Die Schweiz ist unbestritten ein attraktives Ferienland. Für ein verlängertes Wochenende ins Tessin, vor Saisonschluss nochmals auf die Ski, die Ausstellung in Basel besuchen oder die Sommerwoche am See verbringen – das kennen wir alle. Und tun es gerne immer wieder. Wir Schweizerinnen und Schweizer sind loyal gegenüber dem Ferienland Schweiz – einfach halt nicht immer. Und das ist gar nicht so schlimm.

Jedes Jahr reisen wir gerne ins Ausland. Viele von uns können es sich auch leisten – mit unserem Ferienguthaben und unserer Kaufkraft sind wir privilegiert. Wir wollen die Welt entdecken, und Reiseziele gibt es mehr, als wir Ferien haben. Das südliche Flair über das Tessin hinaus, das ganze Drumherum mit dem Meer, die Weitsicht ohne die Berge, die im Weg sind ... Gründe für die Auslandsreise gibt es genug.

Die Schweiz, mitten in Europa platziert, ist touristisch von den global attraktivsten Ländern umringt. Mit den Nachbarländern Italien, Frankreich, Deutschland und Österreich sowie den für uns gut zu erreichbaren Destinationen England, Spanien, Griechenland und Türkei sind wir von acht der zehn meistbesuchten Ländern (2023) umgeben. Wir sind also schon in einem recht kompetitiven Umfeld hier, und es spricht viel für eine Reise ins Ausland. Den Anteil an Schweiz-Reisen von Schweizerinnen und Schweizern finde ich deshalb beachtlich.

Wir Schweizerinnen und Schweizer sind sehr loyal gegenüber dem Ferienland Schweiz – einfach halt nicht immer. Und das ist gar nicht so schlimm.

Ich behaupte, dass Auslandsreisen dem Schweizer Tourismus guttun. Wir vergleichen die besuchten Destinationen mit der Schweiz. Wir realisieren aus der Distanz die touristische Attraktivität des Heimatlands und somit unseres touristischen Produktes. Wir realisieren auch mal, wo wir was aufzuholen haben beim touristischen Angebot. Unterwegs im Ferienland wird uns die touristische Infrastruktur zu Hause wieder bewusst: Mit dem Zug vom Flughafen aus auf eine Bergspitze gelangen kann man so nirgends auf der Welt. Dann auch: Das Verständnis für die Bedürfnisse unserer Gäste steigt, wenn wir ihre Heimat und ihren Alltag besser verstehen. Dazu tut uns als Gesellschaft die Aussensicht auf die Schweiz, auf die relative Unwichtigkeit vieler unserer Probleme und unser privilegiertes Leben gut.

Die Rolle von Switzerland Travel Centre für den Schweizer Markt ist speziell. Eigentlich sind wir stark auf ausländische Gäste ausgerichtet. Die Mehrheit unserer Mitarbeitenden lebt und arbeitet ausserhalb der Schweiz. Unser Know-how zur touristischen Schweiz ist hier im Inland eigentlich weniger gefragt. Wir punkten im Schweizer Markt mit Impulsangeboten: attraktive Hotelangebote fürs lange Wochenende. Einfach online buchbar, manchmal steht der Ort im Vordergrund, manchmal das spezielle Hotel. Oder mit Convenience: die Panoramazugreise für die Grosseltern mit den Enkelinnen. Wir lösen das mit der Familienkarte, buchen das Hotel in Gehdistanz zum Bahnhof, und das mit der Verbindungstüre organisieren wir auch. Schweizer Gäste sind für 12 Prozent unseres Buchungsumsatzes verantwortlich. Sie sind eine Minderheit, aber relevant und krisenresistent.

Noch mehr Schweizer Gäste zu mehr Ferien im eigenen Land zu bewegen, sollten wir durchaus anstreben. Nicht in fremde Länder und Kulturen einzutauchen, wäre aber ein Verlust.

Michael Maeder ist CEO der Switzerland Travel Centre AG.