Bei meinen Forschungen zur Hotel- und Tourismusgeschichte, finanziert durch den Schweizer Nationalfonds, kamen in den 1990er-Jahren etliche kulturelle Schätze zur Hotelgeschichte und zum Hotelleben zum Vorschein. Diese Baupläne, Schriftstücke, Kofferaufkleber, aber auch Prospekte und Menükarten machten deutlich, dass die Schweiz seit dem späten 19. Jahrhundert nicht nur Pionierin für den Fremdenverkehr, sondern auch Vorbild für Gastfreundschaft und Beherbergungsinfrastruktur war.
Die Hotellerie entwickelte sich dabei seit dieser Zeit laufend weiter und schaffte den beeindruckenden Spagat zwischen Tradition und Moderne. Bald einmal war klar, dass das Tourismusland Schweiz eine Anlaufstelle zur Geschichte von Tourismus und Hotellerie benötigte, wie sie beispielsweise das Südtirol mit dem «Touriseum» kennt.
Die Schweizer Hotellerie schaffte den Spagat zwischen Tradition und Moderne.
Roland Flückiger-Seiler, Hotel- und Architekturhistoriker, Stiftungsratspräsident
Ein erstes Konzept für ein Hotel- und Tourismusarchiv entstand unter Beteiligung von Evelyne Lüthi-Graf, der Archivleiterin der «Tourismusregion par excellence» in Montreux. Zusammen entwickelten wir eine Strategie. Mit der finanziellen Unterstützung des damaligen Direktors von HotellerieSuisse Christoph Juen und des Präsidenten Guglielmo Brentel wurde das Konzept mithilfe von etlichen Fachleuten weiter verfeinert und 2007 vorgestellt.
Im März 2008 schliesslich wurde die Stiftung Hotelarchiv Schweiz gegründet. Als Stifter traten der Schweizer Hotelier-Verein HotellerieSuisse mit zwei Stiftungen sowie Jeanne Barras Zwahlen aus Crans, Wallis, als Privatperson in Erscheinung.
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Welche Ziele verfolgt die Stiftung?
Grundsätzlich soll schweizerisches Kulturgut im Bereich Hotellerie und Tourismus erhalten und gepflegt werden. Zur Verbreitung und Vertiefung des Wissens um die geschichtliche Bedeutung fungiert das Hotelarchiv als Auskunfts- und Dokumentationsstelle.
Diese Ziele sollen erreicht werden durch das systematische Sammeln und Vernetzen von Dokumenten – Schriftstücke, Pläne, Bild- und Tonquellen – sowie den Aufbau einer Datenbank zur Schweizer Hotel- und Tourismusgeschichte. Grundsätzlich war eine fachgerechte Archivierung der Dokumente oberstes Ziel. Ausserdem wurde die Zusammenarbeit mit verwandten Organisationen im In- und Ausland angestrebt.
Nach etlichen erfolgreichen Jahren musste das Hotelarchiv seine Geschäftsstelle aus finanziellen Gründen mit der Pensionierung der Geschäftsführerin per Ende 2018 schliessen. Die Schweiz ist als föderalistischer Staat regional organisiert, was die Geldbeschaffung für kulturelle Projekte, die das ganze Land betreffen, sehr schwierig macht.
Trotz dieser Hürden sind die Bestände des Hotelarchivs weiter zugänglich. Die überregionalen und gesamtschweizerischen Dokumente befinden sich heute im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv (SWA) in Basel. Die Akten aus der Westschweiz haben im Archiv der Gemeinde Montreux eine Bleibe gefunden. Die beiden Archivarinnen, Irene Amstutz und Nicole Meystre-Schaeren, nehmen an den Sitzungen des Stiftungsrats teil und gewährleisten so eine optimale Koordination. Anfragen von interessierten Stellen sind weiterhin möglich und werden von Stiftungsräten oder externen Fachspezialisten bearbeitet.
Wer sich selber ein Bild machen möchte, findet im Internet eine Fülle historischer Dokumente. Ein besonderes Schmuckstück ist die Topothek, die Bilddatenbank der Stiftung.
Bilder von damals
Die vom Hotelarchiv aufgebaute Topothek ist ein Onlinebildarchiv, das Fotografien, Ansichtskarten und weiteres Bildmaterial zur Schweizer Hotelgeschichte sammelt und allen Interessierten zugänglich macht. Klicken Sie sich durch viele Jahrzehnte grossartiger Hotel- und Tourismusgeschichte. Die Bilder sind übrigens kostenlos downloadbar.
hotelarchiv.ch
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Roland Flückiger-Seiler