Die deutsche Reisebüro-Allianz Quality Travel Alliance (QTA) hat ihre Partner-Reisebüros befragen lassen, wie sie am Counter mit dem Thema Overtourism umgehen, welche Massnahmen sie befürworten und welche Bedeutung sie dem Thema in Zukunft beimessen. Durchgeführt wurde die repräsentative Online-Umfrage im August von der Unternehmensberatung Dr. Fried & Partner.

«Reisebüros spielen eine zentrale Rolle bei der Information der Kunden. Das gab uns den Anlass, zu untersuchen, wie die Reiseprofis in der Kundenberatung mit dem Thema Overtourism umgehen und wie sie persönlich dazu stehen», erklärt QTA-Sprecher Thomas Bösl.

Informationen aus den Zielgebieten sind rar
Wenn es um die Beratung der Kundinnen und Kunden geht, sind die meisten Reiseprofis bereit, verstärkt über Overtourism in den Zielgebieten zu informieren. Dafür würden sie jedoch deutlich mehr detaillierte Berichte aus den Destinationen benötigen, gaben fast 60 Prozent der Befragten an.

«Overtourism geht uns alle an. Deshalb ist es umso wichtiger, dass der stationäre Vertrieb in der Kundenberatung auf verlässliche Informationen aus den Zielgebieten zurückgreifen kann. Immerhin geniessen Reisebüros die grösste Kundennähe», betont Thomas Bösl. Ein direkter Austausch zwischen den Zielgebieten und den Büros sei daher unerlässlich.

Gleichzeitig weist der QTA-Sprecher darauf hin, dass der stationäre Reisevertrieb in vielen Destinationen noch nicht als direkter Ansprechpartner etabliert ist. Bösl: «Dies muss nachgeholt werden, denn die Nutzung anderer Kanäle ist bei weitem nicht so effizient wie der direkte Draht der Reisebüros zu den Kunden». Die Destinationen täten nach Überzeugung des QTA Sprechers daher gut daran, in den Vertriebsweg Reisebüro zu investieren.

Grosser Einfluss auf Buchung – geringe Wirksamkeit der Massnahmen
Studie zeigt weiter: Knapp zwei Drittel der Reisebüro-Mitarbeitenden sind davon überzeugt, dass Overtourism das Buchungsverhalten in Zukunft teilweise bis sehr stark beeinflussen wird. Gleichzeitig haben die Reisebüros wenig Zutrauen in die aktuellen Massnahmen gegen Übertourismus. Fast 60 Prozent der Befragten halten diese für wenig bis gar nicht effektiv.

Bei Eintrittsgeldern für Tagestouristinnen und Touristen – wie beispielsweise in Venedig – gehen die Meinungen auseinander: Etwa gleich viele Befragte halten diese Massnahme für geeignet wie für ungeeignet. Rund 56 Prozent sprechen sich jedoch für eine Tourismusabgabe aus, die der Region, der Infrastruktur oder den Menschen zugutekommen würde.

Politische Thematisierung erschwert praxisnahe Lösungen
Mehr als die Hälfte der befragten Reisebüro-Beschäftigten sieht die politische Diskussion um Overtourism kritisch. Sie sind der Meinung, dass dadurch praxisorientierte Lösungen erschwert werden. Nur 23 Prozent sehen in der Politisierung keine Hindernisse für die Entwicklung praktischer Lösungen.

Die Reisebranche steht vor der Herausforderung, praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die den Einfluss von Overtourism auf das Buchungsverhalten mindern können. (mm)

Über die Quality Travel Alliance (QTA)
Das Reisebüro-Kooperationsallianz mit Sitz in Deutschland umfasst derzeit rund 3'900 Reisebüros und bündelt einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro. Allianzpartner sind die Ketten und Kooperationen AER Kooperation AG, Reiseland GmbH & Co. KG, rtk/RT-Reisen GmbH sowie TVG.