOB ebenfalls immens wichtige internationale Kundschaft brach völlig weg. So sanken beispielsweise die Einnahmen aus dem Swiss Travel Pass um über 90 Prozent. Letztlich erzielte die BOB einen Verkehrsertrag von 7 Millionen Franken, was einem Rückgang um 9,2 Millionen Franken (-56,8 %) entspricht.

Beiträge in TCHF 2020 2019 Veränderung
in Prozent (%)
Verkehrsertrag Berner Oberland-Bahn 6'971 16'125 -56.8
Verkehrsertrag Schynige Platte-Bahn 2'766 3'912 -29,3
Abgeltung 16'287 16'808 -3,1

Bei der Schynige Platte-Bahn (SPB) wurde der Saisonstart wegen der Pandemie von der geplanten Eröffnung am 30. Mai auf den 1. Juli 2020 verschoben. Die Frequenzen waren zufriedenstellend, abgesehen vom verregneten Oktober. 2020 reisten 80'400 Besucherinnen und Besucher auf die Schynige Platte (Schynige Platte an). Das sind 32,4 Prozent weniger, als 2019 (119'000 Gäste). Der Verkehrsertrag erreichte 2,8 Millionen Franken, was einem Rückgang um 1,1 Millionen Franke (-29,3 %) gleichkommt.

Kosteneinsparungen und Investitionen
Nach dem Ausbruch der Pandemie ergriff die Geschäftsleitung  rasch Massnahmen zur Kostenreduktion. Der Ressourceneinsatz wurde reduziert, wo immer dies möglich war. Der Betriebsaufwand reduzierte sich um 12,5 Prozent. Die Personalkosten nahmen von 15,1 Millionen Franken auf 13,5 Millionen Franken (-10,2 %) ab. Die Sachkosten sanken um 14,7 Prozent auf 13,6 Millionen Franken.

Beträge in TCHF 2020 2019 Veränderung
in Prozent (%)
Total Betriebsertrag 33'598 47'325 -29,0
Total Betriebsaufwand -27'113 -30'995 -12,5
EBITDA 6'485 16'330 -60,3
Jahresgewinn -3'976 3'840 -203,5

Kerngeschäft und erfolgreiche Allianz
Das Kerngeschäft der Berner Oberland-Bahnen AG besteht in der Vermarktung der zwei Bereiche BOB und SPB. Die BOB erschliesst von Interlaken Ost aus die beiden Lütschinentäler. Dabei befördert sie die Gäste auf den Strecken von Interlaken Ost nach Lauterbrunnen und Grindelwald. Als moderne Regionalbahn fällt der BOB eine wichtige Zubringerfunktion für die Lütschinentäler und die Ausflugsziele der Jungfrau Region zu. Zudem betreibt die Berner Oberland-Bahnen AG die touristische Bergbahn, die von Wilderswil auf die Schynige Platte führt. Die Berner Oberland-Bahnen AG kombiniert die beiden Geschäftsfelder in den Kernkompetenzen und nutzt zudem die Synergien aus der Allianz mit der Jungfraubahn Holding AG.

Ausblick
Mit der Fertigstellung der V-Bahn ist die BOB Teil einer modernen Erlebniskette geworden. Mit der neuen Haltestelle Grindelwald Terminal sind der öffentliche Verkehr und die BOB in einem neuen Zeitalter angekommen.

Die Schynige Platte-Bahn wird ihre Saison am Samstag, 5. Juni 2021, aufnehmen. Wie es mit der SPB weitergeht, wird sich dann im Herbst 2021 weisen. Für die Umsetzung des strategischen Sanierungsprogramms mit der Erneuerung der Gleisanlagen, die teils aus der Gründerzeit stammen, ist die SPB auf die finanzielle Unterstützung des Kantons Bern angewiesen.

Denn aus dem Betrieb lassen sich zwar die laufenden Unterhaltsarbeiten erwirtschaften, aber nicht die nun nötig werdenden Jahrhundertarbeiten. Zudem darf die SPB nicht von der BOB quersubventioniert werden, obwohl sie vollumfänglich zur Berner Oberland-Bahnen AG gehört.
Die Berner Oberland-Bahnen AG hofft deshalb, dass ein entsprechendes Gesuch bis im Herbst 2021 die parlamentarischen Hürden nehmen kann, um die Arbeiten mittelfristig in Angriff nehmen zu können. (htr/lm/npa)