An Bonmots zu Champagner mangelt es wahrlich nicht. Mein liebstes stammt von Lily Bollinger, geborene Elisabeth Law de Lauriston-Boubers. Lily war während dreissig Jahren Geschäftsführerin des gleichnamigen Champagnerhauses. «Ich trinke Champagner, wenn ich glücklich bin und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin. Wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst rühre ich ihn nicht an – ausser wenn ich Durst habe.» Kurz und gut: Champagner kann vieles.

Schade nur, dass dies noch zu wenig ausgespielt wird. Oft muss er sich damit begnügen, einen Anlass zu eröffnen, und wird dann achtlos zur Seite gestellt. Dabei ist er durchaus in der Lage, ein ganzes Essen lang zu brillieren: Kaum ein anderer Wein ist so vielseitig kombinierbar. Ja, Wein. Guter Champagner ist wertvoller Wein mit Kohlensäure, nicht simpler Sprudler. Und so behandelt, wird er auch mit passendem Glas serviert, das Universal-Glas von Zalto oder Gabriel etwa eignet sich ganz gut. Dass der Champagner nicht in den Kelch geschüttet wird, versteht sich von selbst.

Stefan Keller schreibt regelmässig für die «Schweizerische Weinzeitung» und ist in der Valtellina als Weinproduzent tätig. Er zählt zu den Gründern der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses und ist Ehrenmitglied des Sommelier- Verbands Schweiz. Stefan Keller lebt und arbeitet in der Schweiz und in Wien.

Die Champagnerproduzenten sind wieder mit Rückenwind unterwegs: Nachdem die Verkäufe 2020 auf 244 Millionen Flaschen eingebrochen waren, stiegen sie im vergangenen Jahr auf 325 Millionen Flaschen, und der Verkaufswert lag erstmals über 6 Milliarden Euro. Rund drei Viertel aller Abfüllungen werden im Ausland abgesetzt.

In die Schweiz kamen 6,3 Millionen Flaschen – ein Rekordwert. Und auch der Wert nahm deutlich zu, dies unter anderem deshalb, weil weniger Brut ohne Jahrgang, die mit Abstand bedeutendste Kategorie, aber vermehrt – teurere – Spezialabfüllungen mit ausgesprochen wenig Dosage eingeführt wurden. Jahrgangschampagner, Extra Brut oder Brut Nature, diese Typen eignen sich dank ihrer Komplexität beziehungsweise ihres geringen Restzuckergehalts ganz besonders gut als Essensbegleiter. Aber selbst Brut-Abfüllungen mit tiefen Dosage-Werten, wie sie die drei Kostproben auszeichnen, harmonieren bestens, gerade auch zu sommerlichen Gerichten.


Kostproben

Pierre Gimonnet kreierte seine Chardonnay Cuvée für die Gastronomie bereits 1947, sie ist auch heute noch ausgesprochen «gourmand». Aus hälftig Pinot noir und Chardonnay setzt sich Janisson Baradons Grande Réserve zusammen, ein Teil der Grundweine wurde im Holz ausgebaut. Komplexität und Harmonie zeichnen sie aus. Vve Fourny verwendet für den Rosé Chardonnay und Pinot noir. Ein Teil des Pinot noir wird sofort abgepresst, ein Teil als fassgereifter Rotwein zugegeben. Letzteres gibt Farbe und Struktur.

[IMG 2] Leichtflüssig

Champagne Blanc de Blancs Gastronome. Champagne Pierre Gimonnet & Fils, Cuis. 75 cl – 49 Franken, The Champagne, Walchwil


[IMG 3] Strahlkraft

Champagne Grande Réserve Brut. Champagne Janisson Baradon, Epernay

75 cl – 45 Franken, Dani Matter Weine, Samedan


[IMG 4] Weinig

Champagne Rosé Brut Premier Cru. Vve Fourny & Fils, Blancs-Coteaux

75 cl – 46.50 Franken, Secli, Buchs