MCH Group habe im Rahmen der Restrukturierung ein Konsultationsverfahren durchgeführt und mit den Arbeitnehmervertretern einen Sozialplan ausgearbeitet, wie das Messeunternehmen am Freitag mitteilt. Der Sozialplan solle die Folgen des Jobverlustes mildern und die Entlassungen so sozialverträglich wie möglich gestalten. Zu den Leistungen gehörten unter anderem eine vom Alter und der Betriebszugehörigkeit abhängige Entschädigung.
«Die 35 Entlassungen werden bis zum Sommer diesen Jahres wirksam», sagte ein Firmensprecher am Freitag zu AWP. Heute beschäftige die Gruppe insgesamt rund 900 Mitarbeitende. «Wir können noch nicht sagen, ob mittel- und langfristig weitere Entlassungen erforderlich sind», fügte der Sprecher an. Denn die vor einigen Monate angestossene Restrukturierung werde wohl erst bis Ende 2019 klare Kontouren erhalten.
Niemand kauft mehr Gemüseraffeln
MCH blick auf ein schwieriges Jahr zurück, die fundamentalen Veränderungen in der Messe- und Eventbranche haben tiefe Spuren hinterlassen. Die traditionelle Messe hat ausgedient – Gemüseraffeln und Massagestühle sind längst kein Renner mehr. MCH kündigte daher vergangenen Herbst eine «tiefgreifende Transformation» an. Die Basler Gruppe hat auch geprüft, welche der zahlreichen Schweizer Messen sich noch auszahlen.
Die ersten Opfer waren bald gefunden: Mit der Züspa und dem Comptoir verschwanden gleich zwei Traditionsanlässe. Das Comptoir Suisse in Lausanne wurde vor dem 100-Jahr-Jubiläum eingestellt und für die Zürcher Messe Züspa kam das Aus ein Jahr vor dem 70. Geburtstag. Eine Gnadenfrist von einem Jahr erhielt die Muba in Basel: Sie wird aber 2019 ihre Tore ebenfalls schliessen müssen.
Die rückläufigen Besucherzahlen sind ausschlaggebend gewesen für die Einstellung. 1986 erlebte das Comptoir Suisse mit etwa 1,1 Millionen Besucherinnen und Besuchern seinen Höhepunkt. 1997 waren es immer noch 570'000, im Herbst 2018 folgte dann aber der totale Einbruch. Lediglich noch 61'000 Personen interessierten sich für die 99. Ausgabe der Veranstaltung.
Problem Baselworld
Am Anfang standen jedoch die Probleme mit dem Flaggschiff «Baselworld». Die Uhrenmesse ist neben der Kunstmesse Art Basel das wichtigste Standbein des Messeunternehmens. Vor allem der angekündigte Rückzug von wichtigen Ausstellern, besonders der Swatch Group, hat die Zukunft der wichtigsten Messe in ihrer bisherigen Form in Frage gestellt.
Bereits 2018 hatte sich die Zahl der Aussteller an der «Baselworld» halbiert, weshalb auf die eigens für den Anlass gebauten Messehallen in Basel eine Wertberichtigung von mehr als 100 Millionen Franken gemacht werden musste. Und in der Rechnung 2018 werden weitere Sonderabschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe anfallen.
Schon lange vor den am Freitag angekündigten Entlassungen musste der langjährige Messechef René Kamm vergangenen Sommer seinen Sessel räumen. Vom Chefwechsel erhoffte sich der Verwaltungsrat neue Impulse. Ein neuer Chef wurde bisher aber noch nicht gefunden. Der Däne Hans-Kristian Hoejsgaard steht dem Unternehmen nun seit bald fünf Monaten interimistisch vor.
Die Messefirma MCH befindet sich zur Hälfte im Besitz der drei Kantone Basel-Stadt, Basel-Land und Zürich sowie der Stadt Zürich. (awp/sda)