«La Suisse n’existe pas» – unter diesem Motto des Künstlers Ben Vautier präsentierte sich der Schweizer Pavillon an der Weltausstellung von 1992 in Sevilla. Ein historischer Aufreger – hätte es damals bereits Kommentarspalten gegeben, man hätte sie schliessen müssen. Heute stellt sich wieder die Frage, was die Schweiz ausmacht: Welches Selbstverständnis an Vielfalt? Welchen Platz in Europa nehmen wir ein?

Die Schweiz ist historisch, sprachlich und kulturell eng mit Europa verbunden. Internationale Vernetzung bleibt essenziell für Wohlstand, Stabilität und Fortschritt. Dieses Grundverständnis muss über die Bestimmungen eines Vertragswerks hinausgehen. Die Diskussion darf und muss geführt werden – die Bilateralen III liegen auf dem Tisch.

Tourismus und Beherbergung ohne Weltoffenheit – eine Schweiz ohne stabile Beziehungen zum angrenzenden Europa funktioniert nicht. Der Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, denn die Schweiz profitiert von ihrer Vielfalt als Reiseland. Politische Stabilität in Europa und die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen sind eine wichtige Voraussetzung, damit Reisende sich überhaupt auf den Weg zu uns machen. Es braucht einen reibungslosen Grenzübertritt für Reisende sowie den Zugang zum Schengen-Visum.

Internationale Vernetzung bleibt essenziell.

Handelserleichterungen – und nicht Handelsbarrieren – helfen, Produkte günstig zu importieren. Die Schweiz profitiert stark von den 140 bilateralen Abkommen mit der EU, die den Zugang zum europäischen Binnenmarkt ermöglichen. Ohne diese Abkommen würden Unternehmen auf zusätzliche Zölle, Bürokratie und Marktzugangs­beschränkungen treffen. Investitionen und Kooperationen mit europäischen Partnern dürfen nicht an bürokratischen Hemmnissen scheitern, sondern sollen zum Wachstum – auch im Tourismus – beitragen. Und nicht zuletzt: Ausländische Fachkräfte und die Personenfreizügigkeit sind für die Beherbergung zentral.

Die Schweiz existiert – sie ist ein beeindruckendes Gefüge, das seine Kraft aus der lokalen und regionalen Vielfalt zieht, aus der Tradition, der Offenheit, der Innovationskraft und aus dem Willen, sich weiterzuentwickeln. Diese Weiterentwicklung wird weiterhin stattfinden – gefördert durch stabile, tragfähige Beziehungen zu Europa.

Hans-Peter Brändle ist Leiter Politik, Recht und Bildung sowie Mitglied der Geschäftsleitung von HotellerieSuisse.