«Weniger, dafür besser» ist die Devise der Initiative Bergsteigerdörfer. Das komme den Dörfern selber, aber auch der Natur zugute, schreibt die Projektleitung der Bergsteigerdörfer in einer Mitteilung. Bergsteigerdörfer sind kleine, ruhige Orte, die sich dem sanften Tourismus verschrieben haben. Ihr grosses Potenzial liegt in ihrer Ursprünglichkeit, der qualitativ hochwertigen Natur- und Kulturlandschaft und den vielseitigen Bergsportmöglichkeiten.

Der sorgsame Umgang mit der Gebirgswelt, aber auch die Stärkung der regionalen Wertschöpfung stehen bei der Initiative im Zentrum. Bergsteigerdorf zu werden ist somit auch ein Bekenntnis, dem Leben im Dorf, der Kultur und der Natur auch weiterhin Sorge zu tragen. Zentral ist die Unterstützung durch die Dorfbevölkerung und die lokale Wirtschaft.

Bergsteigerdörfer Pilotprojekt Graubünden
Das Ziel des dreijährigen Pilotprojektes ist es, die Initiative in die Schweiz zu bringen und einzelne Dörfer im Kanton Graubünden mit dem Label Bergsteigerdorf auszuzeichnen. Mit den gemachten Erfahrungen sollen die Rahmenbedingungen für eine schweizweite Ausdehnung ab 2023 erarbeitet werden. Der SAC stellt das Patronat und übernimmt die internationale Koordination und Verantwortung. Initiant und Projektleiter ist dabei das Produktmanagement Bergsport Prättigau, welches eng mit dem SAC und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammenarbeitet. Finanziert wird die Pilotphase hauptsächlich durch den Bund (Innotour) sowie das Amt für Wirtschaft und Tourismus des Kantons Graubünden.
 

Strenge Aufnahmekriterien für das begehrte Label
Die Auswahl der Dörfer geschieht nicht zufällig, sondern folgt strengen Aufnahmekriterien. Beispielweise zeichnen sich die Dörfer dadurch aus, dass sie klein sind, ein intaktes Orts- und Landschaftsbild ohne grosse Wintersportanlagen haben und über eine Tradition im naturnahen Bergsport verfügen. Dank der ihr zugrunde liegenden Werte ist die Initiative Bergsteigerdörfer auch ein anerkanntes Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention.

«Wir sind sehr stolz, dass wir dieses erfolgreiche Label in der Schweiz lancieren dürfen. St. Antönien und die Unterengadiner Dörfer Lavin, Guarda und Ardez leben die Philosophie der Bergsteigerdörfer seit Jahren» so Marc Bless, Gesamtprojektleiter des Pilotprojekts Graubünden.

Geschichte und Idee der Bergsteigerdörfer
Die Initiative wurde 2008 durch den Österreichischen Alpenverein ins Leben gerufen. In den letzten Jahren wurde sie durch die jeweiligen Alpenvereine erfolgreich auf Deutschland, Italien und Slowenien ausgeweitet. 2021 erhalten sechs neue Bergsteigerdörfer das Label, womit die Anzahl auf 35 steigt.

Die Schweiz mit ihren beiden Dörfern ist mit dem Schweizer Alpen-Club SAC nun Teil der Initiative. Der SAC unterstützt damit die nachhaltige Entwicklung und den Erhalt der Bergwelt – Ziele, zu denen er sich auch in seinen Statuten verpflichtet hat. «Die Initiative Bergsteigerdörfer passt perfekt zu unseren Werten, und wir freuen uns, Teil dieses Netzwerkes zu sein», sagt SAC-Präsidentin Françoise Jaquet.

Im internationalen Netzwerk der Bergsteigerdörfer findet ein Austausch statt, damit sich die Dörfer gegenseitig mit Ideen inspirieren und Erfahrungen austauschen können. Weiter gewinnen Bergsteigerdörfer sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene Sichtbarkeit und erreichen über die involvierten Alpenvereine über 2,5 Millionen Mitglieder. Diese entsprechen genau der touristischen Zielgruppe der Bergsteigerdörfer und tragen zur Wertschöpfung vor Ort bei. (htr og)

Bergsteigerdörfer Pilot Graubünden

•    St. Antönien
Die kleine Walsersiedlung liegt in der Gemeinde Luzein in einem Seitental im Prättigau. Die eindrückliche Landschaft wurde von grösseren technischen Bauten bewahrt. Das Dorf unterhalb der bekannten Sulzfluh im Rätikon betreibt einen naturnahen Bergtourismus und ist ebenso ein Skitourenparadies wie beliebt für seine schönen Kletter- und Wandertouren. Als Ausgangspunkt ist die Carschinahütte SAC bestens gelegen. Die Beitrittsfeier findet am 12. Juni 2021 statt.

•    Lavin, Guarda & Ardez
Dieses Bergsteigerdorf besteht aus den drei benachbarten Dörfern Lavin, Guarda und Ardez. Alle Ortsbilder sind denkmalgeschützt und begeistern durch die traditionelle Engadiner Architektur. Landschaftliches Highlight ist die Seenplatte von Macun im Schweizer Nationalpark. Als Ausgangspunkte für Wanderungen, Skitouren und Hochtouren dienen die Chamonna Tuoi CAS, die Chamonna dal Linard CAS und die Chamonna Cler. Prominente Gipfel sind etwa der Piz Linard und der Piz Buin. Die Beitrittsfeier findet am 22. August 2021 statt.