Die städtische Tierparkkommission fasste den Entschluss aufgrund einer Machbarkeitsstudie. Diese zeigt auf, dass eine Erweiterung der Anlage grundsätzlich möglich wäre. Allerdings bräuchte es enorme Anstrengungen, um zu einer Baubewilligung zu kommen.
Denn der Bärenpark liegt in einer Bauverbotszone. Für eine Bewilligung müssten zwingend Verbesserungen in städtebaulicher und tierhalterischer Hinsicht erzielt werden können.
Die Sonderbohrungen vom vergangenen Sommer ergaben zudem, dass der für bauliche Massnahmen notwendige Fels zehn Meter unter der Aare liegt. Das würde umfangreiche Massnahmen im Zusammenhang mit der Hangstabilisierung erforderlich machen.
Aus städtebaulicher Sicht wäre es gemäss Studie notwendig, dass der heutige Schräglift mit Treppe rückgebaut würde. Eine neue Treppenanlage mit integriertem Vertikallift am südlichen Rand des erweiterten Parks müsste die behindertengerechte Verbindung sicherstellen.
Die Studie macht auch deutlich, dass im Zuge der Erweiterung keine zusätzlichen Bauten entstehen dürften – sei es für Tiere oder für Menschen. Dies schränke die Optionen stark ein, befand die Tierparkkommission.
Ideen für die Nachwelt
Der entscheidende Punkt sind aber die Gesamtkosten einer Erweiterung, die in der Studie auf 35 bis 40 Millionen Franken veranschlagt werden. Diese Summe überfordert den Tierpark, und die Stadt Bern kann ihm nicht unter die Arme greifen: Sie steckt tief in den roten Zahlen.
Natürlich sei der Verzicht auf die Erweiterung bedauerlich, sagte Gemeinderat Reto Nause (Mitte) vor den Medien. Tröstlich sei immerhin, dass nun eine detaillierte Machbarkeitsstudie vorliege. «So hat die Nachwelt etwas in der Schublade, wenn sie dereinst das Wahrzeichen Berns weiterentwickeln will.»
2009 eröffnet
Der Bärenpark wurde 2009 eröffnet. Die Verantwortlichen von Tierpark und Stadt Bern kündigten 2019 an, man wolle wieder Jungbären züchten. Deshalb erwäge man eine Vergrösserung des Bärenparks am Aarehang und eine Aussenstelle im Gantrischgebiet.
Gegen die Pläne regte sich Widerstand. 2306 Personen unterschrieben eine Petition gegen den «Bärenpark-Wahnsinn». Tiere zu züchten, um sie in Gehegen zu halten und Publikum anzulocken, sei ein veraltetes und ethisch fragwürdiges Konzept. Ausserdem dürfe sich die Stadt «kein zweites finanzielles Fiasko» leisten. Der Bau des Bärenparks war weit teurer gekommen als geplant.
Keine Jungbären
Auch die Pläne für das Gantrischgebiet wurden zuletzt revidiert. Die Promotoren erklärten Anfang November 2021, die Aufzucht von Jungbären stehe nicht mehr im Vordergrund. Viel besser sei, den geplanten Bärenpark Gantrisch zum Instrument der Naturvermittlung zu machen und ihn so in den Naturpark Gantrisch zu integrieren.
Klar ist eines: In der Stadt Bern wird es einstweilen keine Jungbären zu bestaunen geben, wie es in früheren Zeiten regelmässig der Fall war. Jungbären werde es erst wieder geben können, wenn eines der heute lebenden Tiere verstorben sei, sagte Tierparkdirektorin Friederike von Houwald auf Anfrage. (sda/npa)