Für 2021 peile man an, 50 bis 60 Prozent der Vorkrisenumsätze aus dem Rekordjahr 2019 zu erreichen, sagte der Präsident des Branchenverbands DRV, Norbert Fiebig, am Dienstag. «Die Leute wollen wieder reisen.»
Es gebe starken Nachholbedarf. «Als Licht am Ende des Tunnels würde ich bezeichnen, dass die Hälfte der Unternehmen damit rechnet, dass das Geschäft im Sommer 2021 wieder anläuft.» Dennoch sei die Lage für rund 90 Prozent der Reiseveranstalter derzeit schwierig oder gar existenzbedrohend. Die grosse Mehrheit der Betriebe sei auf Staatshilfen angewiesen.
Wegen der Virus-Pandemie und der weltweiten Reisewarnung ab März flossen 2020 dem DRV zufolge 28 Milliarden Euro weniger in die Kassen der Reisebüros und Reiseveranstalter. Aber nicht nur der Umsatz mit Urlaubsreisen brach ein. «Auch das Geschäftsreisevolumen der Business-Travel-Reisebüros ist um rund 80 Prozent zurückgegangen.»
Zwischen 1. November 2019 und 31. Oktober 2020 sank demnach der Umsatz für Reisen, die bei stationären Reisebüros und auf Online-Reiseplattformen gebucht wurden, um 67 Prozent zum Vorjahr. In den Sommermonaten, – sonst Haupturlaubszeit der Deutschen – gingen die Umsätze sogar um 81 Prozent zurück, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) mit. «Die Quarantäne ist der absolute Killer gewesen.», sagte Fiebig.
Neustart nur mit Impfstoff und klarer Teststrategie möglich
Voraussetzung für einen Neustart seien ein Impfstoff und eine klare Teststrategie der Bundesregierung, sagte der Lobbyist. «Je mehr wir testen, desto mehr Sicherheit bekommen wir.» Dies bringe mehr als Quarantäne. Die Politik müsse einen Rahmen schaffen, um sicheres Reisen zu ermöglichen. Die Branche selbst wolle Vertrauen der Kunden zurückgewinnen und mit kulanten Regelungen etwa zu Stornierungen und Umbuchungen das Geschäft ankurbeln. Die Urlauber buchten allerdings extrem kurzfristig, sagte Fiebig.
Der DRV-Präsident begrüsste die staatlichen Hilfen für die Branche. So wird etwa der weltgrösste Tourismuskonzern TUI mit rund 4,3 Milliarden Euro der öffentlichen Hand über Wasser gehalten. Fiebig kritisierte allerdings auch, dass die staatliche Hilfe nicht punktgenau sei, für viele Unternehmen nicht ausreiche und nachjustiert werden müsse. Fiebig räumte zugleich ein: «Keiner will länger als nötig am Tropf des Staates hängen.»
Wegen der angespannten Liquiditätslage rechne er auch 2021 mit Firmenpleiten. Denn in der laufenden Wintersaison sei keine Trendwende in Sicht, sagte Fiebig. Für die Reisezeit bis April liege der Umsatz über 70 Prozent unter dem Vorjahr. Dennoch gab sich der Manager optimistisch: «Die Urlaubslust der Deutschen ist da – das ist eine gute Basis, dass wir uns auch wirtschaftlich erholen können.» (awp sda reu)