«Mit der Eröffnung der Dreiseilumlaufbahn Eiger Express und des gesamten Terminals mit Shops, Skidepots, öV-Station und Parkhaus setzen die Jungfraubahnen ein Ausrufezeichen in herausfordernden Zeiten – für die Jungfrau Region, den Kanton Bern und die Schweiz», schreibt das nach eigenen Aussagen grösste nationale Bergbahnunternehmen in einer Mitteilung vom Freitag.
Hartnäckigkeit und Hingabe
Von einer «Meisterleistung aller Beteiligter», sprach denn auch Jungfraubahnen-Direktor Urs Kessler, beim Rückblick auf 908 Tage Bauzeit für das 470-Millionen-Projekt. Und Bundeskanzler Walter Thurnherr hielt in seiner Rede fest: «Es wurde mit Hingabe und unerhörtem Engagement, mit viel Sinn für Nachhaltigkeit und Liebe zum Detail eine grossartige Bahn an den Berg gebaut.» Thurnherr verwies auch darauf, dass die Schweiz sich nicht von selbst weiterentwickelt, weder im Tourismus noch anderswo. «Dazu braucht es immer wieder Persönlichkeiten, die die Initiative ergreifen, hartnäckig eine Idee verfolgen, andere überzeugen, Rückschläge überwinden und schliesslich eine Vision umsetzen.»
Urs Kessler sagte vor den Anwesenden, dass hinter der Idee der V-Bahn «die Überzeugung steht, dass Stillstand und ein Ausruhen auf Lorbeeren keine Option ist». Die Corona-Pandemie stelle die Jungfraubahnen noch zusätzlich vor grosse Herausforderungen. «Aber genau die V-Bahn macht uns an vorderster Front in ungeahntem Masse konkurrenzfähig und bereit für die Zukunft», erklärte der Jungfraubahnen-Direktor weiter. In einem Film warf dann der Adler Victor einen Blick aus der Vogelperspektive auf die Strecke der V-Bahn, bevor Adler Sherkan mit der Schere für das Durchschneiden des Bandes durch den Terminal flog.
Mit Blick auf die Zukunft und die nächsten Generationen wurde bei Konzeption und Bau der Bahnen und der neuen Stationen viel Wert auf modernste Technologie gelegt, ohne dabei die einmalige Landschaft und die Nachhaltigkeit aus den Augen zu lassen. Der «Eiger Express» bringt die Gäste in 15 Minuten von Grindelwald zum Eigergletscher, wobei die Bahn nur sieben Stützen braucht. Dies dank der Dreiseil-Technologie (3S-Technologie), bei der durch die doppelte Tragseilführung grosse Spannfelder mit wenigen Stützen windstabil überfahren werden können und so zum Beispiel keine Waldschneisen entstanden.
Im Rahmen der Umweltbaubegleitung kümmerte sich ein Agronom um die Erfolgskontrolle bei den umgesetzten Ersatzmassnahmen. Dabei ging es unter anderem um die Bandbreite der vorhandenen Pflanzenarten für die Wiederanpflanzung, die Berücksichtigung der Brutzeit der Schneehühner bei den Bauphasen oder die Schaffung neuer Fortpflanzungs-Tümpel für die Geburtshelferkröte in Grindelwald.
Volkswirtschaftliche Bedeutung und touristische Zukunft
Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht hat die V-Bahn ihre Bedeutung. Die Wertschöpfung kann generell gesteigert werden, für die Gemeinde Grindelwald wie auch für die restliche Jungfrau Region ist mit zusätzlichen Steuereinnahmen zu rechnen, zudem konnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Die beliebten Wanderrouten zwischen Männlichen und Kleine Scheidegg oder unterhalb der Eiger-nordwand werden mit den Bahnen deutlich bequemer und schneller erschlossen. Der Ausgangspunkt des Eiger Trails und des Jungfrau Eiger Walks ist durch die am Freitag feierlich eröffnete 3S-Bahn ohne Umsteigen in 15 Minuten erreichbar. Die Kleine Scheidegg wird entlastet von Reisenden aufs Jungfraujoch und dadurch attraktiver für Ausflugsgäste und Wanderer. Sie wird zum Treffpunkt der Alpen. Gleichzeitig wird die Kleine Scheidegg entflechtet und die Station Eigergletscher erhält mehr Bedeutung als Knoten- und Umsteigepunkt. (pd/htr)