Die Traumdestination der Zukunft ist noch nicht gebaut. Doch liegt sie zum Greifen nah, wenn man die alten Muster beiseitelegt, den gegenseitig befruchtenden Dialog zulässt und die Zukunft neu denkt. Harry Gatterer, Geschäftsführer des deutsch-österreichischen Zukunftsinstituts und Keynote-Speaker am kommenden Hospitality Summit in Zürich, richtet einen Appell an die Touristikerinnen und Touristiker: Jetzt sei der ideale Moment, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Die Möglichkeiten dafür seien schier grenzenlos.
Lösungen für die Herausforderungen, die sich der von der Pandemie gebeutelten Tourismusbranche stellen, kann auch ein Trend- und Zukunftsforscher nicht liefern. Stattdessen gibt er Denkanstösse, die im besten Fall zu einer gewinnbringenden Neuausrichtung führen. Laut Harry Gatterer erreicht die Branche den Erfolg nur im Kollektiv und in neuen Bündnissen. Die Komplexität der aktuellen Probleme erfordere zudem objektives und unemotionales Handeln. «Nach zwei Jahrzehnten permanenter Erfolgsgeschichte ist die aktuelle Ratlosigkeit in der Tourismusbranche normal», sagt er. Bei der Lösungsfindung gelte es jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren und pragmatisch, ganz ohne Wehmut, vorzugehen. Denn Wachstum entstehe nie, indem die Vergangenheit reproduziert werde. Vielmehr müsse aus den aktuellen Begebenheiten heraus agiert werden. Die Karten neu auszulegen, brauche Mut, Out-of-the-box-Denken und den Dialog.
Was muss in der Welt noch passieren, bevor wir umdenken?
Harry Gatterer, Trend- und Zukunftsforscher, Keynote-Speaker am Hospitality Summit 2022
Mit neuen Allianzen in eine verheissungsvolle Zukunft
Unternehmerisches Tun resultiert immer aus Knappheiten. Während der letzten zwei Jahrzehnte sah sich die Tourismusbranche in der privilegierten Lage, beim Gast künstliche Bedürfnisse zu erzeugen und entsprechende Angebote zu schaffen. So entstand beispielsweise das Verlangen nach Adventure und Wellness. Spätestens seit der Corona-Pandemie sieht man sich aber mit echten Knappheiten konfrontiert. Daraus neue Lösungsansätze abzuleiten, sei für die Branche durchaus eine Chance, so Gatterer. Gerade in porösen und chaotischen Zeiten ergäben jeweils neue Möglichkeiten. «Der technologische Fortschritt betrifft keineswegs nur Buchungsplattformen», bemerkt Gatterer spitz und will damit sagen: Touristiker sollen um- und weiterdenken. Der Trendforscher blickt optimistisch in die Zukunft. Er ist überzeugt, dass es weitergeht. Am besten jetzt und anders als bisher: «Was muss in der Welt noch passieren, bevor wir umdenken?»
Die Zukunft sei kein Workshop, sondern ein Prozess, sagt Harry Gatterer. Ein solcher sei zwar anstrengend, aber für die Zukunftsgestaltung unumgänglich. «Wir müssen von einem Verwalten des alten Zustands in das Gestalten eines neuen Zustands übergehen.» In einem ersten Schritt sollten sich Touristikerinnen und Touristiker darüber klar werden, welche Partner sie bei der Entwicklung weiterbringen. Denn die Zeiten, als Zukunftsentwicklung auf individuellem Erfolg basierte, sind laut Gatterer Geschichte. Den bisherigen Konkurrenten, Lieferanten oder Angestellten als gleichwertigen, ideenreichen Partner zu sehen, werde künftig ein Erfolgskriterium sein.
Die Wirklichkeit ist längst nicht mehr nur in Holz geschnitzt, sondern auch in Bits und Bytes.
Harry Gatterer, Trend- und Zukunftsforscher, Keynote-Speaker am Hospitality Summit 2022
Ferien im Metaversum – Träumerei oder im Rahmen der Möglichkeiten?
Mit einer Konstante dürfte die Tourismusbranche auch in Zeiten des globalen Umbruchs weiterhin rechnen dürfen: Der Wunsch nach Nähe und Geborgenheit wird laut Gatterer auch künftig bestehen bleiben, wenn nicht sogar wachsen. «Die Unsicherheiten im Aussen sind zu gross, als dass diese menschlichen Grundbedürfnisse verschwinden werden.» Gerade auch die Hotellerie könne dieses Verlangen stillen – dank neuer Technologien und mit innovativen Formaten. Der Zukunftsforscher lanciert in diesem Zusammenhang den Begriff Resonanz-Tourismus.[DOSSIER]
Für ihn ist dies keineswegs Tourismus à la «Zurück in die Zukunft»: «Resonanz-Tourismus bedeutet nicht nur, sich beim Gastgeber wohlzufühlen. Genauso wichtig ist es für den Gast, bei sich selbst emotional anzukommen.» Deshalb gehe es nicht ausschliesslich darum, vermehrt als charmanter und empathischer Gastgeber aufzutreten. «Wir müssen von der Idee wegkommen, dass der Weg in die Zukunft der Weg zurück ist. Die Wirklichkeit ist längst nicht mehr nur in Holz geschnitzt, sondern auch in Bits und Bytes.»
Die Resonanz-Erfahrung zwingt uns nicht mehr an einen spezifischen Ort. Gelebte Gastfreundschaft, das Wir-Erlebnis, kann dank modernster und stetig fortschreitender Technologien auch auf grosse Distanzen entstehen. «Ein Hotel mit 50 Zimmern, aber 1000 Gästen, die von überall auf der Welt einchecken – wäre das nicht grossartig?», so Gatterer. Ferien im Metaversum? Auch das ist für den Trendforscher möglich, sofern das vorhandene Potenzial dafür mutig und weitsichtig genutzt wird.
Gemeinsam Perspektiven schaffen
Der Hospitality Summit ist der Beherbergungskongress für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Branche. Engagierte Führungskräfte, Gastgeber, Fachleute und Branchenpartner treffen sich am 1. und 2. Juni 2022 in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon zum Wissensaustausch. Mitglieder von HotellerieSuisse profitieren von einem reduzierten Ticketpreis.
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