Tui legte am Donnerstag seine Geschäftszahlen vor. Der Umsatz des mit staatlichen Krediten und Kapitalhilfen gestützten Unternehmens brach von 18,9 Milliarden auf 7,9 Milliarden Euro ein.
Beim Blick nach vorn gab sich das Management optimistischer: Es gebe «Licht am Ende des Tunnels, und die Perspektiven für den Tourismus und für Tui sind gut», hiess es. Nach einem «Übergangsjahr» 2021 rechnen die Hannoveraner damit, dass 2022 das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie wieder erreicht werden kann.
Vorstandschef Fritz Joussen erklärte: «Die Aussicht auf Impfungen ab dem Jahresbeginn lässt die Nachfrage nach Sommerurlaub 2021 deutlich steigen.» Eine genauere Prognose für das neue Geschäftsjahr traut er sich aber noch nicht zu.
In der angelaufenen Wintersaison verharren die Buchungen derzeit um 82 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Preise stiegen dabei im Schnitt um 4 Prozent. «Wir haben ein Geschäftsniveau etwa auf 20 Prozent des normalen Wintergeschäfts», sagte Joussen. «Das ist aber besser als nichts». Es gehe darum, «diesen Winter jetzt gut zu überstehen. Wir haben das Schlimmste jetzt gesehen.»
Besserung im Sommer 2021
Für den Sommer 2021 sehe es etwas besser aus. Hier hätten – bezogen auf den vergleichbaren, pandemiefreien Sommer 2019 – 3 Prozent mehr Kunden gebucht. Die Preise legten gegenüber dem Sommer des jetzt zu Ende gehenden Jahres derweil um 14 Prozent zu.
Das Geschäftsjahr 2019/2020 (bis Ende September) war – wie für so gut wie alle Unternehmen der Branche – geprägt von den Corona-Folgen. Anfangs meldete Tui noch ein gutes Geschäft, im Januar standen die Buchungen sogar 14 Prozent im Plus. Während der ersten Pandemiewelle ab März musste das Programm dann komplett ausgesetzt werden.
Im Sommer lief das Geschäft zögerlich an, nachdem erste Gäste wieder nach Mallorca geflogen werden konnten. Auch Griechenland lief relativ gut, insgesamt buchten seit dem Neustart über zwei Millionen Urlauber bei der Tui. Im Herbst wuchs die Unsicherheit aufgrund neuer Reisewarnungen für viele Länder dann aber wieder. Eine Ausnahme sind aktuell Pauschalangebote und Kreuzfahrten zu den Kanarischen Inseln.
Mittel reichen aus
Staats- und Kapitalhilfen sollen die Tui-Gruppe vor dem finanziellen Kollaps bewahren – ähnlich wie bei der Lufthansa oder beim Wettbewerber FTI. Die Höhe der aktuell verfügbaren Mittel gab Tui mit 2,5 Milliarden Euro an – Joussen nimmt an, dass das Geld über die Krise hinweg ausreicht.
Bis Ende September hatte sich das Unternehmen bereits über drei Milliarden Euro an finanzieller Unterstützung gesichert. Kürzlich einigten sich die Eigentümer mit dem Bund sowie privaten Investoren und Banken auf ein ergänzendes Paket von 1,8 Milliarden Euro. Vor allem der Bund ist daran beteiligt – in letzter Konsequenz könnte er über stille Einlagen, die teils in Firmenanteile gewandelt werden, künftig direkt am Konzern beteiligt sein.
An den öffentlichen Hilfen gibt es vor allem aus Gewerkschaften auch heftige Kritik, weil Tui gleichzeitig Tausende Jobs streicht. Etliche Politiker lehnen einen möglichen Staatseinstieg ebenfalls ab. Das Sparprogramm führte mit dazu, dass die Zahl der Tui-Mitarbeiter im Konzern bis Ende September schon von einst 71'473 um fast ein Drittel auf 48'330 sank. «Signifikante Kostensenkungen» hätten den finanziellen Verlust noch mit eingrenzen können, hiess es.
Der Konzern erhöhte das Ziel und will die jährlichen Kosten langfristig um 400 Millionen Euro verringern – bisher waren dafür 300 Millionen Euro angepeilt. (awp/sda/dpa)